Langenscheidts Handbuch zum Glück (German Edition)
oder an jedem Strand der Welt. Es kostet nichts. Ich brauche nichts außer gut abfedernden Laufschuhen. Ich kann es in der Mittagssonne oder im Sonnenuntergang tun, wann immer ich Zeit habe. Ich kann mit anderen laufen und spannende Gespräche führen, kann das aber auch lassen und brauche mich dann nicht einmal zu verabreden.
Es hilft gesundheitlich bei fast allem, lässt mich mein Gewicht halten und ausreichend Sauerstoff tanken.
Und fast das Wichtigste: Es macht glücklich. Man muss gar nicht das Runner’s High bemühen. Allein die Tatsache, selbstbestimmt durch schöne Landschaft zu traben, all seine Gliedmaßen zu spüren und dankbar zu sein, dass sie gut funktionieren, locker durch lebende Bilder zu laufen, Fetzen aus den Gesprächen von Spaziergängern zu hören, den Waldboden zu spüren oder die ganz andere Luft neben Flüssen und Seen tief einzuatmen – all das lässt mich nichts anderes als Glück empfinden. Auch ergeben sich Entscheidungen, an denen ich vorher herumgeknabbert habe, wie von selbst. Und die kreativsten Gedanken und Problemlösungen kommen mir immer beim Laufen (oder in der Badewanne). Ob das tatsächlich daran liegt, dass angeblich die Fettzellen zwischen den Synapsen im Hirn zuerst verbrannt und daher Feuerwerke von Ideen ermöglicht werden, kann ich nicht wirklich beurteilen. Es klingt aber gut.
Manchmal braucht man vierzig Jahre, um sein Glück zu finden. Manchmal auch achtzig. Wichtig ist nur, dass man das erkennt und es auch lebt.
SCHWIMMCHAMPION FRANZISKA VAN ALMSICK
… über das Glück
Hast du einen ganz persönlichen Tipp fürs Glücklichsein?
Familie! Während meiner sportlichen Karriere gab es ausreichend positive, aber auch negative Momente. Gerade wenn es nicht optimal lief, wusste ich, dass meine Familie hinter mir stand. Das gibt Kraft und macht dich als Mensch stärker. Heute gebe ich dieses Gefühl auch meinem Sohn und sehe, dass ihn das genauso positiv beeinflusst wie mich. Und zwar gestern wie heute!
Was ist ein besonderer Glücksmoment für Dich?
Ein Moment vollkommenen Glücks ist für mich die Gesundheit meiner Familie und Freunde. Täglich bekommen wir Schicksale mit, vor denen wir uns nicht verstecken können. Wenn ich morgens in die zufriedenen Gesichter meines Sohnes und meines Mannes schaue, bin ich glücklich.
XIV
Glück braucht Freunde
WAS IST EINER DER GRÖSSTEN SPRACHLICHEN SARKASMEN des noch jungen dritten Jahrtausends? Die Verwendung des Begriffes »Freund« bei Facebook, jenem virtuellen Staat in der Nebenwelt Internet mit bald einer Milliarde Bewohnern. Man soll »Freund« sein mit Menschen, an die man sich kaum erinnert oder die man noch nie getroffen hat. Und viele haben dementsprechend Hunderte von »Freunden«. Sollte es ihnen – was niemandem zu wünschen ist – mal schlecht gehen und das Unglück bei ihnen einziehen, werden sie sehen, wer von diesen »Freunden« bei ihnen ist und sie in den Arm nimmt.
Um wirkliche Freundschaft soll es hier gehen – und die brauchen wir zum Glücklichsein wie das Wasser zum Schwimmen. Um die Freundin, die schon an der Stimme am Telefon erkennt, dass etwas nicht stimmt, und eine halbe Stunde später mit Schokolade und Wein in der Hand an der Tür steht. Um den Freund, den man auch um halb vier Uhr nachts anrufen kann, wenn man sich dreckig fühlt.
Mit Freunden wie diesen kann man lachen, weinen und ebenso schweigen. Sie kommen ins Krankenhaus, und die ungewaschenen Haare oder das Säckchen mit dem Urin sind dem Kranken nicht unangenehm oder peinlich. Sie tauchen unerwartet hinter der Friedhofsmauer auf, wenn man Halt braucht bei einer Beerdigung.
Egal was passiert, ob Scheidung oder Jobverlust, Depression oder Streit mit der Schwiegermutter, sie sind da. Hören zu, verstehen, nehmen in den Arm, reichen ein Taschentuch, wenn Tränen fließen. Sie geben das wunderbar beglückende Gefühl, nicht alleine zu sein im kalten Universum.
Dabei ist nicht entscheidend, dass sie ständig präsent sind. Aber von lebenserhaltender Bedeutung, dass sie da sind, wenn man fällt. Sie sind das Netz im Zirkus des Lebens.
Selbst beim langen Weg durch die Rehas nach einem Unfall oder nach anstrengender Therapie: Immer wieder taucht ein solcher Freund auf, egal wie abgelegen die Reha liegen mag. Bringt Bücher und Filme und Blumen und Fotos. Erzählt, hört zu, tröstet, baut auf. Versteht aber auch, wenn Trost gerade zynisch klingt und man nur noch heulen möchte. Freundschaft ist gemeinsam Heulen, aber auch wieder unter
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