Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
drei Minuten nicht mehr Janas Äußeres alles bestimmend im Vordergrund steht, sondern sie als Mensch in der Rolle, die sie gerade verkörpert.
Die kleinen Momente sind die großen
DAS HABEN WIR WOHL UNSEREN ELTERN UND LEHRERN zu verdanken: Wir neigen dazu, das Glück ganz hoch zu hängen. Manchmal machen wir es an Dingen fest, die uns zugeflogen kommen (vom Lottogewinn bis zur Erbschaft), aber in unserer leistungsorientierten Gesellschaft noch mehr an Dingen, für die wir kämpfen müssen: Wenn wir befördert werden. Wenn wir eine Gehaltserhöhung bekommen. Wenn wir die ersehnte Person des anderen Geschlechts in unseren Bann ziehen. Wenn wir die Mittlere Reife, das Abitur oder den Studienabschluss schaffen. Wenn wir die Schließung des Kindergartens drei Blocks weiter verhindern können. Wenn wir eine schwierige Rede glanzvoll meistern.
Das geht bis hin zu Nobelpreis und Goldmedaille.
Und richtig, es ist unendlich wichtig, sich große Ziele zu setzen. Das Leben erscheint sinnlos ohne sie (mehr dazu in »Glück setzt sich Ziele«). Aber wir sollten nicht glauben, dass Glück primär davon abhängt, ob wir diese Ziele erreichen.
Es liegt vielmehr am Rande des lebenslangen Weges zu ihnen.
Schauen wir immer nur auf unsere Ziele, ist es, wie mit dem Handy am Ohr durch eine Blumenwiese zu gehen und wegen des Telefongespräches nichts von ihr wahrzunehmen.
Die Stunden nach dem Ende des Marathons sind oft das Gegenteil von glücklich. Wir sind erschöpft und ausgepowert, fallen in Motivationslöcher und Sinnkrisen, haben nichts mehr, auf das wir hinarbeiten können.
Das soll weiß Gott nicht gegen den – symbolischen – Marathonlauf sprechen. Aber dafür, dass man beim Lauf hin zu den großen Zielen die Augen aufhalten sollte für die Fülle und Schönheit des Lebens. Auch wenn das oft schwerfällt, da die notwendige Anstrengung für den Lauf allein doch groß ist …
Das Unterfutter des Glücks ist aus Tausenden kleiner Momente gewebt. Sie lassen uns lächeln, innehalten, jubilieren, auflachen oder verzückt in die Augen des Gegenübers sehen. Sie bilden den Stoff für Vorfreude und die Textur der Erinnerung. Sie blitzen auf in der Liebe oder der Freundschaft, im Flirt oder in der Familie, beim Essen oder auf Reisen, mit Kindern oder Kollegen, in der Natur oder im Kino.
Zum Beispiel:
Mit seinen Geschwistern in alten Fotokisten kramen
Eine Nacht unter freiem Himmel
Seinen Kindern aus alten, einst heißgeliebten Kinderbüchern vorlesen
»Es ist ein Mädchen!«
Der Gutenachtkuss
Nach langem Kritzeln: Die Tochter zeichnet das erste erkennbare Porträt des Vaters
Joe Cockers »With a Little Help from My Friends«
Nach einem langen Abend auf High Heels die Schuhe ausziehen und die Füße hochlegen
Im Altweibersommer noch mal draußen sitzen und die letzten Sonnenstrahlen spüren
Morgenruhe am Meer
Lachen, bis einem die Tränen kommen
Kissenschlacht
Weit ins Meer hinausschwimmen
Auch ohne großen Aufwand etwas für die Umwelt tun können
Spüren, wie der liebevolle Blick des Partners auf einem ruht – dies aber nicht merken lassen
Merken, dass sich eine Aufgabe bewältigen lässt, die zuerst viel zu groß erschien
Einen runden Geburtstag von Freunden organisiert bekommen
Die Augen zumachen müssen – und ein selbst gepflücktes Gänseblümchen von der Tochter in die Hand gedrückt bekommen
Sachen wegschmeißen; sein Leben entrümpeln
Noch nach Jahrzehnten in Löffelchenstellung einschlafen
Die Tierfiguren in Walt Disneys Dschungelbuch -Verfilmung
Durchs Brandenburger Tor gehen
Sie merken schon, man könnte unendlich weitermachen, aber vielleicht möchten Sie ja ein paar ganz persönliche Glücksmomente aufschreiben? Hier ist etwas Platz dafür:
Aus
Langenscheidts Leben
Mein Leben ist voll von Glücksmomenten. Hier ein paar, die nicht ganz so auf der Hand liegen:
Während der Managementschule in Frankreich belegte ich einen Kurs, in dem man ein neues Unternehmen konzipieren sollte. Ich kramte in meinen Träumen und stieß auf etwas, das mich schon als Junge fasziniert hatte: Zeppeline.
Seit dem schrecklichen Unglück von Lakehurst 1937 – beim Brand und Absturz des Luftschiffes »Hindenburg« waren damals sechsunddreißig Menschen umgekommen – waren sie in Deutschland nicht mehr für Passagiere im Einsatz. Dabei erfüllten sie in den Zwanzigerjahren die Träume von so vielen Menschen. Man schwebte nur ein paar hundert Meter über dem Erdboden, öffnete die Fenster beim Fliegen (korrekt
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