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Lange Finger - flinke Beine

Lange Finger - flinke Beine

Titel: Lange Finger - flinke Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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liest denn Münchner Zeitungen?
    Heinzi: Dicker... sieh mich an!
    Wirt: (lacht)... na, so schön bist auch wieder nicht.
    Heinzi : Es ist ganz sachlich gemeint, Dicker. Sieh mich an!
    Wirt: Also gut — ich seh!
    Heinzi: Was siehst?
    Wirt: Dich!
    Heinzi: Genauer!
    Wirt: Ich seh’ dein blödes Gesicht, was soll ich sonst noch sehen?
    Heinzi: Sehe ich aus wie einer, der die Dummheit schon mit der Flasche eingetrichtert bekommen hat?
    Wirt: Hm, das würde ich nicht gerade sagen.
    Heinzi: Sehe ich aus wie einer, der nicht bis drei zählen kann? Der sich seine Unterhosen mit der Kohlenzange anzieht?
    Wirt: Wer das behauptet, der lügt! Das ist die Wahrheit!
    Heinzi: Sehr ich aus wie ein Idiot, den man ungestraft über die Ohren hauen kann?
    Wirt: (unbehaglich) Nein. Nun sag schon, was los ist.
    Heinzi: Ich kenne einen, der glaubt das mit der Flaschendummheit, dem Nicht-bis-drei-zählen-Können, und der hält mich auch für einen Idioten, dem man ungestraft das Stroh aus dem Strohsack ziehen kann, (erhebt sich)
    Wirt: (neugierig) Hast du was vor, Heinzi?
    Heinzi: Ich werde ihm klarmachen, daß er sich in meiner Person geirrt hat. Und ich werde ihm sagen, daß solche Irrtümer teuer sind.
    Wirt: Wer ist es denn?
    Heinzi: Das ist Geschäftsgeheimnis, Dicker. Aber kennen tust auch du ihn! Ich verreise!
    Wirt: Du verreist? Und wohin?
    Heinzi. Tn ein kleines Städtchen, das in der Nähe einer großen Stadt liegt. Und wenn ich von der Reise zurück bin, trinken wir zusammen einen echten französischen Sprudel.
    Wirt: (verständnislos) Einen französischen Sprudel?
    Heinzi: Jawohl! Genau auf so einen kommt’s mir an: (breit) Auf einen französischen Sprudel!
    Wirt: (dämmert es) Ja, jetzt verzieht sich der Nebel. Jetzt weiß ich, auf wen du aus bist!

7. Akt

    In einer Villa

    Heinzi nimmt in eiligen, weitausholenden Schritten den Weg vom Gartentor zur Haustür. Und er stellt sich so, daß man ihn nicht durch die Scheibe der Tür erkennen kann. Und er kichert leise in sich hinein, als er klingelt. Zweimal kurz, zweimal lang. Es dauert genau eine Minute und vierzig Sekunden, bis sich die Tür öffnet.

    Heinzi: (freundlich) Einen wunderschönen guten Morgen, wünsch’ ich. Nachdem die gnä’ Frau die Burg verlassen hat, sind wir sozusagen ganz unter uns. Wie es sich bei großen Geschäftsabschlüssen gehört! Darf ich...
    X: B... B... Bitte...
    Heinzi: Ein gemütliches Häuschen haben’s, Respekt, Respekt, Herr X.
    X: (mit Kloß im Hals) Wo kommen Sie denn her?
    Heinzi: Na, wo schon, aus Wien natürlich.
    X: (schluckt) Aus Wien... direkt?
    Heinzi: Direkt! Wenn es Ihnen Spaß macht, können Sie ruhig wieder Ihren französischen Akzent benutzen. Klang ganz lustig, Herr X... hehe, Monsieur X. Oder soll ich jetzt vielleicht Herr Bleichberger sagen, Herr Bleichberger?
    Setzen wir uns hierhin... eine schöne Aussicht. Sie sollten froh sein, daß Sie an mich geraten sind, lieber Herr! Ein anderer hätte Ihnen mit dem Hämmerchen lauter kleine Dellen in den Kopf gehämmert. Aber ich bin ein Humaner!
    X: Was wollen Sie? Sie haben doch Ihr Geld bekommen.
    Heinzi: Es ist ein kostspieliges Vergnügen, mich für einen Idioten zu halten.
    X: Wollen Sie bestreiten, daß ich mich an unsere Abmachungen gehalten habe?
    Heinzi: Ich werd’ Ihnen jetzt ein Artikelchen vorlesen, (entfaltet Zeitung/liest)
Am späten Abend des Mittwochs brachen unbekannte Täter in das Haus eines namhaften Münchner Geschäftsmannes ein. Sie sprengten den Tresor auf und entwendeten daraus Papiere sowie Goldmünzen im Wert von über vierhunderttausend Mark. Noch fehlt jede Spur von den Tätern, (holt tief Luft/wiederholt)... Goldmünzen im Wert von über vierhunderttausend Mark! Verdammt, Herr Bleichberger, das muß ja ein entsetzlicher Verlust für Ihren Bruder gewesen sein, (höhnisch) Wo ich auch hinsehe — überall sehe ich arme Brüder.
    X: Ich weiß nicht, warum Sie das alles interessiert?
    Heinzi: (barsch) Aber Sie wissen so gut wie ich, daß der Tresor, den ich im Schweiße meines Angesichts aufpusten mußte, bis auf die lächerliche Akte leer war.
    X: Na und?
    Heinzi: Was heißt hier »na und?« Sie haben mich für einen riesigen Versicherungsschwindel engagiert und mit einem Taschengeld abgespeist!
    X: Wir haben Ihnen hunderttausend Schilling und die Spesen bezahlt.
    Heinzi: Eben, um diesen Irrtum geht es mir! Ich bin hier, um Ihnen Gelegenheit zu geben, den Irrtum aus der Welt zu schaffen.
    X: Wie soll ich das verstehen?
    Heinzi: Ich erhebe ein

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