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Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
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hätten, ihr eine unangenehme Viertelstunde zu bereiten. Diese »gebrochenen« Männer, Verbannte ohne Clanbindung, waren es gewöhnt, sich zu nehmen, was sie begehrten, ohne Fragen zu stellen. Marion stieg jetzt aus dem Wasser und ging zu dem Plaid, das in der Nähe ihrer aufeinandergeschichteten Kleidung auf einem Felsbrocken lag. Die mondbeschienene Gestalt hüllte ihren nackten Körper in die Farben von Glencoe, was die Spannung in Duncans Lenden noch verstärkte, eine köstliche und zugleich schmerzhafte Empfindung. Ich brauche ebenfalls dringend ein kaltes Bad …
    Mit aufgewühltem Herzen und glühendem Körper verzog er
sich lautlos und stieg den Weg einige Schritte weit hinab, bevor er sich an einen Baum lehnte. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Er fühlte sich wie ein brünstiges Tier. Verzweifelt versuchte er, die sinnlichen Bilder, die ihn bedrängten, zu verscheuchen. Der gebieterische Drang, sein jetzt nicht mehr zu unterdrückendes Bedürfnis zu befriedigen und sich Erleichterung zu verschaffen, spannte sein Geschlecht schmerzhaft an.
    »Verflucht!«, knurrte er und schlug die Falten seines Kilts auseinander.
    Ganz offenbar waren die Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen, begrenzt …
    Einige Minuten später stieg Marion den Weg hinab. Duncan, der gelassen auf einem moosbewachsenen Baumstamm gewartet hatte, erhob sich.
    »Marion …«
    Die junge Frau stieß einen leisen Schreckenschrei aus, und instinktiv griff sie nach dem Dolch, den sie im Stiefel stecken hatte, und streckte die Waffe aus. Mit einem Sprung zur Seite wich Duncan der Klinge mit knapper Not aus.
    »Verdammt!«, fluchte er und kletterte aus einem Brennnesselgestrüpp, dessen Säfte die Haut auf seinen Schenkeln versengten.
    »Was machst du da?«, verwunderte sich Marion mit klopfendem Herzen. »Willst du dich umbringen lassen, oder was?«
    »Ich hätte dir den Hals gebrochen, bevor du Zeit gehabt hättest, mir etwas anzutun«, schimpfte er.
    Er vermied es, in ihre Augen oder auf einen anderen Körperteil von ihr zu sehen, aus Furcht, die Gefühle, die noch vor wenigen Augenblicken seinen Körper verzehrt hatten, erneut zu wecken.
    »Wir müssen aufbrechen«, erklärte er, den Blick auf die Spitzen seiner Stiefel gerichtet.
    »Jetzt schon?«
    Sie wandte sich um und betrachtete den See, der zwischen den Zweigen, die mit dem Herannahen des Winters mehr und mehr ihr Laub verloren, teilweise zu sehen war. Ihr verschwommenes Profil zeichnete sich vor dem Hintergrund des golden überhauchten
Lochs ab. Zerstreut trocknete Marion ihr feuchtes Haar mit dem Plaid ab, das sie um die rote Uniform gelegt hatte; die gleiche sinnliche Bewegung wie eben, als er sie nackt in dem Teich überrascht hatte. Verflucht sollst du sein, Marion Campbell!, schrie sein wild pochendes Herz. Wenn, wie Allan ihm erzählt hatte, die Campbell-Frauen die Macht besaßen, einem die Manneskraft zu rauben, dann setzte diese hier sie nicht ein. Im Gegenteil!
    Sie war Glenlyons Tochter! Das durfte er nicht… Und Elspeth? Plötzlich, wenn auch nur für einen winzigen Augenblick, wurde ihm klar, dass ihn allein der wohlgeformte Körper dieser Hexe erregt hatte, als er vorhin – nun ja. Wie lange würde er durchhalten, ohne zu versuchen, sie zu verführen?
    Ein merkwürdiger Gedanke stieg in ihm auf. Und wenn Alasdair ihm nun absichtlich ihre Begleitung aufgetragen hatte, mit dem exakten Ziel, dass er sie erniedrigte, dass er sie mit Gewalt nahm, um sie zu demütigen und in den Schmutz zu ziehen? Nein, dazu wäre er niemals in der Lage, und das wusste Alasdair genau. Mit einer wegwerfenden Geste verscheuchte er den widersinnigen Gedanken. Die Bewegung erweckte Marions Aufmerksamkeit, und sie wandte ihre großen, hellen Katzenaugen in seine Richtung. Ihre Blicke trafen sich, und von neuem stieg ein verzehrendes Glühen in Duncans Eingeweiden auf. Wütend brummte der junge Mann etwas vor sich hin und setzte sich dann wortlos in Bewegung. Marion folgte ihm auf dem Fuße.

    Das Boot glitt über das Wasser und kräuselte die glatte Oberfläche. Vor ihnen zeichnete sich schwach der Umriss der Sweet Mary ab . Alles war still. Ein Lachen erschallte, hallte auf dem Wasser wider und wurde vom Wind davongetragen. Ein weiteres Lachen. Dann trat von neuem Stille ein. Dieses drückende Schweigen, das sie um den Preis ihres Lebens wahren mussten. Selbst ein zu lautes Atmen konnte ihnen zum Verhängnis werden. Die Wachposten waren erfahrene Männer und vermochten das Plätschern des Wassers

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