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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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Clan der Campbells zu bleiben«, erklärte sie mit hochmütiger Miene. »Aber ich wünsche Euch eine gute Reise, Mrs. … Macdonald. Gott schütze Euch.«
    »Euch ebenfalls, Barb. Ihr werdet mir fehlen.«
    »Hmmm… Sicherlich.«
    Mit diesen Worten verließ sie im Laufschritt das Zimmer. Sobald die Tür sich geschlossen hatte, brachen die jungen Leute in unbändiges Gelächter aus.
    »Bei deinem Hauspersonal komme ich wirklich nicht gut an«, bemerkte Duncan und prustete noch einmal los. »Sie töten mich alle mit ihren Blicken. Ich frage mich wirklich, woran das liegt.«
    »Du bist eben ein Galgenvogel!«, kicherte Marion und ließ sich zur Seite fallen.
    Duncan, der jetzt vom Gewicht der jungen Frau befreit war, warf sich auf sie und hielt sie fest.
    »Hast du gesehen, wie rot sie geworden ist? Ich dachte schon, sie platzt!«
    »Sie ist eben sehr fromm! Und jetzt stell dir vor, was sie gedacht hat, als sie uns sah!«
    »Verstehe! Dann werden wohl bald alle Frauen deines Clans darüber im Bilde sein, was die Tochter ihres Laird und ihr zwielichtiger Gatte treiben!«
    Marion schüttete sich aus vor Lachen.

    »Und sie werden es sich sicher angelegen sein lassen, noch ein paar pikante Details hinzuzufügen.«
    Noch einmal lachten sie beide. Dann senkte sich ein glückliches Schweigen über sie, das jedoch nach einiger Zeit von einem lauten Knurren unterbrochen wurde.
    »Ich glaube, mein Magen versucht, mir etwas zu sagen«, murmelte Marion mit halb geschlossenen Augen.
    Duncan wurde ernst. Sanft strich er über den Bluterguss am Kiefer der jungen Frau und küsste sie dann zärtlich.
    »Ich liebe dich, Marion.«
    Gern hätte er ihr gesagt, er werde nie wieder zulassen, dass ihr ein Leid geschah, doch das wäre eine Lüge gewesen. So war die Welt nun einmal nicht. Er konnte ihr nur versprechen, sie mehr als sein eigenes Leben zu lieben.

25
Die Hexe
    Tiefe Finsternis umgab mich. Ich blinzelte … Nichts. Nichts als Dunkelheit. Ich vernahm ein Heulen und Jaulen, bei dem sich mir die Haare aufstellten und mein Blut gefror. Wo war ich? Es war so kalt… Ohne Zweifel in der Welt der Toten. Von neuem erklang das Geheul, ein unheimliches Geräusch, das in dem Abgrund, der mich verschlungen hatte, verhallte. Dann ließ mich ein lautes Schnaufen ganz in meiner Nähe erstarren. Wo war ich bloß?
    Vorsichtig bewegte ich den Kopf, und ein scharfer Schmerz durchfuhr meinen Schädel. Ich versuchte es mit meinem Körper, der sich ebenfalls beklagte. Die Pein riss mich aus meiner tiefen Apathie. Offensichtlich war ich doch nicht tot, jedenfalls noch nicht.
    Der Wind pfiff, aber merkwürdigerweise spürte ich ihn nicht auf meinem Gesicht. Nur eine feuchte Kälte, die mir bis in die Knochen drang. Das langgezogene, auf- und abschwellende Jaulen ließ entsetzliche Bilder vor meinem inneren Auge aufsteigen. Wölfe, machte ich mir mit einem Mal erschrocken klar. Sie suchten mich. Mein Herz setzte einen Schlag aus, und ich versuchte, mich aufzurichten, doch der Schmerz nagelte mich am Boden fest. Dann vernahm ich neben mir ein leises Scharren. Ich war nicht allein.
    Ein weiteres Schnaufen. Waren die Wölfe schon so nahe? Panik ergriff mich. Trotz meiner stechenden Schmerzen gelang es mir, mich auf die Ellbogen hochzustemmen. Ganz gleich, ob ich die Augen öffnete oder geschlossen hielt, ich sah nur einen schwarzen, undurchdringlichen Vorhang vor mir. Ich war blind! Wo war ich? Was war geschehen? Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Vor Entsetzen stöhnte ich auf.

    Ich musste nachdenken. Warum war ich hier? Und wo war ich? Alles war so verworren. Und dann dieser Schmerz, bei dem mir beinahe der Schädel platzte… Ich vermochte mich einfach nicht mehr zu erinnern. Ich fuhr mit der Hand über meinen Kopf, dort, wo der Schmerz am stärksten brannte. Meine Haare waren steif gefroren, und ich ertastete eine Kruste und fühlte die Konturen einer offenen Wunde. Hatte ich einen Schlag abbekommen?
    Ein Erinnerungsfetzen flammte auf, an den ich mich verzweifelt klammerte. Wasserrauschen… Das dumpfe Tosen eines Wildbachs, in das sich ein Schrei mischte. Ich hörte meinen Namen; jemand rief wieder und wieder nach mir.
    Andere vage Erinnerungen stiegen in mir auf. Hände, die mich untersuchten, die mich hochhoben und davontrugen. Jemand sprach leise zu mir. Liam… Mein Verstand war immer noch vernebelt.
    Neben mir vernahm ich einen rauen, hartnäckigen Husten. Liam? Ich wandte mich nach rechts: nichts als Finsternis. Aber er war da, irgendwo. Sein

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