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Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ließen den alten Mann den Schlaf der Erschöpfung schlafen.
    Mort selbst schlief erst gegen drei Uhr morgens ein. Er warf und wälzte sich im Bett herum, bis die Laken ein Schlachtfeld waren und er es nicht mehr aushalten konnte. Dann ging er in einer Art Benommenheit zum Sofa im Wohnzimmer. Er stieß sich die Schienbeine an dem böswilligen Kaffeetisch an, fluchte monoton, legte sich hin, rückte die Kissen hinter dem Kopf zurecht und stürzte fast augenblicklich ins schwarze Loch.

 
30
     
    Als er am nächsten Morgen um acht Uhr aufwachte, dachte er, dass es ihm ausgezeichnet ging. Das dachte er so lange, bis er die Beine vom Sofa schwang und sich aufrichtete. Dann entrang sich ihm ein so lautes Stöhnen, dass es fast ein Schrei war; er wünschte sich, er könnte sich den Rücken, die Knie und den rechten Arm gleichzeitig halten. Im Arm war es am schlimmsten, daher begnügte er sich damit, ihn zu halten. Er hatte einmal gelesen, dass Menschen in Panik fast übernatürliche Kräfte aufbieten können; dass sie nichts spüren, während sie Autos von überfahrenen Kindern heben oder Killer-Dobermänner mit bloßen Händen erwürgen, und erst merken, wie stark sie ihren Körper überlastet haben, wenn die Woge der Gefühle vorbei ist. Jetzt glaubte er das. Er hatte die Tür des Badezimmers oben so heftig aufgestoßen, dass sie aus einem Scharnier gesprungen war. Wie fest hatte er den Schürhaken geschwungen? So fest, dass er nicht einmal darüber nachdenken wollte, wenn er bedachte, wie sich sein rechter Arm und der Rücken heute morgen anfühlten. Und er wollte auch nicht wissen, wie der Schaden da oben für ein nicht so entzündetes Auge aussehen mochte. Er wusste auf jeden Fall, dass er den Schaden dort oben alleine beseitigen musste – zumindest soweit er dies konnte. Mort dachte, dass Greg Carstairs ohnehin schon ernste Zweifel an seinem Geisteszustand haben musste, wie sehr er es auch bestritten hatte. Ein Blick auf die ausgehängte Badezimmertür, die zertrümmerte Duschwand und das zerschmetterte Arzneikästchen dürfte kaum angetan sein, seine Ansichten über den Geisteszustand seines schriftstellernden Kunden zu verbessern. Ihm fiel ein, wie er gedacht hatte, Shooter könnte versuchen, ihn vor allen Leuten so hinzustellen, als wäre er verrückt. Bei Tageslicht betrachtet schien diese Theorie gar nicht so weit hergeholt zu sein; sie schien, wenn überhaupt, logischer und glaubwürdiger denn je.
    Aber er hatte versprochen, sich in neunzig Minuten – jetzt weniger – mit Greg vor dem Gemeindezentrum zu treffen, um mit Tom Greenleaf zu sprechen. Wenn er hier saß und seine Wunden zählte, würde ihn das nicht dorthin bringen.
    Mort zwang sich aufzustehen und ging ins Schlafzimmer. Im Bad drehte er die Dusche so heiß, dass Dampfwolken aufstiegen, schluckte drei Aspirin und stellte sich darunter.
    Als er wieder herauskam, fing das Aspirin an zu wirken, und er glaubte, dass er den Tag doch hinter sich bringen würde. Es würde kein Zuckerschlecken werden, und wahrscheinlich würde es ihm heute Abend vorkommen, als hätte der Tag sieben Jahre gedauert, aber er würde ihn hinter sich bringen.
    Heute ist der zweite Tag, dachte er beim Anziehen. Ein leichter, ängstlicher Krampf durchlief ihn. Morgen ist die Frist abgelaufen. Dabei musste er zuerst an Amy denken und dann an Shooter, der sagte: Ich würde sie aus dem Spiel lassen, wenn ich könnte, aber ich glaube allmählich, Sie lassen mir keine andere Wahl.
    Der Krampf kam wieder. Zuerst hatte der wahnsinnige Hurensohn Bump umgebracht, dann hatte er Tom Greenleaf bedroht (er musste Tom Greenleaf bedroht haben), und Mort war klar geworden, es war möglich, dass Shooter das Haus in Derry in Brand gesteckt hatte. Er vermutete, er hatte das alles schon die ganze Zeit gewusst und sich nur nicht eingestehen wollen.
    Das Haus niederzubrennen und das Magazin zu beseitigen waren seine Hauptanliegen gewesen – logisch; ein Mann, der so verrückt war wie Shooter, dachte einfach nicht an alle anderen Ausgaben des Magazins, die in Umlauf waren. So etwas gehörte nicht ins Weltbild eines Irren.
    Und Bump? Die Katze war wahrscheinlich nichts weiter als ein spontaner Einfall. Shooter kam zurück, sah die Katze auf der Schwelle, die darauf wartete, wieder eingelassen zu werden, stellte fest, dass Mort noch schlief, und brachte die Katze aus einer Laune heraus um. In der kurzen Zeit eine Reise nach Derry und zurück zu machen, muss hart gewesen sein, aber machbar. Alles war

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