Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Langoliers

Titel: Langoliers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
einem roten Kreuz darauf. Und darunter stand eine Klappbahre mit Rädern.
    Aber Albert hatte keine Augen für das Poster oder den Erste-Hilfe-Kasten oder die Bahre. Seine Augen blickten starr auf den Schreibtisch mitten im Zimmer.
    Darauf sah er einen Haufen Papierstreifen.
    »Vorsicht!« brüllte er. » Vorsicht, er ist hier dr …«
    Craig Toomy kam hinter der Tür hervor und schlug zu.
     
9
     
    »Gürtel«, sagte Nick.
    Rudy bewegte sich nicht und antwortete nicht. Er hatte den Kopf zur Tür des Restaurants gedreht. Der Lärm von unten hatte aufgehört. Nur das rasselnde Geräusch und das konstante Dröhnen der Flugzeugturbinen draußen in der Dunkelheit waren zu hören.
    Nick trat nach hinten aus – wie ein Maultier – gegen Rudys Schienbein.
    »Aua!«
    »Gürtel! Sofort!«
    Rudy sank ungeschickt auf die Knie und kam neben Nick, der Dinah mit einer Hand aufrecht hielt und ihr mit der anderen das zweite Tischtuchpolster auf den Rücken drückte.
    »Schieben Sie ihn unter das Tuch«, sagte Nick. Er keuchte, Schweiß rann ihm in Strömen übers Gesicht. »Schnell! Ich kann sie nicht ewig halten!«
    Rudy schob den Gürtel unter das Tischtuch. Nick ließ Dinah sinken, griff über den schmalen Körper des Mädchens und hob die linke Schulter lange genug, dass er den Gürtel auf der anderen Seite herausziehen konnte. Dann schlang er ihn über der Brust durch die Schnalle und zog ihn fest zu. Er gab Laurel das freie Ende in die Hand. »Sorgen Sie für konstanten Druck«, sagte er und stand auf. »Wir können die Schnalle nicht benützen – dazu ist sie viel zu klein.«
    »Gehen Sie nach unten?« fragte Laurel.
    »Ja. Das scheint angebracht.«
    »Seien Sie vorsichtig. Bitte, seien Sie vorsichtig.«
    Er grinste sie an, und die vielen weißen Zähne, die plötzlich in der Dunkelheit glänzten, waren erstaunlich … aber nicht erschreckend, stellte sie fest. Ganz im Gegenteil.
    »Selbstverständlich. Nur so überlebe ich.« Er streckte die Hand aus und drückte ihre Schulter. Seine Hand war warm, ein leichter Schauer durchlief sie, als er sie berührte. »Das haben Sie ausgezeichnet gemacht, Laurel. Vielen Dank.«
    Er wollte sich abwenden, als eine kleine tastende Hand nach dem Saum seiner Jeans griff. Er sah nach unten und stellte fest, dass Dinah die blinden Augen wieder aufgeschlagen hatte.
    »Bringen …«, begann sie, dann hatte sie einen erstickten Niesanfall. Feine Bluttröpfchen spritzten aus ihrer Nase.
    »Dinah, du darfst nicht …«
    »Bringen … Sie ihn … nicht um!« sagte sie, und selbst in der Dunkelheit konnte Laurel die ungeheure Anstrengung erkennen, die sie auf sich nahm, um überhaupt sprechen zu können.
    Nick sah nachdenklich auf sie hinab. »Ich frage mich langsam, ob du übersinnliche Fähigkeiten hast, Dinah … ob du Sachen weißt, die uns anderen verborgen bleiben. Aber warum bestehst du sosehr darauf, Toomy am Leben zu lassen? Weißt du, der Dreckskerl hat dich verletzt.«
    Ihre schmale Brust mühte sich gegen den Gürtel. Der blutgetränkte Tischtuchverband hob sich. »Vielleicht habe ich … was Sie gesagt haben.« Sie bemühte sich und konnte noch etwas sagen. Sie hörten es alle; Dinah gab sich größte Mühe, deutlich zu sprechen. »Ich … weiß nur … dass wir ihn brauchen«, flüsterte sie und machte wieder die Augen zu.
     
10
     
    Craig stieß den Brieföffner bis zum Heft in den Nacken von Don Gaffney. Don schrie und ließ das Feuerzeug fallen. Es fiel auf den Boden, lag dort und flackerte kränklich. Albert schrie überrascht auf, als er Craig auf Don zugehen sah, welcher nun in Richtung Schreibtisch stolperte und schwach hinter sich nach dem Gegenstand griff.
    Craig packte den Brieföffner mit einer Hand und stemmte die andere gegen Dons Rücken. Während er gleichzeitig zog und drückte, hörte Albert den Laut eines hungrigen Mannes, der einen Grillspieß aus einem durchgebratenen Truthahn zieht Don schrie noch einmal, diesmal lauter, und kippte über den Schreibtisch. Er streckte die Arme von sich und stieß damit die Körbchen für Postein- und -ausgänge und Craigs Papierstreifen hinunter auf den Boden.
    Craig wirbelte zu Albert herum und verspritzte dabei Blutstropfen von der Brieföffnerklinge. »Du bist auch einer von ihnen«, hauchte er. »Hol dich der Teufel. Ich gehe nach Boston, und du kannst mich nicht daran hindern. Niemand kann mich daran hindern.« Dann ging das Feuerzeug am Boden aus, sie waren in Dunkelheit gehüllt.
    Albert ging einen Schritt zurück und

Weitere Kostenlose Bücher