Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
zu bringen, denn es gab auf diesem Planeten keine anderen
Frauen, die die Kinder des Stammes austragen konnten. Wissentlich aus dem
Leiden einer Stammesgefährtin Gewinn zu schlagen oder sonst in irgendeiner
Weise von ihrem Tod zu profitieren war in etwa das Abscheulichste, was ein
Angehöriger von Kades Spezies tun konnte.
Er beobachtete den anderen Vampir wie ein unter
Glas gefangenes Insekt - so viel war sein Leben ihm in etwa auch wert.
„Wie viele, du widerliches Stück Scheiße? Mehr als
eine? Ein Dutzend?
Zwanzig?“ Er musste sich anstrengen, sich ein
wütendes Fauchen zu verkneifen. „Hast du sie unwissentlich verkauft oder es
sogar bewusst getan, weil Stammesgefährtinnen dir größeren Profit bringen? Ich
hab dich was gefragt, verdammt noch mal!“
Bei Kades Ausbruch erhoben sich die beiden Pitbulls
mit einem drohenden Knurren, die kompakten Muskeln straff gespannt. Die Hunde
waren genauso mit Kade verbunden wie er mit ihnen, sie spürten seine Wut. Er
hielt die Hunde nur mit seinem allerletzten Rest Selbstbeherrschung zurück.
Wenn der Vampir, der sich da vor ihm duckte, wichtige Informationen hatte, war
es seine Pflicht, ihn zum Reden zu bringen.
Dann konnte er ihn mit reinem Gewissen töten.
„Wem hast du Stammesgefährtinnen verkauft?
Antworte, verdammt noch mal.
Ich warte nicht die ganze Nacht.“
„I-ich weiß nicht“, stammelte er. „Das ist die
Wahrheit. Ich weiß es wirklich nicht.“
„Aber du gibst zu, dass du es getan hast.“ Gott, er
hätte dieses Stück Scheiße am liebsten abgeknallt. „Sag mir, wen du mit
menschlicher Ware beliefert hast, bevor ich dir deine hässliche Fresse abreiße.“
„Ich schwöre - ich weiß nicht, wer sie bestellt
hat!“
Doch damit gab Kade sich nicht zufrieden. „War es
mehr als einer, der die Frauen bei dir abholen kam? Sagt dir der Name Dragos
etwas?“
Kade beobachtete ihn mit schmalen Augen, wartete
darauf, dass der Vampir den Köder schluckte. Aber der Name, den Kade hatte
fallen lassen, rief keine besondere Reaktion hervor.
Jeder, der schon mit dem Stammesältesten zu tun
gehabt hatte, der unter dem Namen Dragos bekannt war - ein Schuft, dessen üble
Machenschaften der Orden erst vor Kurzem aufgedeckt hatte -, würde sicher
irgendwie reagieren, wenn sein Name fiel.
Aber offenbar hatte Homeboy wirklich keine Ahnung.
Er stieß einen Seufzer aus und schüttelte leicht den Kopf. „Ich hatte nur mit
einem Typen zu tun. Er war nicht vom Stamm. Aber ein Mensch war der auch nicht
mehr. Zumindest nicht, als er zu mir kam.“
„Ein Lakai?“
Das waren allerdings beunruhigende Neuigkeiten.
Obwohl es gegen die Stammesgesetze verstieß, Lakaien zu erschaffen - von der
Moral ganz zu schweigen - konnten nur die mächtigsten Angehörigen des Stammes
sich menschliche Geistsklaven erschaffen. Ausgesaugt bis fast an die Schwelle
des Todes, waren Lakaien einzig ihrem Gebieter gegenüber loyal. Dragos war ein
Stammesvampir der Zweiten Generation und dachte, dass er über dem Gesetz stand,
dem des Stammes und dem der Menschen sowieso. Die Frage war nicht, ob Dragos
sich Lakaien hielt, sondern vielmehr, wie viele und wie tief er sie schon in
die menschliche Gesellschaft eingeschleust hatte.
„Würdest du diesen Lakai wiedererkennen?“
Der um den Hals des Vampirs geschlungene
Tierkadaver hob sich in einem erneuten Schulterzucken. „Ich weiß nicht.
Vielleicht. Er war schon lange nicht mehr da, drei oder vier Monate. Eine Weile
war er einer meiner besten Stammkunden, dann hat er sich nicht mehr blicken
lassen.“
„Mir kommen die Tränen“, meinte Kade gedehnt.
„Beschreib ihn mir. Wie hat der Lakai ausgesehen?“
„Ehrlich gesagt hab ich ihn nie genau gesehen.
Hab's auch nie versucht. Ich konnte sehen, dass er ein Lakai war, und bezahlt
hat er in großen Scheinen.
Mehr musste ich nicht über ihn wissen.“
Kades Venen spannten sich vor Feindseligkeit und
nur mühsam beherrschter Wut. Er hatte schon aus nichtigeren Anlässen getötet
und verspürte den heftigen Drang, diesen Abschaum zu zerreißen. „Du willst mir
also sagen, dass du ihm wiederholt hilflose junge Frauen verkauft hast, die zu
zugedröhnt waren, um sich zu wehren, mit null Rücksicht darauf, was er ihnen
antun würde oder wo sie landen würden. Ohne Fragen zu stellen. Sehe ich das
richtig?“
„Ich schätze, ich führe meinen Laden auf der Basis Reden
ist Silber, Schweigen ist Gold.“
„Ach, was du nicht sagst“, meinte Kade. „Man könnte
auch sagen, dass du deinen
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