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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Blazon
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zeigen.«
    Kristina stutzte. Dogenpalast? Aber dieser Gang führte doch ins Gefängnis?
    Aber Luca stieß bereits einen Pfiff aus, und Pippa, die in der Nähe mit Jans Skateboard spielte, kam sofort herbeigelaufen. »Avanti, scimmia«, forderte er sie auf. »Wir machen einen Ausflug!«
    Zehn Minuten später standen sie atemlos vom schnellen Lauf in dem riesigen Kirchenraum. Über ihnen erhoben sich Kreuzgänge, der polierte Boden zeigte ein rot-weißes Steinmuster. Jeder Schritt hallte zwischen den gewaltigen Säulen. »Da!« Pippa zog Luca nach links, wo ein Taufbecken aus rosabraunem polierten Stein stand. Kristina hob die Brosche vor die Augen. Am liebsten hätte sie gejubelt. Es funktionierte! Vor dem Becken schien der Boden geschmolzen zu sein, ein kleiner See aus Licht in Form eines Schlangenkopfes schimmerte auf den Fliesen. Eine geisterhafte, gespaltene Zunge glitt träge über den Schachbrettboden und zog sich wieder zurück. Eine Touristin schlenderte ahnungslos darüber. Nichts geschah – außer dass sie goldene Fußspuren hinterließ, die schnell verblassten. Offenbar musste man die Portale bewusst wahrnehmen, um die geheimen Wege beschreiten zu können.
    »Man sieht die Eingänge tatsächlich durch das Glas. Dieser hier ist im Boden direkt vor dem Becken!«
    Natürlich war Pippa wieder die Erste. Sie nahm Anlauf, warf sich wie ein Surfer bäuchlings auf Jans Skateboard und sauste auf das Taufbecken zu. Luca holte scharf Luft, aber im selben Moment war sie schon fort wie weggeschnippt.
    »Auf drei!«, rief Luca.
    »Uff!«, machte es, als Kristina eine Sekunde später gegen etwas Weiches, Warmes prallte. Eine Kamera bohrte sich in ihre Schulter – und schon purzelte sie mit einem dicken Mann, den sie gerammt hatte, zu Boden.
    »Are you mad?«, schimpfte der Mann auf Englisch. Mit hochrotem Kopf sprang Kristina auf und erfasste mit einem schnellen Blick, wo sie gelandet waren: in einem kahlen Innenhof mit hohen weißen Wänden. Die Fenster waren mit dicken schwarzen Metallgittern verschlossen. Der Gefängnishof?
    Drei Damen sprangen mit erschrockenem »Huch!« zur Seite, um nicht von Pippa umgemäht zu werden. Luca rannte zu der Kleinen und bremste das Skateboard mit dem Fuß.
    »Scusi«, entschuldigte er sich hastig bei der Reisegruppe. »Los, mir nach!«
    Er lief voraus über schmale Gänge eine Treppe hinauf in ein Labyrinth aus niedrigen schmalen Gängen. Hier wurde es noch unheimlicher. Überall waren winzige Kammern, dunkel wie Höhlen, mit niedrigen Decken und bekritzelten Wänden. Die dicksten Türen, die Kristina je gesehen hatte, verschlossen sie. Vergitterte Gucklöcher in den Türen zeigten, dass es die Gefängniszellen waren. Im Vorbeigehen hielt Kristina die Brosche vor ihr Auge – und erschauerte, als sie durch das magische Glas schattenhafte Gestalten sah. Magere Gespenster mit verwilderten Bärten und leeren Augen, die an den Wänden kauerten. Gefangene vergangener Jahrhunderte.
    »Über die Seufzerbrücke kommen wir in den Dogenpalast«, rief Luca. »Sie war für die Gefangenen nämlich der direkte Weg vom Gerichtssaal ins Gefängnis.«
    Die Seufzerbrücke führte über einen kleinen Kanal. Bis auf zwei winzige viereckige Fenster war sie rundum abgeschlossen. Man konnte nur durch schmale Lücken in blumenförmigen Fensterornamenten auf die Lagune blicken. Wie bedrückend musste dieser letzte Blick für die Gefangenen gewesen sein, bevor die dicken Kerkertüren sich hinter ihnen schlossen. Kristina war froh, dass sie in die entgegengesetzte Richtung unterwegs war und gleich darauf den Dogenpalast mit seinen hohen Decken und Fenstern betrat.
    »Wird man uns nicht rauswerfen?«, fragte Jan mit einem Blick auf die vielen Touristen.
    Luca schüttelte den Kopf. »Mich kennen sie. Ich werde sagen, ihr habt Eintritt bezahlt. Kommt mit, ich muss euch etwas zeigen!«
    Kristina hatte fast schon geahnt, dass Luca auf den Saal des großen Rates zustrebte. Die Erinnerung an ihren unfreiwilligen Ausflug lag ihr sofort wieder wie ein Eisklotz im Magen. Heute erschien der Saal mit dem vielen Gold und den düsteren rotgoldenen Fresken an den Wänden ihr noch viel riesiger. Die lange Reihe der Dogen blickte zu ihnen herab.
    Luca blieb genau an der Stelle stehen, an der Kristina noch vor wenigen Tagen schlotternd und zähneklappernd versucht hatte zu verstehen, was mit ihr geschehen war. Es kam ihr vor, als sei das Jahre her.
    Luca drehte sich zu ihnen um und holte Luft. »Ich habe den Dogen gefunden«,

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