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Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)

Titel: Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Langenscheidt
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Nachkommen. Und ein Glück der Muße und des Innehaltens.

Aus
    Langenscheidts Leben
    Ich bin kein Eremit. Nach dem anstrengenden Managementstudium mit einer Unzahl von Begegnungen mit Menschen aus der ganzen Welt habe ich es einmal versucht mit dem Rückzug von allem. Bin für einen Monat auf eine Insel der Philippinen gegangen, mit einem Rucksack voll Notwendigstem, kein Buch und kein Computer. Auf der Insel gab es keinen Beton, kein Auto, keinen Strom. Nur Natur – die allerdings vom Feinsten. Jeden Abend umrundeten Tausende von Fliegenden Hunden das Eiland. Und jedes Jahr starben ein paar Menschen daran, dass ihnen eine Kokosnuss auf den Kopf fiel (mir erscheint das als der ideale Tod …).
    Der Tageslauf war von der Sonne bestimmt. Frühes Aufwachen, lange im Meer treiben, Spaziergänge, Meditieren, Nachdenken übers Leben und meinen Platz darin, Erinnerungen nachhängen, etwas zum Essen besorgen, weit hinausschwimmen, ein paar Liegestütze, den leichten Wind genießen, in die Palmenblätter schauen, überlegen, welchen Fisch man heute Abend essen würde, Mittagsschlaf, Ungeziefer aus meiner Bambushütte beseitigen, sonnen, Pläne schmieden, zum einzigen Restaurant der Insel aufbrechen, zu Abend essen und mit ein paar anderen Leuten reden, im Dunkeln zur Hütte zurückkehren (etwas ängstlich wegen der herabfallenden Kokosnüsse), hoffen, dass in der Nacht nicht wieder ein unbekanntes Tier auf mein Bett fallen würde.
    Traumhaft, oder? In der Tat. Aber nicht für immer. Nach etwa zwei Wochen fing ich an zu verstehen, warum so viele Freunde, die irgendwann von allem die Nase voll hatten und auf eine Insel gezogen waren, entweder zu Trinkern wurden oder zurückkamen. Ich brauchte dringend Material für mein Hirn. Es fing an durchzudrehen. Größtmöglicher Glücksfall wurde, dass ich in einer anderen Hütte ein zurückgelassenes Buch fand: Liebesgeschichten aus zwei Jahrhunderten oder so ähnlich. Ich las das Buch von rechts nach links, von oben nach unten, wie auch immer, jedenfalls immer wieder. Und mein Hirn jubilierte. Kurz darauf beobachtete ich mit Erstaunen, wie ich anfing, einen Essay über die Wandlung des Liebesbegriffs von der Romantik bis heute zu schreiben – auf der Rückseite von Buchungsbelegen.
    Nach vier Wochen wollte ich Struktur, Herausforderung, Menschen, Konflikte. Ich musste mich wieder spüren. Ich hatte das Gefühl, alle Ecken in mir und meinem bisherigen Leben ausgekehrt zu haben, und über die Zukunft ließ sich auch nicht mehr nachdenken.
    Achtundvierzig Stunden brauchte das kleine Boot von der Insel in die Großstadt Cebu. Ich konnte nicht glauben, wie mich das quirlige Leben anmachte. Ich war so begeistert, zurück zu sein, dass es mir nichts ausmachte, als mir zwei Typen alles Bargeld aus der Tasche klauten. Nach dem Aufsuchen einer Bank ging ich mit dreitausend Männern mit gescheiteltem schwarzem Haar in einen neuen James Bond, und später saß ich in einem neonerleuchteten Café und las »Time Magazine« und »Newsweek«, aber nicht nur die Hauptgeschichten, sondern jede Anzeige. Wie ein Printjunkie.
    Seitdem habe ich keine Sehnsucht nach Insel- oder Klosterleben mehr. Höchstens für ein paar Wochen …
    Aber wichtig war, dass ich es mal versucht habe. Man muss erst in sich hineinhören und vieles ausprobieren, bevor man weiß, was einen glücklich macht (vgl. »Glücklich ist, wer das sein will, was er ist.«). Man muss den Möglichkeiten der Welt eine Chance geben, bevor man mit klarer Stimme »Ja« oder »Nein« sagen kann.
    Seitdem habe ich Schritt für Schritt meinen – und nur meinen – Lebensstil zwischen Überfülle und Einfachheit entwickelt. Ich muss zugeben: Ich liebe das Multitasking. Gleichzeitig Rasieren und der Kaffee läuft durch und auf dem iPad lädt die Tageszeitung; gleichzeitig Autofahren und Rückrufe tätigen; gleichzeitig fliegen und lesen/Filme sehen/essen. Ich habe ein volles Leben und genieße es. Ich habe eine Frau, die ich sehr liebe, und fünf Kinder. Ich bin sehr engagiert in unserem Familienunternehmen. Ich definiere mich ganz stark durch das, was ich tue und in die Welt setze: Bücher, Kolumnen, Reden, junge Unternehmen, Hilfe für die Natur und für Kinder ohne Heimat und Hoffnung. Ich fahre Auto und Fahrrad – je nachdem.
    Aber zwischen alldem sind unzählige Inseln der Ruhe und der Zeit für mich selbst eingestreut. Die zehn Minuten vor dem Aufstehen, der erste Kaffee des Tages, Ludovico Einaudi auf der Fahrt zur wichtigen Sitzung, ein

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