Laras Ebenbild (German Edition)
darum kümmern, damit Lara geschminkt und in das weiße Kleid gehüllt, würdevoll Abschied von dieser Welt nehmen konnte. Mit einem kleinen Lächeln drückte sie dem Mann eine Tragetasche und einen größeren Geldschein in die Hand. Der ihr hoch und heilig versprach, dass man alles haargenau nach ihren Wünschen erledigt.
Angespannt fuhr sie wieder nach Hause. Sie hoffte, dass es nicht allzu spät wird, bis man sie zu Lara rief…
Wie konnte es auch anders sein, normalerweise konnten die Zwillinge nicht spät genug nach Hause kommen, aber an diesem Tag sah es völlig anders aus. Gerade als sie die Tür hereinspaziert kamen, erreichte Sarah der Anruf, dass Laras Leichnam nun hier wäre.
»Es tut mir leid, aber ich muss weg .« Vielsagend blickten sich Jil und Lil an.
»Muss das sein ?« fragte Lil lauernd nach. »Du weißt doch Mama, wie Papa auf dein Verschwinden reagiert.«
»Bis euer Vater nach Hause kommt bin ich mit Sicherheit wieder zurück. Und eines solltet ihr und euer Vater euch hinter die Löffel schreiben, ich bin zwar Ehefrau und Mutter, das heißt aber noch lange nicht, dass ich deshalb zur Sklavin mutieren muss.« Sarah sah zu, dass sie das Weite suchte, bevor sie noch ernsthaft wütend wurde. Zwar zeigten ihr die Zwillinge doch hin und wieder ihre Zuneigung, dennoch überfiel Sarah das bedrückende Gefühl, dass sie sie auch irgendwo hassten.
»Frage mich, wo Mama jetzt schon wieder hin düsen muss?«, regte sich Jil auf.
»Keine Ahnung«, bekam sie spöttisch zur Antwort. »Eines aber bin ich mir sich er, zu einem Date fährt sie gewiss nicht, dazu ist sie viel zu düster angezogen.«
Während die beiden noch immer am Überlegen waren, wo ihre Mutter nur sein könnte, hatte Sarah den Friedhof erreicht. Eilig begab sie sich zur Leichenhalle. Lara war hier und sie wollte, bevor der endgültige Abschied kam, noch so viel Zeit wie nur möglich mit ihr verbringen.
Ergriffen blickte sie nun in Laras zartgeschminktes Gesicht. Wenn sie nicht wüsste, dass sie nicht mehr am Leben wäre, dann würde sie annehmen, dass sie tief und fest schlief.
»Du bist wunderschön Lara. Ja, überirdisch schön«, raunte sie ihr mit wankender Stimme zu. »Eine Prinzessin aus vergangenen Zeiten könnte nicht schöner sein als du. Ich bin wahrhaftig stolz auf dich.« Behutsam fuhr sie über ihre weichen blondgelockten Haare. Danach legte sie ihre Hand auf Laras wie zum Gebet gefaltete Hände. Leise voller Andacht sprach sie ein Gebet, flehte den Herrn an, dass er ihre Schwester gut bei sich aufnehmen würde. Sarah war durchaus bewusst, dass Lara während ihrer Ehe schwerwiegende Fehler begangen hatte. Aber wer war schon frei von Schuld? Niemand! Ob Ron seiner Frau verzeihen würde, wenn er wüsste, dass sie nicht mehr am Leben wäre? Sarah fiel dazu nicht wirklich etwas ein. Eventuell würde er Lara ja verzeihen, aber irgendwo war er auch stur und hartherzig.
»Ach Lara«, schluchzte sie , »was haben wir doch nur für einen Mist gebaut. Hätte ich nicht deine Rolle übernommen, dann wärst du mit Sicherheit noch am Leben. So gesehen, trage ich die alleinige Schuld an dem Geschehenen. Normalerweise müsste ich hier liegen und nicht du.« Bitterlich weinend beugte sie sich über sie. »Bitte verzeihe mir Schwesterherz, dass es so weit gekommen ist, das wollte ich gewiss nicht. Ich wollte dir doch nur etwas Freiheit schenken.« Mit schwerem Herzen, verabschiedete sich Sarah zwei Stunden später von ihr. Morgen würde sie wieder nach ihr sehen, ganz gleich, wenn auch Ron oder die Kinder Stress wegen ihres Weggehens machen sollten. Solange Lara noch nicht unter der Erde wäre, würde sie sie tagtäglich besuchen …
Sarah war geradewegs erleichtert, als das Wochenende vorüber war. Zwar hatten weder Jil und Lil noch Ron irgendetwas wegen ihres Weggehens verlauten lassen, aber dennoch fühlte sie sich von ihnen beobachtet. Gut, eventuell bildete sie es sich auch nur ein. Dass sich diese drei Menschen möglicherweise wegen ihres erbarmungswürdigen Aussehens Sorgen machen könnten, auf diesen Gedanken war sie erst gar nicht gekommen.
»Ist die Leiting wieder hier ?«, das war das erste was Arne Brandners am Montagmorgen bei seiner Ankunft in der Firma interessierte.
»Wie wäre es Arne, wenn wir beide uns kurz in dein Büro verziehen würden. Es gibt etwas wichtiges zu besprechen .« Erstaunt sah Arne seinen Geschäftsführer an, irgendwie klang seine Stimme so anders, ja so, als ob
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