Landy, Derek - Tanith Low - Die ruchlosen Sieben
für dich auftreiben?“
„Nichts so Zeitaufwendiges. Ich möchte lediglich etwas über deine Liefermethoden erfahren.“
„Bitte?“
„Thames, ich weiß, dass du für gewisse Magier im Londoner Sanktuarium gewisse Objekte organisiert hast. Ich weiß, dass du sie unter strengster Geheimhaltung ins Sanktuarium geliefert hast. Und ich weiß, dass du einen geheimen Eingang kennst. Und genau den brauche ich, Thames.“
„Es tut mir sehr leid, Miss Low, aber dieses Geheimnis gedenke ich mit ins Grab zu nehmen.“
„Was der ideale Moment für eine Drohung wäre. Aber ich will nett sein.“
Er lächelte. „Und ich weiß das ohne Frage zu schätzen. Doch dieser Eingang ist von entscheidender Bedeutung für meine laufenden Geschäfte und somit für mein fortlaufendes Wohlergehen. Falls ich bei besagten Magiern in den Verdacht geriete, sie betrogen zu haben, würden sie mich ohne zu zögern meiner lebenswichtigen Organe berauben.“
„Ah, aber ich kann etwas für dich tun, damit sich die Mühe auf jeden Fall für dich lohnt.“
„So verlockend das Angebot zweifellos ist – ich muss ablehnen.“
Tanith lachte. „Oh, Thames, du verstehst mich falsch. Das ist und bleibt eine ganz und gar, zu einhundert Prozent professionelle Sache. Du hast etwas, das ich brauche, ja? Und wie der Zufall es will, habe ich etwas, das du brauchst.“
„Und das wäre?“
Tanith erläuterte ihm also, was sie hatte, das er so überaus dringend brauchte, und – das musste sie ihm lassen – er ging nicht sofort darauf ein. Hätte sie ihn nicht besser gekannt, sie hätte schwören können, dass er sich wirklich nichts daraus machte.
„Tatsächlich?“, murmelte er.
„Ich schlage dir einen Deal vor“, fuhr Tanith fort. „Du bringst mich zu der Geheimtür ins Sanktuarium, und ich gebe dir, was du brauchst. Nach – wie lange, zwei Jahren? -ist deine Suche nun endlich zu Ende.“
Chabon schaute sie an. „In Ordnung. Aber falls du versuchst, mich reinzulegen …“
Tanith klatschte vergnügt in die Hände. „Wunderbar! Ich kann es ja ruhig zugeben, Thames, du hast mich zu einem sehr glücklichen Menschen gemacht.“
EINUNDZWANZIG
Tanith trat rückwärts in einen Raum voller Käfige, und in diesen Käfigen saßen und standen Männer und Frauen. Diese Menschen waren von der allerschlimmsten Sorte, Kriminelle mit so abscheulichen und grotesken Neigungen, dass sie hier, im Sanktuarium selbst, festgehalten werden mussten.
Der Weiße Sensenträger folgte ihr Stufe um Stufe die Treppe hinunter, Funken sprühten, wenn ihre Klingen sich kreuzten. Die Gefangenen begannen zu johlen und zu applaudieren, als Tanith zurückgedrängt wurde. Ringsherum nur Feinde. Die Klinge des Sensenträgers fuhr über ihren Bauch. Es floss Blut. Sie wich unter seinen extrem schnellen Angriffen zurück, schaffte es aber kaum, ihre Verteidigung aufrechtzuerhalten.
Die Gefangenen streckten die Hände zwischen den Käfigstangen hindurch, grapschten nach ihr, zogen sie an den Haaren und versuchten, sie zu kratzen. Einer griff nach ihrem Mantel, und sie drehte sich rasch heraus, bevor der Sensenträger den Abstand zwischen ihnen verringern konnte.
Er holte aus, und sie blockte den Hieb mit der Scheide und stieß mit dem Schwert nach oben, doch er drehte die Sense, wehrte den Hieb ab und griff erneut an.
Die Gefangenen brüllten vor Lachen, als sie Richtung Wand lief, den Sensenträger dicht auf den Fersen. Sie sprang an die Wand und lief hinauf, bis sie kopfunter an der Decke hing. Während sie daran entlangeilte, ging der Kampf mit dem Sensen träger auf dem Boden weiter. Er war gezwungen, rückwärtszugehen und sich über seinem Kopf zu verteidigen und anzugreifen. Sie traf seine Hand mit ihrer Schwertscheide, und er ließ die Sense fallen. Sie sprang auf den Boden zurück, ergriff sie mit einer Hand und stieß mit der anderen ihr Schwert in ihn.
Die Gefangenen hörten auf zu johlen. Der Sensenträger machte einen Schritt nach hinten.
Sie versenkte das Sensenblatt in seiner Brust. Er sackte auf die Knie. Schwarzes Blut tropfte auf den Boden.
Die Gefangenen murrten; sie hätten sie gern sterben sehen und fühlten sich nun um das Schauspiel betrogen. Tanith zog ihr Schwert aus dem Körper des Sensenträgers und lief zur Treppe.
Irgendwo im Sanktuarium krachte es. Im Repositorium. Walküre und Skulduggery hatten ein Problem. Sie musste dringend helfen, und dieses Wissen verlieh ihr Flügel. Doch kurz bevor sie die oberste Stufe erreicht hatte,
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