Langenscheidt Nachbar-Deutsch u Deutsch-Nachbar
mussten nämlich eine Zigarrenlounge für den Hausherrn und zwei Ankleidezimmer für Madame mit rein. Man will ja in Krisensituationen nicht völlig auf Genuss und eine halbwegs angemessene Garderobe verzichten.
Safety first gilt in solchen Häusern eben für fast alles, selbst für das Personal. Deshalb sind die Haushälterin, der Fahrer und der Gärtner mit auf dem Gelände einquartiert: Im Personaltrakt mit seinen wohnlichen 25 Quadratmetern, direkt neben der Umwälzpumpe für den Pool. Mietfreies, schickes Wohnen – vom Minigehalt anteilig abgezogen.
Hinweis: Wer es ebenfalls hat und solche Nachbarn doch mal beeindrucken will, der denkt am besten über eine schicke Auslandsimmobilie nach. Kaum zu toppen sind dabei eigene Inseln. Nette Angebote für jeden großen Geldbeutel findet man zum Beispiel unter www.vladi-private-islands.de oder bei den internationalen Immobilienabteilungen der Auktionshäuser Christie’s oder Sotheby’s. Wenn gerade keine passende Insel dabei ist, tut es ja vielleicht auch ein Schloss oder eine Burg oder …
Damit die naiv redseligen Domestiken aus dem Ostblock nicht zu oft nach Hause fahren, um dort zu erzählen, was es in deutschen Villen so alles gibt …
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Ja, ja … frei nach dem Sprichwort „Es kann der Bravste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es häufig anders aus …
Spätestens wenn Brave ihre Grundstücke genau vermessen und dann absichern (nur so, man kennt halt seine Rechte), kann auch der Nachbar richtig böse werden. Denn die Grenzen zwischen Gut und Böse sind mehr als fließend, wenn es nachbarschaftlich kriselt oder knirscht. Und das Arsenal für Nachbarschaftsstreitigkeiten ist schier unerschöpflich, sobald es richtig zur Sache geht.
Selten werden Gegenstände bereits von Herstellerseite als Konfliktgerät oder gar Waffe verkauft, vieles verliert seine Unschuld – und damit den positiven Nutzen – erst durch veränderte Anwendung oder negative Wahrnehmung. Deshalb ganz klar: Was nun beschrieben wird, dient der Unterhaltung und dem Sinnieren darüber, wie albern Nachbarschaftsstreitigkeiten doch eigentlich sind.
Vermessenes: Zollstock, GPS und Geodäten
Nachbars Haus und Grund ist sein Eigentum und jeder Zentimeter zählt. GPS, Katasteramt und Grundsteinen sei dank. Eigentum ist nicht nur machbar, Herr und Frau Nachbar, es ist auch messbar – notfalls bis zur zweiten Stelle hinter dem Komma. Kampfbereite Nachbarn verbinden ihre landmesserische Präzision mit dem ausgefeilten gesetzlichen Regelwerk des Nachbarschaftsrechts.
Vorsicht: Solchen Nachbarn wird ab einer eigenen Grundstücksfläche von 50 Quadratmetern (am besten dreiseitig umbaut) nie wieder richtig langweilig! Der Klärungs- und Verteidigungsbedarf steigt mit jedem weiteren eigenen Quadratmeter und entwickelt sich ab tausend Quadratmetern schließlich zur Lebensaufgabe ...
Als Erstes wird lustvoll an den vermuteten Ecken nach Grundsteinen gebuddelt. Groben Aufschluss über die richtigen Plätze verschaffen ein Besuch beim lokalen Vermessungsamt und eine vergrößerte Fotokopie vom Registerblatt im Maßstab 1:20 – also Großleinwandformat – des im Teileigentum befindlichen Flurstücks. Alle Ecken und Kanten sind da drauf, inklusive Flächenvermaßung!
Ruckzuck ist man so jeder nachbarschaftlichen Sauerei auf der Spur. Da kommen bei sauberem Einsatz von GPS-Peilung und geeichtem Zollstock schnell mal ein paar fremd genutzte oder gar bebaute Quadratmeter raus, die sich akkurate Nachbarn mit wenigen Spatenstichen, Kettensägenschwüngen oder Hammerschlägen zurückerobern. Oder per gerichtlicher Rückbauverfügung ganz einfach wieder erstreiten! Grundstücksgrenzen sind schließlich heilig und Recht muss Recht bleiben, da könnte ja sonst jeder kommen.
Was nicht selten passiert, denn durch so viel nachbarschaftliche Großzügigkeit beschenkte Grenzinhaber tendieren meist zur passenden rechtlichen Antwort. Oder stellen eigene Ermittlungen darüber an, ob zum Beispiel der erst kürzlich hinzugekommene Balkonanbau der lieben Nachbarn oder deren Gartensauna in Höhenmaß und Grenzabstand dem gesetzlichen Regelwerk entspricht.
Wer Ingenieur oder gar Architekt ist, sieht sich bei solchen Grabenkämpfen nur so lange im strategischen Vorteil, wie er auf der Gegenseite keinen Ordnungsamtsleiter oder Richter vorfindet. Gibt der Gegner im laufenden Verfahren jedoch als Berufsbezeichnung Geodät
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