Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
heißt es Fahren, da ein Luftschiff leichter als Luft ist), konnte sich frei im Zeppelin bewegen, essen und trinken gehen. Es gab Reisen sogar von Friedrichshafen bis nach Brasilien – und die berühmte Weltumrundung.
Im Dritten Reich waren die Zigarren des Himmels zu Propagandazwecken missbraucht worden. Deshalb hatten die USA die Lieferung von Helium als sicherer Füllung nach Deutschland gestoppt. Einziger Ersatz war Wasserstoff, der die Zeppeline zu fliegenden Pulverfässern machte und das »Hindenburg«-Desaster in Lakehurst überhaupt erst ermöglichte.
Diese Zeit war lang vorbei, Helium gab es wieder, und die Technik war weit vorangeschritten.
Also entwickelte ich mit einem kleinen Team ein Konzept, wie wir die Schiffe der Luft wieder für eine Art nachhaltigen und genussreichen Luxustourismus einsetzen könnten. Statt wie im Flugzeug in einer Art fliegendem Bus zu sitzen, könnten unsere Passagiere Berlin, Rom oder Paris in allen Details von oben genießen.
Für unseren Plan bekamen wir exzellente Noten – und so hätte ich es als schade empfunden, die Idee nicht Wirklichkeit werden zu lassen. Ein Nachfahre des berühmten Grafen Zeppelin gab mir die notwendigen Mittel dazu und beteiligte sich an unserem Abenteuer. Eine ganze Kaskade von Glücksmomenten war der Lohn des Mutes:
Der Name »Majestic Luftschifffahrtsgesellschaft« war noch frei.
Wir fanden ein geeignetes Luftschiff und konnten es mieten.
An einem sehr kalten Wintertag konnte ich die Brauerei Löwenbräu überzeugen, viel Geld dafür auszugeben, um ihre Marke während des Münchner Oktoberfestes auf dem Zeppelin zu platzieren.
Wir bekamen das älteste Flugfeld der Welt als Standort für Luftschiff und Zelt.
Wir überredeten den Koch der berühmten »Graf Zeppelin«, trotz seines fortgeschrittenen Alters für unsere Gäste das Originalmenü aus den Zwanzigerjahren nachzukochen.
Das Luftschiff kam gerade noch rechtzeitig in München an, nachdem Frankreich es wegen ungeklärter Zollfragen nicht hatte ausreisen lassen wollen.
Ich durfte bei der ersten Fahrt über München ans Steuer! Was für ein Gefühl, ein sechzig Meter langes Gefährt durch die Lüfte zu manövrieren!
Die Plätze im Luftschiff waren sofort ausverkauft.
Immer wieder kam eine ältere Dame mit Bargeld in der runzligen Hand trotzdem zu uns und sagte, sie hätte schon immer Zeppelin fahren wollen. Auf unseren Hinweis, wir hätten keine Plätze frei, lächelte sie nur und meinte, sie habe Zeit und könne warten.
Wir mussten immer das Gewicht der zwölf Passagiere feststellen, um das Luftschiff auszutarieren. Die meisten weiblichen Fluggäste sagten voller Empörung, die festgestellte Kilozahl könne nicht stimmen. Wir lösten das Problem, indem wir eine Viehwaage mieteten, auf der alle zwölf gleichzeitig Platz fanden …
Selten im Berufsleben habe ich so viele ungeahnte Glücksmomente erleben dürfen. Mut wird eben oft durch Glück belohnt.
KATALOGKÖNIG WERNER OTTO
… über das Glück
Zum Glücklichsein brauche ich Knäcke mit Harzer Käse, eine Partie Patience und meine wunderbare Frau.
VI
Weniger ist mehr – Glück
EIN TAG IN KLOSTER ENGELBERG, idyllisch gelegen inmitten der Schweizer Alpen:
5 Uhr 15 Morgengebet. Einundzwanzig Brüder tippeln in die beeindruckende Kirche. Schuhe, Frisur (was davon übrig ist), Bart und Brille (sie tragen alle eine) sind auf den ersten Blick das Einzige, das sie unterscheidet. Sie beten und singen in ritualisiertem Wechselgesang. Was mag jeder von ihnen an Familiengeschichte in sich tragen, welche Enttäuschungen, Hoffnungen, verborgenen Lieben und Leidenschaften?
Was für ein Gefühl, dass Benediktinermönche das immer so machen! Tagein, tagaus. In beruhigender Voraussehbarkeit stets die gleichen fünf Messen am Tag: Gebet, Konventmesse, Mittagsgebet, Vesper, Komplet. Nur die Psalmen variieren. Ist es Pflicht für sie, oder freuen sie sich darauf? Ist es Korsett oder Stütze?
Ihr Leben ist eine klar strukturierte Abfolge von Messe, Gebet, Studium, Arbeit, Essen und Schlaf. Auf die Frage, ob die Glocke fünfmal am Tag nicht oft störe und einen herausreiße aus der jeweiligen Tätigkeit, antworten die Mönche sehr menschlich: Manchmal schon, aber es sei dann doch fast immer schön. In Gesang und Gebet mache man sich wieder klar, wie dankbar man sein könne für sein Leben und seine Gesundheit. Die Messe stelle einen wieder auf die Füße und öffne für Glücksgefühle. Was immer man unterbrochen habe, danach laufe es
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