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Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens

Titel: Langweiler leben länger - über die wahren Ursachen eines langen Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gütersloher Verlagshaus
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leben Eheleute zumeist unter identischen Umweltbedingungen, auch ihr Lebensstil ist in der Regel deckungsgleich: Wenn der eine viel Fleisch isst, tut dies meistens auch der andere; und wenn einer von beiden raucht, ist meistens auch der andere nikotinsüchtig – oder er raucht passiv mit, was nicht viel besser ist.
    Zudem sorgt die chronische oder schwere Erkrankung eines Partners insgesamt für eine belastende Lebenssituation, die schließlich auch das Wohlbefinden des anderen einschränkt. Eine Studie der Hadassah University in Jerusalem fand kaum Unterschiede zwischen dem Stress von Krebspatienten und dem ihrer Lebensgefährten. Manchmal leidet der Partner sogar stärker, weil er sich oft als ohnmächtiger Zuschauer fühlt, der das Therapiegeschehen den Ärzten und anderen Experten überlassen muss, ohne selbst etwas dazu beitragen zu können.
    Fazit: Die Ehe ist nicht wirklich ein zuverlässiges Instrument zur Lebensverlängerung. Bei Frauen führt sie sogar öfter
zu einem früheren Tod, und wenn sie Männern mehr Lebensjahre verschafft, liegt das in erster Linie an ihren Begleitwirkungen auf den Lebensstil, zu denen Disziplin, Regelmäßigkeit, Drogenverzicht, Genügsamkeit und Vorsicht gehören. Alle diese eher banal wirkenden Eigenschaften scheinen, wie wir ja auch an anderen vorgeblichen Techniken zur Lebensverlängerung gesehen haben, ohnehin die zuverlässigste Methode zu sein, um dem Tod von der Schippe zu springen. Wie wichtig sie in dieser Hinsicht tatsächlich sind, zeigt die Longevity-Studie mit ihrem Heer der »Termiten«.

4. Die Longevity-Studie: »Termiten« auf dem Langzeit-Prüfstand
    Kann Intelligenz schädlich sein? Schaut man sich in der Gesellschaft um, sind es doch eigentlich eher die klugen Köpfe, die zu den »Bestimmern« gehören. In den Wissenschaften sowieso, aber auch in Politik und Wirtschaft werden die Spitzenpositionen mehrheitlich von überdurchschnittlich intelligenten Menschen ausgefüllt. Man muss zwar kein Überflieger sein, um Chef eines 4000-köpfigen Unternehmens oder gleich eines kompletten Staates zu sein, aber – und dies müssen auch die harschesten Kritiker des aktuellen Wirtschafts- und Politikgeschehens zugestehen – mit durchschnittlichem IQ schafft man das nicht. Um in unserer Gesellschaft vor- oder aufwärts zu kommen, ist es besser, wenn das Gehirn zu den besonders leistungsfähigen Organen des Körpers gehört.
    Aber manchmal hat man auch einen umgekehrten Eindruck. So scheinen gerade Hochbegabte sich oft selbst im Weg zu stehen. Als hinderten ihre Kopflastigkeit, ihr permanentes Durchflutet-Sein von Daten und Ideen sie daran, im normalen Leben zurechtzukommen. Wohl jeder hatte schon so einen Überschlauberger in seiner Schulklasse, der ohne größere Anstrengung die besten Noten einheimste, dafür aber kaum soziale Kontakte und vor allem keine Chancen bei der pubertären Partnerwahl hatte.
    Vielleicht waren es auch solche Erfahrungen, die Anfang des letzten Jahrhunderts in den USA dafür sorgten, dass sich dort eine bis zur Hetzjagd reichende Antipathie gegen die Intelligenz breit machte. Das allgemeine »Bildungs-Credo« zu dieser Zeit lautete: Wer als Kind zu klug ist, bekommt Probleme im sozialen Miteinander und wird später zu einem gehemmten und neurotischen Erwachsenen, der nicht nur
psychisch auffällig, sondern auch ausgesprochen unglücklich ist und – was noch schlimmer ist – niemand anders glücklich macht. Es gab daher damals sehr viele Eltern in den USA, die bewusst die intellektuellen Ambitionen ihrer Kinder boykottierten, indem sie ihnen die Bücher wegnahmen und zum Spielen nach draußen scheuchten.
    Für den Psychologen und ehemaligen Schulleiter Lewis Terman war das jedoch unerträglich. Als einer der führenden Intelligenzforscher seiner Zeit konnte er nicht hinnehmen, dass Intelligenz ein Nachteil sein sollte. Denn sie stünde für die Fähigkeit, sich nicht nur den Bedingungen der Welt optimal anzupassen, sondern sie darüber hinaus kreativ gestalten zu können. Weswegen für Terman zweifelsfrei feststand: Je mehr Intelligenz in der Welt, desto besser – und deswegen müsse man sie schon so früh wie möglich fördern.
    Leider schoss Terman in seinem Kampf für kluge Köpfe hin und wieder über das Ziel hinaus, indem er etwa die Sterilisation von »Schwachsinnigen« und Züchtungsmaßnahmen befürwortete, um den Gesamt-IQ einer Gesellschaft zu steigern. Außerdem lag er in seinen Einschätzungen mitunter meilenweit daneben. So

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