Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lanze und Rose

Lanze und Rose

Titel: Lanze und Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Marmen
Vom Netzwerk:
bist.«
    Ihre Wangen liefen rosig an, und kurz wandte sie den Blick ab.
    »Ich liebe Patrick, Caitlin, wenn es das ist, was du wissen möchtest. Ich würde ihm überallhin folgen, ohne Fragen zu stellen.«
    »Es ist auch nicht deine Liebe zu ihm, an der ich zweifle«, gab ich zurück und fragte mich mit einem Mal, ob ich nicht besser
daran getan hätte, das Thema nicht anzusprechen. »Ich fand, in deinen letzten Briefen hast du so traurig geklungen.«
    Sie betrachtete ihre mit Tintenflecken verunzierten Finger, damit sie meinem Blick nicht begegnen musste, und lächelte dann bedrückt.
    »Vor dir kann ich wohl nichts verbergen, nicht wahr?«
    »Du kannst dich überhaupt nicht gut verstellen, Sàra. Dein Gesicht ist wie ein offenes Buch, in dem jedermann deine Gedanken lesen kann. Nun ja, alle bis auf Patrick vielleicht. Möchtest du darüber reden?«
    Sie schlug ihre grauen Augen zu mir auf und biss sich auf die Lippen.
    »Ich habe es nicht vermocht, Patrick das zu geben, was er rechtmäßig von einer Ehefrau erwarten darf.«
    »Wovon redest du?«
    »Kinder, Caitlin. Ich bin nicht in der Lage gewesen, ihm die Kinder zu schenken, die er so gern gehabt hätte. Ich habe versagt, verstehst du?«
    Ihr Blick verlor sich in den Kugeln aus zerknülltem Papier, mit denen der kompliziert gemusterte orientalische Teppich übersät war.
    »Du weißt genau, dass es nicht deine Schuld ist.«
    »Es ist nur … Er hätte so gern welche gehabt.«
    Ich stellte mein Glas auf der Marmorplatte des kleinen Tisches neben mir ab.
    »Sàra, Patrick macht dir keine Vorwürfe deswegen. Er betet dich an.«
    Traurig verzog sie den Mund.
    »Er hat sich von mir entfernt, Caitlin. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht besser daran täte, nach Glencoe zurückzukehren. Ohnehin beginnt das Leben hier mich zu bedrücken. All diese Intrigen und dieser Klatsch … Ich habe genug davon. Es ist mir vollständig gleich, wer der neueste Liebhaber von Lady Bruce ist, und ich kann mich nicht mehr darüber amüsieren, wenn sich William Hawley bei einem offiziellen Dinner beim Earl of Albemarle lächerlich macht.«
    »Vielleicht hast du dich ebenfalls von ihm entfremdet. Du
würdest gern in die Highlands zurückkehren, und du weißt, dass er das nicht kann.«
    »Oh Caitlin! Was geschieht nur mit uns? Ich habe oft den Eindruck, dass wir einander verlieren.«
    Ich schob den Schemel mit dem Fuß weg.
    »Patrick und du, ihr solltet euch einmal richtig aussprechen.«
    »Ich weiß. Wenn das alles hier vorüber ist…«
    Sie lächelte kläglich und runzelte die Stirn.
    »Um noch einmal auf das Siegel des Gouverneurs zu kommen: Ich möchte nicht, dass du dich dazu verpflichtet fühlst. Du begibst dich in Gefahr.«
    »Patrick ist mein Bruder. Und außerdem riskiere ich gar nichts!«
    »Matthew hat mir erzählt, der Gouverneur sei ein Mann von ziemlich lockeren Sitten. Du wirst doch vorsichtig sein, oder?«
    Ich stand auf und lachte leise.
    »Dann werde ich eben die Dosis Opiumsirup verdoppeln. Wenn der Gouverneur aufwacht, wird Patrick schon weit fort sein. Apropos, was den Sirup angeht…«
    »Doktor Arthur wird ihn uns besorgen. Wir müssten ihn allerdings noch darum bitten.«
    Sie schickte sich zum Aufstehen an, doch ich drückte sie sanft auf ihren Stuhl zurück.
    »Lass nur, beende du ruhig deinen Brief. Ich gehe nach unten und spreche mit Clementine darüber. Sie wird jemanden zu ihm schicken.«
    Ich nahm mir keine Zeit, die Schuhe wieder anzuziehen, sondern lief rasch die dunkle Treppe hinunter, die ins Erdgeschoss führte und in der Eingangshalle endete. Clementine sprach mit einem Mann, der meinem Blick durch einen Wandvorsprung entzogen war. Wahrscheinlich erteilte sie einem ihrer Hausdiener Anweisungen. »Clementine!«, rief ich und lief über den gewachsten Parkettboden.
    Dann erstarrte ich mit einem Mal, als Lady Strattons Gesprächspartner aus dem Schatten trat. Der Mann, der eine englische Uniform trug, neigte respektvoll das Haupt und inspizierte mich mit einem schamlosen Blick.

    »Ich … ich …«, stotterte ich. Meine Wangen glühten.
    »Ah, meine Freundin! Da seid Ihr ja!«, stieß sie, ihre Überraschung geschickt verbergend, hervor und nahm meine Hand. »Darf ich Euch Lieutenant-Colonel Lachlan Stuart vorstellen, Gouverneur von Edinburgh Castle …«
    Immer noch stand ich wie versteinert da. Der Gouverneur schenkte mir ein Lächeln, das eher anzüglich als freundlich wirkte.
    »Sehr erfreut, Mrs. Turnhill. Lady Stratton sagte soeben, dass Ihr uns

Weitere Kostenlose Bücher