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Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben

Titel: Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Landy
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lang tragen“, rügte Sanguin. „Bei einem Kampf auf Leben und Tod kann man ihn zu leicht zu sich heranziehen. Er ist kein praktisch denkender Mensch, so sieht es aus. Er macht sich zu viele Gedanken um sein Aussehen und nicht annähernd genug um seinen verdammten Job. Deshalb hat er eine solche Frisur. Und warum lächelt er überhaupt die ganze Zeit? Die Typen da unten sind ein Haufen Blödmänner mit Knarren, wozu brauchen sie sein Lächeln? Er will unbedingt gefallen, das ist sein Problem. Er will, dass alle ihn mögen. Das ist ein Zeichen für einen schwachen Geist.“
    „Und das schließt du alles aus einer Frisur und einem Lächeln?“, fragte Tanith. „Dein Talent ist beeindruckend, Billy-Ray.“
    „Ich hab jedenfalls mehr Talent als er, das kann ich dir flüstern. Das Hauptproblem bei Totenbeschwörern ist, dass all ihre Kraft an ein einziges Objekt gebunden ist. Nimmt man ihnen diesen Gegenstand, können sie nichts mehr ausrichten. Bei Walküre ist es ein Ring, bei Solomon Kranz ein Gehstock. Ich weiß nicht, welchen besonderen Gegenstand dieser Typ hat, aber …“
    „Ein Zauberstab.“
    Sanguin schaute sie an. „Wie bitte?“
    „Seine Magie ist an einen Zauberstab gebunden“, erklärte sie.
    Es dauerte einen Moment, bis Sanguin diese Information verdaut hatte. „Er … der Typ benutzt einen Zauberstab? Echt? Er benutzt tatsächlich einen Zauberstab? Wie ein Zauberer aus dem Märchen?“
    „Genau.“
    „Ein Magier, ein richtiger lebendiger Magier … einer von uns … schwingt einen Zauberstab?“
    Sie grinste. „Findest du das irgendwie ungewöhnlich?“
    „Ich … ich weiß nicht, wo ich anfangen soll … Wie konnten sie ihm das erlauben? Haben die anderen Totenbeschwörer denn gar keinen Stolz? Was fällt ihm wohl als Nächstes ein? Fliegt er vielleicht auf einem Besen herum? Wir sind hier nicht bei Harry Potter. Wir sind keine Hexen und Hexenmeister. Wir sind ernst zu nehmende Leute mit ernst zu nehmenden Jobs, und dieser Typ …“
    „Beruhige dich, Billy-Ray.“ Tanith hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen.
    „Es ist ein Klischee“, zischte er. „Es ist ein verdammtes Klischee, und es kann nur schaden. Wenn das Kreise zieht, rennen bald alle Arten von Zauberern herum, wedeln mit Zauberstäben und lassen Zaubersprüche ab. Weißt du, wie lächerlich wir dann aussehen?“
    Tanith zuckte mit den Schultern. „Ich mag Harry Potter.“
    „Hier geht es nicht um Harry Potter!“
    „Dir hat Harry Potter doch auch gefallen.“
    „Es sind gute Bücher“, fauchte er, „aber ich bin gegen diese Zauberstab-Geschichte. Die ganzen Typen da unten, Kriminelle und Halunken und Gangster, und von wem nehmen sie Befehle entgegen? Von einem Zauberer mit Zauberstab. Wie können sie ihn nur ernst nehmen? Wie können sie uns ernst nehmen, wenn wir angreifen?“
    „Wenn wir Glück haben, tun sie es nicht“, meinte Tanith. „Wenn sie darauf warten, dass wir unsere Zauberstäbe schwenken, schießen sie vielleicht nicht, und wir können sie leichter umbringen.“
    Sanguin schüttelte den Kopf. „Nein, es ist einfach nicht richtig. Der Kerl sollte sich schämen. Ich muss ihn umbringen. Das ist dir doch klar, oder? Es geht um unsere Ehre. Das ist jetzt … das ist jetzt einfach Ehrensache.“
    „Falls sich die Gelegenheit ergibt“, sagte Tanith, „zögerst du nicht und bringst ihn um.“
    „Das werde ich.“
    „Nimm dich aber vor seinem Zauberstab in Acht.“
    Sanguin murmelte etwas, das sie nicht verstand, und sie grinste wieder.
    An einem Fenster erschien ein Mann, beugte sich heraus und sprach mit Kaiven. Ein Mann in den Fünfzigern mit beginnender Glatze. Jackie Earl.
    „Und hier haben wir unsere Zielperson“, raunte Tanith. „Du gehst jetzt besser rüber zu Annis und spornst sie ein bisschen an. Jack und Sabine sollen sich um die Schützen kümmern – du konzentrierst dich auf Kaiven. Er ist der Einzige, der ein Problem darstellt.“
    „Ich finde es immer noch nicht gut, dass du den Bogen allein holen willst.“
    „Du traust mir nicht zu, dass ich es mit einem kleinen Gangster aufnehmen kann? Ich bitte dich.“ Sie küsste ihn. „Und jetzt geh, lauf.“
    Ganz und gar nicht überzeugt verschwand Sanguin in der Wand. Tanith drehte sich in dem Moment wieder zu Earl um, als dieser das Fenster schloss.
    Annis kauerte so in der Dunkelheit auf dem Dach, dass sie in den Hof hinunterblicken und dabei vollkommen unsichtbar bleiben konnte. Sie beobachtete, wie die Männer mit ihren Gewehren

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