Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
Vom Netzwerk:
noch schafft, zwei Stunden im Fernsehsessel von seinem Tagesplan zu streichen, gewinnt noch 1,4 weitere Jahre hinzu«, so Katzmarzyk. Macht summa summarum 3,4 Jahre, was schon ein satter Zugewinn ist.
    Nun sind natürlich lediglich drei Stunden im Bürostuhl und zwei Stunden weniger Fernsehen pro Tag nicht für jeden realisierbar, doch auch kürzere Bewegungseinheiten bringen Vorteile für die Lebenserwartung. Laut einer amerikanischtaiwanischen Untersuchung senken schon täglich 15 Minuten »low-volume-Aktivitäten« das Sterberisiko um 14 Prozent. Die »Wieder-Infizierung« des Alltags mit kurzfristigen Bewegungspausen  – wohlgemerkt im Sinn von Pausen mit Bewegung  – scheint also die bessere Antwort auf die Massenträgheit unserer Tage zu sein. Erstens, weil sie weniger Aufwand benötigt als der Sport, zu dem man in der Regel zu bestimmten Zeiten bestimmte Orte in bestimmter Kleidung aufsuchen muss. Und zweitens, weil sie in der Summe, sofern die Bewegungseinheiten
öfter den Sitzalltag unterbrechen, mehr Auswirkungen auf den Stoffwechsel hat.
    In einer australischen Studie an 4700 Probanden zeigten diejenigen, die gar keinen Sport machten, ähnlich günstige Insulin- und Blutfettwerte sowie eine ähnlich schlanke Taille wie ein regelmäßiger Sportler, sofern sie sie sich nur im Alltag genug bewegten. Gesünder und schlanker als die kompletten Couch-Potatoes waren sie alle Male. »Die obersten 25 Prozent der Probanden, die am häufigsten Sitzunterbrechungen einlegten, hatten im Schnitt einen um 4,1 Zentimeter geringeren Hüftumfang als die 25 Prozent, die sich am wenigsten bewegten«, berichtet Studienleiterin Genevieve Healy von der University of Queensland. Sie rät daher zu mehr Unbequemlichkeit im Alltag. Beispielweise dergestalt, dass man Telefone und häufig benutzte Aktenordner so deponiert, dass man für ihre Benutzung aufstehen muss. Auch Stehkonferenzen und -pulte können helfen, und natürlich der ebenso oft gehörte wie ignorierte Tipp, dass man weitgehend auf Fahrstuhl und Auto verzichten und stattdessen auf die Fortbewegung per pedes setzen sollte.
    Zu dieser Fortbewegungsvariante gehört natürlich auch das gute alte Spaziergengehen. Kant, Schopenhauer und Heidegger taten es, Goethe und Eichendorff auch, und sie wurden alle ziemlich alt. Jüngere Studien bestätigen: Bereits acht bis zwölf Kilometer Spazierengehen pro Woche reichen aus, um kognitive Einschränkungen zu halbieren und das Schlaganfallrisiko um immerhin ein Drittel zu senken. Wobei der präventive Effekt umso größer ist, wenn man täglich spazieren geht. Oder sogar, wie der Komponist Richard Strauss, zwei Mal pro Tag. Dafür braucht man freilich eine Menge Disziplin – doch die steht als Grundbedingung eines langen Lebens ohnehin über allem.
    Stress tötet – doch Entspannungstechniken sind nicht das alleinige Gegenmittel
    Neben Bewegungsmangel gehört der Stress zu den Hauptursachen eines kurzen Lebens, weil er Körper und Psyche zu viel Aktivität zumutet und umgekehrt zu wenig Raum für Regeneration lässt. In der Folge wird der Organismus mit Hormonen wie Cortisol und Adrenalin geflutet, die kurzfristig zwar zu einer Leistungssteigerung, langfristig aber zur Erschöpfung führen und schweren Erkrankungen wie Herzinfarkt, Krebs und Depressionen den Weg bereiten. Wissenschaftler der University of California fanden außerdem heraus, dass chronischer Stress die Telomere, also die Chromosomenenden in den Zellen verkürzt. Die Länge dieser DNA-Bereiche bestimmt, wie oft sich eine Zelle teilen kann, und damit auch ihre Lebenserwartung. Man kann sie mit den Endkappen eines Schnürsenkels vergleichen: Sind diese kaputt, zerfransen die Schnüre und es wird schon bald vorbei mit ihnen sein.
    Stress reduziert also die Anzahl der Zellgenerationen, und das führt zwangsläufig dazu, dass der Gesamtorganismus früher stirbt. Laut Berechnungen der amerikanischen Forscher kann die stressinduzierte Telomerverkürzung eine einzelne Zelle bis zu 17 Lebensjahre kosten. Das sollte zu denken geben, ist aber auch kein Grund zur Panik. Denn wenn eine einzelne Zelle 17 Jahre früher stirbt, muss dies für den Gesamtorganismus mit seinen Zellmilliarden noch lange nicht gelten. Allenthalben bleiben genug Gründe, das Leben nicht von Hektik und Überforderung prägen zu lassen.
    Doch wie reduziert man seinen Stress? Es gibt kaum etwas, das schwerer fällt. Denn erstens haben Menschen ein ganz unterschiedliches Stressempfinden. Für die einen

Weitere Kostenlose Bücher