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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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begrüßte diese Entwicklung und dachte nicht einmal daran, unterwegs an einem WC anzuhalten. Der Drang zu pinkeln war auch eine ausgezeichnete Ablenkung.
    Er kam gegen halb fünf zu Hause an und parkte den Buick am gewohnten Platz neben dem Haus. Eric Clapton wurde mitten in einem hochkarätigen Boogie-Gitarrensolo abgewürgt, als Mort den Motor ausmachte.
    Stille senkte sich wie eine Ladung in Schaumgummi verpackter Felsbrocken hernieder. Kein einziges Boot war auf dem See, kein einziges Insekt im Gras.
    Pissen und denken haben vieles gemeinsam, dachte er, stieg aus dem Auto und machte den Hosenladen auf. Man kann sich beides verkneifen … aber nicht für immer.
    Mort Rainey stand da, urinierte und dachte über heimliche Fenster und heimliche Gärten nach; er dachte über diejenigen nach, die letzteres besaßen und durch ersteres hinaussehen mochten. Er dachte über die Tatsache nach, dass das Magazin, das er unbedingt brauchte, um zu beweisen, dass ein bestimmter Bursche entweder ein Irrer oder Lügner war, ausgerechnet an dem Abend verbrannte, als er versuchte, es in die Hände zu bekommen. Er dachte über die Tatsache nach, dass der Geliebte seiner Exfrau, den er von Herzen verabscheute, aus einer Stadt namens Shooter’s Knob kam und Shooter zufällig das Pseudonym des eingangs erwähnten Irren oder Lügners war, der genau zu dem Zeitpunkt in Mort Raineys Leben getreten war, als der eingangs erwähnte Mort Rainey gerade anfing, seine Scheidung nicht als akademische Tatsache zu begreifen, sondern auch als simples Faktum seines zukünftigen Lebens. Er dachte über die Tatsache nach, dass ›John Shooter‹ behauptete, sein Plagiat etwa zur selben Zeit entdeckt zu haben, als Mort Rainey herausgefunden hatte, dass seine Frau ihn betrog.
    Frage: Waren das alles Zufälle?
    Antwort: Es war theoretisch möglich.
    Frage: Glaubte er, dass alles Zufall war?
    Antwort: Nein.
    Frage: Glaubte er dass, dass er verrückt wurde?
    »Die Antwort ist nein«, sagte Mort. »Das glaubt er nicht. Jedenfalls noch nicht.« Er zog den Reißverschluss hoch und ging um die Ecke zur Tür.

 
23
     
    Er fand den Haustürschlüssel, wollte ihn ins Schloss stecken, zog ihn dann aber wieder heraus. Seine Hand griff statt dessen zum Türknauf, und als er die Finger darum legte, verspürte er die Gewissheit, dass dieser sich mühelos würde drehen lassen. Shooter war hier gewesen … oder war noch da. Und er hatte sich auch nicht gewaltsam Zutritt verschaffen müssen. Nee. Der Pisser nicht. Mr. Shooter wusste eine Menge mehr, als er zu wissen vorgab. Ein Mann, der sogar den Namen der Stadt in Erfahrung gebracht hatte, aus der Amys Geliebter kam, wusste ganz bestimmt auch, dass Mort einen Zweitschlüssel für das Haus in Tashmore Lake in einer alten Seifenschale auf einem hohen Regal in der Werkstatt aufbewahrte. Wie er gewusst hatte, wie er schnell einen Schraubenzieher bekommen konnte, als der Zeitpunkt gekommen war, den armen alten Bump auf dem Müllkasten festzunageln. Er war da drinnen, sah sich um … oder versteckte sich vielleicht. Er war …
    Der Knauf bewegte sich nicht; Morts Finger glitten einfach um ihn herum. Die Tür war noch abgeschlossen.
    »Okay«, sagte Mort. »Okay, nichts Besonderes.« Er lachte sogar ein wenig, während er den Schlüssel hineinsteckte und herumdrehte. Die Tatsache, dass die Tür verschlossen war, bedeutete nicht, dass Shooter nicht im Haus war. Sie machte es sogar noch wahrscheinlicher, dass er im Haus war, wenn man genauer darüber nachdachte. Er hätte den Ersatzschlüssel nehmen, diesen zurücklegen und die Tür von innen abschließen können, um den Argwohn seines Gegners zu zerstreuen. Um abzuschließen, musste man schließlich nur den Knopf drücken, der in den Knauf eingelassen war. Er versucht, Psychoterror zu machen, dachte Mort beim Eintreten.
    Das Haus war von staubigem Spätnachmittagssonnenschein und Stille erfüllt. Aber Mort Rainey kam sie nicht wie eine unbewohnte Stille vor.
    »Sie versuchen, mich mit Psychoterror fertigzumachen, was?« rief er. Er fürchtete, dass er sich selbst verrückt vorkommen würde: ein einsamer, paranoider Mann, der einen Eindringling anspricht, welcher letztendlich nur in seiner eigenen Einbildung existiert. Aber er fand nicht, dass er sich verrückt anhörte. Er hörte sich vielmehr wie ein Mann an, der zumindest die halbe Strecke zurückgelegt hat. Ein halber Sieg war vielleicht nicht so toll, aber halb war besser als gar keiner.
    Er ging ins Wohnzimmer mit der

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