Lange Finger - flinke Beine
nur geschafft, zu Fuß unter diesen Wassermassen wegzulaufen?«
Die Frau mit dem blonden Lockenkopf preßte die Lippen zusammen. Sie schien zu begreifen, daß sie das Spiel verloren hatte.
»Ich schlage vor, daß wir jetzt die Polizei benachrichtigen. Vielleicht fällt Ihnen für das polizeiliche Protokoll noch eine bessere Version Ihrer Geschichte ein.«
Perry Clifton griff zum Telefon.
Hank Murphy sah wie üblich bei solchen Gelegenheiten bekümmert drein.
Ken Moore dagegen schien in den letzten sechzig Sekunden um zwei Zentimeter gewachsen. Selbst sein zufriedenes Grinsen hatte an Gewichtigkeit gewonnen.
So verschieden konnte ein und derselbe Vorgang auf vier Menschen wirken!
Money-Day in Saltcreek City
war auch der Tag, an dem die Reichen erblaßten und lange über eine kriminalistische Frage nachdachten.
Die Historie
Jedes Jahr in der letzten Septemberwoche fand im amerikanischen Städtchen Saltcreek City der sogenannte Money-Day statt.
Dieser Geld-Tag ging zurück auf ein Ereignis im Jahre 1900, als eine berüchtigte Bande von Strauchdieben die Bank von Saltcreek bis auf den letzten Cent ausraubte und damit einen Teil der damaligen Einwohnerschaft an den Bettelstab brachte.
In den ersten Jahren nach diesem schrecklichen Ereignis, bei dem übrigens auch der Direktor der Bank, James O. Moridge, durch einen von der Aufregung verursachten Herzschlag ums Leben gekommen war, beging man den Jahrestag mit einem Marsch durch den Ort.
Angeführt wurde der Zug von einer kleinen Kapelle. Später waren es dann drei Kapellen, und bereits 1910 gesellten sich zur Marschmusik die ersten Verkaufsstände mit Andenken und Hamburgern.
In den folgenden Jahrzehnten bis heute hatte sich der Money-Day zu einem Trubelfest typisch amerikanischen Ausmaßes entwickelt, das auch Tausende auswärtiger Besucher anlockte.
Schon am Morgen trafen ganze Kolonnen mit Omnibussen ein. Jeder Bus bis auf den letzten Platz besetzt mit unternehmungslustigen Familien, die wußten, was in Saltcreek City alles geboten wurde.
Diesmal
Sämtliche Restaurants boten Essen zum halben Preis an. Die Benutzung der städtischen Omnibuslinien erfolgte zum Nulltarif, ebenso kostenlos konnten vier Kinos und der kleine zoologische Garten besucht werden.
Für die Kinder gab es Luftballons, Eselreiten, ein Karussell und Buden mit Zuckerwatte, Türkischem Honig, Popcorn, Dosenwerfen, Wurstbratereien, und auf dem Platz hinter der Methodistenkirche drehte sich ein riesiger Ochse am Spieß, der ab 11 Uhr in kleine 3-Dollar-Portionen aufgeteilt wurde.
Wer Pech hatte, erwischte ein Stück, auf dem er noch nach vier Stunden kaute.
In den Sälen fanden Tanz- und Tombolaveranstaltungen statt, und jeweils um 22 Uhr, unmittelbar nach der Verlosung eines Sechstausend-Dollar-Autos, ließ ein Riesenfeuerwerk die Augen der Besucher funkeln!
Die Hauptdarsteller
Doch nun ist es an der Zeit, über die Leute zu sprechen, die bei dieser Gelegenheit einige Hauptrollen übernommen hatten: die oberen Hundert von Saltcreek City. Die Reichen, die noch Reicheren und die ganz Reichen.
Sie alle waren Mitglieder des Ontary-Clubs.
Und in diesem Jahr hatte sich der Club für den Money-Day etwas Besonderes ausgedacht: einen Schiffsausflug nach Crayfish Island, jener vegetationsreichen Insel in der Mitte des Columbiaflusses.
Crayfish Island liegt acht Meilen vor der Einmündung des Stromes in den Stillen Ozean. Dort, wo sich die Insel befindet, hat der Fluß bereits eine Breite von über fünf Meilen. Als Transportmittel für diesen Ausflug sollte die Superjacht des Silberbergwerkbesitzers George Slade dienen. Auf Crayfish Island gab es ein berühmtes Feinschmeckerrestaurant namens »Nugget«, in dem die Ontary-Clique »ihren« Money-Day mit einem 12-Gänge-Menü fortzusetzen gedachte.
Dem würden sich, wie in jedem Jahr, Tänzchen, Geplauder und Geplapper, Schauspielerei und ein paar gehaltvolle Pokerrunden anschließen.
All das würde man genießen, denn man war unter sich, und das bot Vorteile.
Für die Fahrt von Saltcreek City bis zur Insel rechneten die Veranstalter mit einer knappen Stunde Fahrzeit, doch sie versprachen auch, daß es keine langweiligen sechzig Minuten werden sollten.
Die »Golden Mary« war ein Luxusschiff, auf dem es an nichts fehlte.
Die Besatzung bestand aus Kapitän Jerry Jackson und sechs weiteren Männern, darunter ein Steward und ein Funker.
Was für die technische Ausstattung die Radaranlage, das war für die Geselligkeit eine Bar, ein
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