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Lange Zähne

Lange Zähne

Titel: Lange Zähne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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»Benutzt deine Mutter Ausdrücke wie ‚in
Sünde leben’?« »Ich vermute, sie hat ihn als gestickten Sinnspruch über dem
Telefon hängen, damit sie auch ja nicht vergißt, ihn jeden Monat zu sagen, wenn
ich anrufe.«
    Tommy schüttelte den Kopf. »Wir
sind geliefert. Warum hast du sie diesen Monat nicht angerufen? Sie hat gesagt,
du würdest sie immer anrufen.«
    Jody tigerte umher, während sie
nachzudenken versuchte. »Weil ich meine Gedächtnisstütze nicht bekommen habe?«
    »Welche Gedächtnisstütze?«
    »Meine Tage. Ich rufe sie immer
an, wenn ich meine Tage bekomme - um alle unangenehmen Dinge auf einen Schlag
abzuhaken.«
    »Wann hattest du das letzte Mal
deine Tage?«
    Jody überlegte einen Moment. Es
war gewesen, bevor sie sich verwandelt hatte. »Ich weiß nicht, vor acht, neun
Wochen. Tut mir leid, ich kann gar nicht glauben, daß ich es vergessen habe.«
    Tommy ging zum Futon, setzte sich
und vergrub seinen Kopf in den Händen. »Was machen wir jetzt?«
    Jody setzte. sich neben ihn. »Ich
vermute, zum Renovieren haben wir wohl keine Zeit mehr.«
    In den nächsten zehn Minuten,
während sie im Loft aufräumten, versuchte Jody Tommy darauf vorzubereiten, was
ihm gleich bevorstand. -Sie mag keine Männer. Mein Vater hat sie wegen einer
jüngeren Frau verlassen, als ich zwölf war, und jetzt hält Mutter alle Männer
für Verbrecher. Aber Frauen mag sie auch nicht wirklich, da sie ja von einer
hintergangen wurde. Sie war eine der ersten Frauen, die ihren Abschluß in
Stanford gemacht haben, und sie bildet sich eine Menge darauf ein. Sie sagt,
ich hätte ihr das Herz gebrochen, als ich nicht nach Stanford gegangen bin.
Seitdem ist es stetig bergab gegangen. Es gefällt ihr nicht, daß ich in der
Großstadt lebe, und sie hat noch nie ein gutes Wort für irgendeinen meiner
Jobs, meiner Männer oder meinen Kleidungsstil übrig gehabt.«
    Tommy, der gerade die Küchenspüle
schrubbte, hielt inne und sah hoch. »Worüber soll ich also mit ihr reden?«
    »Es wäre vermutlich das beste,
wenn du still dasitzen und reumütig aussehen würdest.«
    »So sehe ich immer aus.«
    Jody hörte, wie die Haustür
aufging. »Sie ist da. Geh und zieh dir schnell ein anderes Hemd an!«
    Tommy eilte ins Schlafzimmer.
Bereits im Laufen zog er sich sein einärmeliges Hemd aus. Ich bin noch nicht
soweit, dachte er. Ich muß noch einiges an mir machen, bevor ich
präsentierfähig bin.
    Jody öffnete die Tür ; sie kam ihrer Mutter zuvor, die schon die Hand zum Klopfen erhoben hatte.
    »Mom!« sagte Jody mit all der
Begeisterung, die sie sich abringen konnte. »Du siehst toll aus!«
    Frances Evelyn Stroud stand im
Treppenhaus und musterte ihre Tochter mißbilligend. Sie war eine kleine, untersetzte
Frau, eingehüllt in etliche Lagen Wolle und Seide unter einem
eierschalenfarbenen Kaschmirmantel. Ihr Haar war graublond gesträhnt, so
toupiert und in Form gesprayt, daß es den Blick auf zwei Perlenohrringe von der
Größe von Pingpongbällen freigab. Ihre Augenbrauen waren ausgezupft und neu
aufgemalt worden, ihre Wangenknochen waren hoch und mit Rouge betont, ihre
Lippen mit einem feinen Strich umrandet, mit einem Pinsel ausgemalt und
verkniffen. Sie hatte dieselben leuchtendgrünen Augen wie ihre Tochter, nur daß
in ihnen jetzt stummer Tadel blitzte. Sie war einmal hübsch gewesen, doch nun
war sie in jenes Zwischenstadium der Wechseljahre eingetreten, in dem man eine
Frau allgemein als gutaussehend bezeichnete.
    »Darf ich reinkommen?« fragte sie.
    Die Worte rissen Jody aus ihrer
halbherzigen Geste einer angebotenen Umarmung, und sie ließ die Arme sinken.
»Natürlich«, sagte sie und trat zur Seite. »Schön, dich zu sehen«, erklärte
sie, als sie die Tür hinter ihrer Mutter schloß.
    Tommy stürzte aus dem Schlafzimmer
in die Küche und kam schlitternd auf Socken zum Halten. »Hallo«, sagte er. Jody
legte ihrer Mutter eine Hand auf den Rücken. Frances zuckte bei der Berührung
kaum wahrnehmbar zusammen. »Mutter, das ist Thomas Flood. Er ist
Schriftsteller. Tommy, das ist meine Mutter, Frances Stroud.«
    Tommy näherte sich Frances und bot
ihr seine Hand an. »Freut mich, Sie kennenzulernen ...«
    Frances umklammerte ihre
Gucci-Handtasche, dann zwang sie sich, seine Hand anzunehmen. »Mrs. Stroud«,
sagte sie, um der Unerfreulichkeit vorzugreifen, ihren Vornamen aus Tommys Mund
zu hören.
    Jody beendete den peinlichen
Moment, damit sie zum nächsten übergehen konnten. »Also, Mom, kann ich dir
deinen Mantel abnehmen?

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