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Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition)

Titel: Lang lebe die Nacht: Ein phantastischer Historienroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Glaubst du, der Graf weiß davon?“
    „Vielleicht steckt ihm seine britische Dienerschaft, wie fürsorglich der junge Gast sich um Annas Wohl bemüht.“
    „Meinst du, die würden ihre Herrin verraten?“
    Ich zuckte die Achseln. „Wer weiß? Ich hoffe nur, Hagen stellt nichts Dummes an ...“
    Auf Salandars Gesicht wuchs ein breites, schelmisches Grinsen. „Du meinst, solange sie musiziert, kann sie wohl kaum auf den Gedanken kommen, etwas Sinnlicheres zu tun?“
    „Was mit ziemlicher Sicherheit das Ende unseres Auftrags wäre.“
    „Ja, und unseres guten Rufes.“
    „Hatten wir je einen?“
    „Zumindest nicht, was unser Benehmen angeht.“
    „Aber für Benimm werden wir auch nicht bezahlt.“
    Salandar nickte und suchte mit seinem Blick Marius.
    „Mögen sprechende Katzen eigentlich Streicheleinheiten?“, fragte er, ein wenig boshaft vielleicht.
    „Durchaus“, kam es vom Schreibtisch, auf dem Marius indessen in einem von Salandars Folianten las. „Aber unter den gegebenen Umständen betrachte ich das Holz dieses Eichentischs als durchaus bequeme Zwischenlösung, lieber Artifex Magicae.“
    „Hör auf, mich so zu nennen!“
    „Warum?“
    „Weil ich keiner bin.“
    „Du siehst aber so aus.“
    „He“, unterbrach ich die beiden Streithähne. „Salandar, das erinnert mich daran, dass du mir eigentlich noch eine Antwort schuldest.“
    Der Angesprochene stöhnte entnervt. „Jetzt?“
    „Ich kann das Erzählen übernehmen“, feixte Marius. „Also: In den Großstädten unserer Welt gibt es Logen ...“
    „Schon gut, schon gut, ich mache es selbst“, blaffte Salandar dazwischen.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schien zu überlegen.
    „Ich brauche einen Schluck Wein. Holst du welchen?“, meinte er schließlich.
    „Damit du in der Zwischenzeit Marius den Hals umdrehst? Nein, hol ihn selbst!“
    Der beleibte Mann grummelte etwas Unverständliches, aber sicher Unfreundliches, erhob sich und ging zur Tür.
    Ich ließ mich meinerseits in den Sessel sinken.
    „Lieblich oder trocken?“, fragte Salandar mit der Hand an der Klinke.
    „Herb?“
    Salandar verdrehte die Augen und ging.
    „Also“, wandte ich mich an Marius, „was hat es mit diesen Logen auf sich?“
    „Magier“, antwortete der.
    „Magier? So richtig mit Feuerbällen und Eiszapfen und so?“
    „Ganz so ist es nicht. Ich würde behaupten, richtige Magie funktioniert subtiler ...“
    Unwillkürlich musste ich an meine Begegnung im Zelt des französischen Offiziers Jahre zuvor denken und schauderte.
    „Trägt er deshalb diesen seltsamen Namen?“, schloss ich.
    „Wahrscheinlich. Beim Eintritt in einen dieser hochexklusiven Zirkel legt man alles ab, was einen mit der Vergangenheit verbindet. Alle Urkunden werden vernichtet, man trägt andere Kleidung, die Haare werden kurzgeschnitten oder wachsen gelassen, je nachdem, was zuvor war. Man munkelt, sie würden sogar jemanden in den jeweiligen Geburtsort schicken, der die Einträge aus den Kirchenbüchern löscht. Die gesamte Identität des Jeweiligen wird mehr oder weniger umgekrempelt.“
    Ich hob interessiert die Brauen. „So? Dort betreibt man richtige Magiewissenschaft?“
    „Zumindest hörte ich das.“
    „Wo hört man denn so etwas?“
    „An Universitäten. Dort wird unter den Studenten beständig über die sogenannten Circuli Magicae getuschelt.“
    „Gibt es viele dieser Zirkel?“
    „London, Paris, Berlin, München, Prag, Moskau, Köln ... eigentlich in jeder Stadt, die man als ziemlich groß beschreiben könnte. Manche sind nur Außenstellen eines Großzirkels. Wobei Großzirkel wahrscheinlich der falsche Ausdruck ist, denn oft gibt es nicht mehr als fünf oder sechs Personen in einem Haus. Man sagt, es seien alles verkopfte Wissenschaftler. Möglich, dass dein Freund deshalb nicht mehr dabei ist.“
    „Möglich“, sinnierte ich und dachte bitterlich an den Mann mit dem brutalen Gemüt, dem ich in Belgien begegnet war. Das Wetter war genau so schlecht gewesen wie heute. Doch nicht nur das Wetter war es damals gewesen ...
    Als Salandar wiederkam, hatte er etwas unter dem Arm, von dem sich geschmacklich herausstellte, dass es nur entfernt mit Wein verwandt sein konnte. Es war dermaßen bitter, dass sich einem die Zunge aufrollte. Jedoch war ich kein großer Weinkenner im Gegensatz zu Salandar, der seine Beute aus des Grafen Keller für eine vorzügliche Wahl hielt. Ohne Zweifel waren dem guten Tropfen Wermut und einige Bitterkräuter beigemischt.
    „Du

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