Lange Zähne
eskortieren.«
»Nein, ist schon in Ordnung. Mein
Loft ist gleich da vorn am Ende der Gasse.«
Der Kaiser hielt warnend einen
Finger hoch. »Bitte, meine Teuerste! Sicherheit geht vor.«
Jody zuckte mit den Achseln. »Nun,
also gut. Danke.«
Bummer strampelte und nieste in
der zugeknöpften Tasche des Kaisers. »Kriegt er da drin überhaupt Luft?«
»Bummer geht es gut. Er ist nur
ein bißchen überdreht, seit wir in den Krieg gezogen sind. Es ist seine erste
Schlacht, verstehen Sie.«
Jody sah auf das gefährlich spitze
Holzschwert des Kaisers. »Wie steht die Schlacht?«
»Ich glaube, wir sind den Mächten
des Bösen dicht auf den Fersen. Der Unhold wird vernichtet werden, und der Sieg
wir unser sein.«
»Das ist schön«, erwiderte Jody.
Als Tommy sie die Treppe
hinaufkommen hörte, schleuderte er sein Buch quer durchs Zimmer, rannte zur Tür
und riß sie auf. Jody stand auf dem Treppenabsatz.
»Hallo«, sagte sie.
Tommy war hin und her gerissen, ob
er sie in die Arme nehmen oder die Treppe hinunterstoßen sollte. Und so stand
er einfach nur da. »Hallo«, sagte er.
Jody küßte ihn auf die Wange und
ging an ihm vorbei in das Loft. Tommy überlegte, wie er reagieren sollte. »Ist
mit dir alles in Ordnung?“ Wenn er sich erst einmal vergewissert hatte, daß ihr
nichts passiert war, würde er ihr die Leviten lesen, weil sie den ganzen Tag
weggewesen war.
Sie ließ sich wie ein Mehlsack auf
den Futon plumpsen. »Ich habe eine furchtbare Nacht hinter mir.«
»Wo warst du?«
»Ich war in einem Keller, etwa
einen halben Block von hier entfernt. Ich hätte angerufen, aber ich war tot.«
»Das ist nicht witzig. Ich habe
mir Sorgen gemacht! Sie haben letzte Nacht vor dem Haus eine Leiche gefunden.«
»Ich weiß, ich habe draußen die
Cops umherwimmeln sehen, kurz vor Morgengrauen. Deshalb konnte ich ja nicht ins
Haus kommen.«
»Die Cops hatten meine Ausgabe von Unterwegs in einem Beutel. Ich glaube, ich stecke in Schwierigkeiten.«
»Steht dein Name drin?«
»Nein, aber natürlich ist es
übersät mit meinen Fingerabdrücken. Wie ist es da bloß hingekommen?«
»Der Vampir hat es hingelegt,
Tommy.«
»Und wie ist er da rangekommen? Er
war hier oben im Loft !«
»Ich weiß es nicht. Er versucht
uns angst zu machen. Er läßt die Leichen in unserer Nähe zurück, damit die
Polizei uns mit den Morden in Verbindung bringt. Er müßte überhaupt keine
Leichen zurücklassen, Tommy. Er tötet diese Menschen auf eine Weise, die Spuren
hinterläßt.«
»Was meinst du damit, er müßte
überhaupt keine Leichen zurücklassen?«
»Tommy, komm her. Setz dich. Ich
muß dir etwas erzählen.«
»Mir gefällt dein Tonfall nicht.
Es sind schlechte Nachrichten, stimmt's? Jetzt kommt das große Geständnis,
stimmt's? Du warst letzte Nacht mit einem anderen Typen zusammen.«
»Setz dich und halt den Mund,
bitte.«
Tommy setzte sich, und sie
erzählte ihm alles. Erzählte ihm, wie sie getötet hatte, wie die Leiche zu
Staub zerfallen war und wie sie in den Keller gezerrt worden war.
Als sie zu Ende war, saß Tommy
einen Moment da und starrte sie argwöhnisch an, dann rutschte er auf dem Futon
von ihr weg. »Du hast das Geld des Mannes an dich genommen?«
»Es schien mir nicht richtig, es
einfach wegzuwerfen.« »Aber damit, ihn umzubringen, hattest du keine Probleme,
ja?«
»Nein, hatte ich nicht. Ich kann
es nicht erklären. Es war so, als sollte ich es tun.«
»Wenn du Hunger hattest, dann
hättest du es mir sagen sollen. Es macht mir wirklich nichts aus.«
»So war das nicht, Tommy. Hör zu,
ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll - emotional, meine ich. Ich fühle mich
nicht so, als hätte ich jemanden getötet. Aber worum es geht, ist, daß die
Leiche zu Staub zerfallen ist. Es gab keine Leiche. Die Menschen, die der
Vampir tötet, sterben nicht an seinem Biß. Er bricht ihnen das Genick, bevor
sie sterben. Er macht das absichtlich, um mir angst zu machen. Ich befürchte,
daß er vielleicht dir etwas antun könnte, um mir eins auszuwischen. Ich vermute
das schon eine ganze Weile, aber ich wollte dir nichts davon sagen. Wenn du
mich jetzt verlassen möchtest, kann ich das verstehen.«
»Ich habe nichts davon gesagt, daß
ich dich verlassen will. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie würdest du dich
fühlen, wenn ich dir erzählen würde, ich hätte jemanden umgebracht?«
»Das käme darauf an. Dieser Mann
wollte sterben. Er hatte große Schmerzen. Er wäre sowieso gestorben.« »Möchtest
du, daß
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