Laras Ebenbild (German Edition)
Mama in letzter Zeit, weshalb auch immer etwas durcheinander ist. Deshalb mach dir keine Sorgen sie wird schon bald wieder hier sein.« Ron war doch nicht so gelassen, wie er sich nach dem Anruf gab. Überaus nervös ging er wieder zu seinem Patienten zurück.
Indessen war Sarah an ihrem Ziel angekommen. Insgeheim wunderte sie sich, dass sie es überhaupt unfallfrei nach hier geschafft hatte …
Nachdem s ie sich nach dem Friedhofswärter durchgefragt hatte, wurde sie von ihm wie eine Erscheinung angestarrt.
»Sie sehen haargenau wie die Tote aus, nur dass sie leblos und wachsbleich in einem Sarg liegt. Das arme Ding, sie war doch noch so jung. Manchmal geht das Schicksal doch mehr als nur traurig zu nennen mit uns Menschen um.« Sarah unterließ es, ihm darauf eine Antwort zu geben. Was sollte sie auch dazu sagen? Natürlich war es nicht gerecht, dass Lara mitten aus dem Leben gerissen wurde, aber erging es nicht vielen Menschen so? Schon, aber dennoch hätte es nicht unbedingt ihre Schwester treffen müssen, auf die zuhause zwei Minderjährige und ihr Ehemann warteten. Warum nur, war das Leben manchmal so unerbittlich hart? Auf weichen Knien folgte Sarah dem älteren Mann. Ganz tief in ihrem Inneren hegte sie noch immer die Hoffnung, dass es sich um einen Irrtum handelte, dass Lara eines Tages wieder gesund und munter nach Hause käme.
Dem Hüter des Gottesackers wurde es jäh ganz anders, da Sarah bei Laras leblosem Anblick einen markerschütternden Schrei ausstieß, der sogar ihm, obwohl er durch seinen Job doch einiges gewohnt war, durch und durch ging. Hilflos blickte er sie nur an. Er hoffte, dass der Schmerz sie nicht zusammenbrechen ließ.
»Bitte«, raunte Sarah ihm, ohne ihn anzublicken zu. »Würden sie mich bitte mit meiner Schwester einen Augenblick alleine lassen .« Gerne tat er es bestimmt nicht, da sie nun mal einen völlig konfusen Eindruck auf ihn machte. Dennoch würde er ihr ihren Wunsch erfüllen, aber er würde in der Nähe bleiben …
»Lara«, flüsterte Sarah erschüttert , dabei sie ihre eiskalte Hand hielt. »Wie kann es nur sein? Wir haben uns doch gerade erst gefunden und nun soll schon wieder alles vorbei sein. Der Gedanke, dass ich dich schon sehr bald nicht mehr sehen kann schmerzt unheimlich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich dich so schnell wieder verlieren würde. Im Moment weiß ich absolut nicht, wie mein weiteres Leben weiterverlaufen wird, da nicht nur du, sondern auch ich mein Leben, ja, mein „Ich“ verloren habe. Nur zu gerne würde ich hier neben dir, genau wie du, starr und leblos liegen. Was nützt mir mein Leben, wenn ich es sowieso nicht mehr wie gewohnt leben darf? Durch deinen plötzlichen Tod habe ich meine wahre Identität verloren. Ab sofort wird es auch mich nicht mehr geben. Ich werde von nun an du sein müssen, obwohl mir dieser Gedanke völlig missfällt. Lara«, schluchzte sie, »was haben wir nur getan? Wir wollten mit dieser kleinen Komödie doch niemanden schaden und doch wurden wir so hart dafür bestraft. Ich weiß nicht, wer von uns beiden im Moment am schlimmsten bestraft wurde. Du? Weil du mit dem Leben bezahlen musstest. Oder ich? Weil ich bis zu meinem Lebensende tagtäglich mit deinem Namen weiterleben muss. Alleine wenn ich an deine Kinder denke, dann würde ich mich am liebsten irgendwo vergraben. Wie soll ich ihnen bloß in die Augen schauen, ohne dabei nicht stets an die Schuld, die wir leichtsinnigerweise auf uns geladen haben, erinnert zu werden. Ich schwöre dir Schwester hier an deinem Totenbett, dass ich für deine Kinder stets da sein werde, ich werde in deinem Namen ausschließlich für sie weiterleben.« Bitterlich weinend beugte sich Sarah über sie und hauchte ihr einen Kuss auf die bleiche Stirn.
»Lara«, raunte sie , »ich verspreche dir, ich werde dich nach Hause holen lassen.« Noch einen letzten Abschied nehmenden Blick, dann verließ sie mit gesenktem Kopf den Raum.
»Was muss ich tun, damit man meine Schwester nach Hause bringen wird?«, fragte Sarah den älteren Mann mit tränenerstickter Stimme. Er gab Sarah den Tipp sich mit dem hiesigen Beerdigungsinstitut in Verbindung zu setzen. Sie würden all das, was nötig wäre, veranlassen …
Sarah war am Überlegen, dass sie für Laras Beisetzung Geld brauchte das war klar. Nur das Problem war, dass sie im Moment nicht an ihr Geld käme. Da sie ja offiziell nicht mehr am Leben war. Von Laras Konto konnte sie es ebenfalls nicht nehmen, weil Ron
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