Landung auf Darkover - 1
Erwachsene können Talg verwenden, und davon ist eine ganze Menge da, aber wenn Babys das Zeug einatmen, können sie Probleme mit der Lunge bekommen. Die einheimischen Getreide und Nüsse lassen sich ausnahmslos nicht fein genug vermählen; das Mehl ist fein genug, daß man es essen kann, aber für zarte kleine Babypopos ist es absolut nicht empfehlenswert.«
MacAran fragte: »Wann ist es denn jetzt soweit, Judy?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Auf der Erde hätte ich noch etwa zweieinhalb Monate vor mir. Camilla und ich und Alastairs Mädchen Alanna - wir sind in einem Kopf-an-Kopf-Rennen, sozusagen. Der nächste Schub ist dann etwa einen Monat danach fällig. Hier - nun, man darf sich überraschen lassen.« Ruhig fügte sie hinzu: »Wir rechnen damit, daß vorher der Winter einsetzen wird. Aber du wolltest mir sagen, was ihr heute gefunden habt.«
»Fullererde«, antwortete MacAran, »oder etwas so Ähnüches, daß ich den Unterschied nicht feststellen kann.« Auf ihren verständnislosen Blick hin erläuterte er es ihr: »Sie wird bei der Tuchherstellung verwendet. Von den Kaninchenhörnern bekommen wir kleine Vorräte tierischer Fasern, eine Art Wolle, und sie sind zahlreich und können auf der Farm massenhaft aufgezogen werden, aber die Fullererde sorgt dafür, daß der Stoff leichter zu behandeln sein wird und sich besser zusammenzieht.«
Janice sagte: »Man würde nie auf den Gedanken kommen, einen Geologen nach etwas zu fragen, mit dem man Tuch herstellen kann. Um Himmels willen!«
»Wenn man es hinterfragt«, sagte Judy, »dann stehen alle Wissenschaften in einer Wechselbeziehung… Obgleich - auf der Erde war alles so spezialisiert, daß wir das aus den Augen verloren haben.« Sie trank ihren restlichen Tee. »Kehrt ihr zum Basislager zurück, Rafe?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, für uns heißt es, in die Wälder zu gehen, wahrscheinlich zu jenen Hügeln zurück, die wir bei unserer ersten Expedition aufgesucht haben. Dort gibt es vielleicht Bäche, die in fernen Bergen ansteigen, und das müssen wir nachprüfen. Deshalb ist auch Dr. Frazer bei uns - er hofft, weitere Spuren von den Wesen zu finden, die wir bei unserem letzten Ausflug gesehen haben, eine genauere Vorstellung von ihrer Kulturstufe zu bekommen. Wir wissen, sie bauen Brücken von Baum zu Baum … aber wir haben bisher nicht versucht hinaufzuklettern, sie sind ja auch hoch genug gebaut, und natürlich wollen wir ihr Werk nicht beschädigen oder sie ängstigen.«
Judy nickte. »Ich wünschte, ich könnte mit euch gehen«, sagte sie ziemlich sehnsüchtig, »aber ich habe die Anweisung, bis nach der Geburt des Babys nie länger als ein paar Stunden vom Basislager entfernt zu bleiben.« MacAran bemerkte den Blick tiefen Seh-nens in ihren Augen und tastete mit dieser neuen Fähigkeit, Emotionen wahrzunehmen, nach ihr hinaus. Sanft sagte er: »Mach dir keine Sorgen, Judy. Ganz gleich, wen wir finden, wir werden niemanden belästigen; weder die kleinen Wesen, die die Brücken gebaut haben, noch … sonst jemanden. Wenn uns die anderen Wesen feindlich gesinnt gewesen wären, hätten wir das in der Zwischenzeit längst erfahren. Wir haben nicht die Absicht, sie zu belästigen. Einer unserer Gründe, weshalb wir unterwegs sind, ist, dafür zu sorgen, daß wir nicht unabsichtlich ihren Lebensraum verletzen oder etwas zerstören, was sie für ihr Überleben brauchen. Sobald wir wissen, wo sie sich niedergelassen haben, werden wir wissen, wo wir uns nicht niederlassen sollten.«
Sie lächelte. »Danke, Rafe«, sagte sie leise. »Es tut gut, das zu wissen. Wenn wir in diesen Bahnen denken, schätze ich, daß ich mir keine Sorgen zu machen brauche.«
Kurz darauf trennten sich die beiden Gruppen, und der Nahrungsmittelprüfungstrupp kehrte zum Basislager zurück, während MacArans Mannschaft weiter in die Berge vordrang.
In der folgenden Zehntagswoche fanden sie zweimal kleinere Spuren der kleinen pelzigen Lebewesen mit den großen Augen; einmal oberhalb eines Bergwasserlaufs eine Brücke, konstruiert aus langen miteinander verbundenen und geflochtenen Schilfschlingen, sorgfältig geknüpft und befestigt, mit Strickleitern, die aus den unteren Bereichen der Bäume zu ihr hinaufführten. Ohne sie zu berühren, untersuchte Dr. Frazer die Ranken, aus denen sie gebaut war, und erklärte, der Bedarf an Fasern, Stricken und schweren Garnen sei vermutlich größer, als die kleinen Mengen von der Pflanze, die sie Seilkraut nannten, ergeben konnten. Fast hundert
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