Laras Ebenbild (German Edition)
das Ebenbild ihrer Mutter, in ihnen wird Lara weiterleben. Gerührt schloss sie für einen Moment die Augen.
»Papa war schon immer megaeifersüchtig«, riss Lil sie aus ihren Gedanken. »Okay, Grund hatte er schon. Aber er war auch nicht ohne. Jil und ich haben ihn nämlich einmal mit einer anderen gesehen. Deshalb braucht er sich auch nicht über dich aufzuregen, weil er ja auch nicht besser ist als du.«
»Ihr wisst Bescheid ?« Sarah war sprachlos.
»Natürlich Mama«, entgegnete Jil ernst. »Auch wenn d u und Papa glaubt, dass wir von eurem Ehedrama nichts mitbekommen würden. Ihr könnt uns nun mal nichts vormachen, denn wir sind schon lange keine kleinen Kinder mehr.«
»Ja, leider wird das von uns Eltern immer irgendwie vergessen. Wir sehen ganz gleich wie alt ihr auch seid, stets die süßen kleinen Mädchen in euch. Die nichts hören und nichts sehen. Die ein Leben lang in ihrer eigenen kleinen Welt leben .« Wie konnten Ron und Lara nur so leichtsinnig handeln? Sarah konnte es einfach nicht verstehen.
Während die Zwillinge eng an Sarah geschmiegt schliefen lagen sie und Ron, wenn auch in getrennten Betten wach. Er machte sich doch heftige Vorwürfe, dass er so hart mit ihr umgegangen war. Aber er konnte es einfach nicht ertragen, dass ein anderer Mann für sie wichtiger war als er. Ja und Sarah sah immer wieder Lara vor ihrem geistigen Auge. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass ihre Schwester leblos in einem Kühlraum lag, dass sie nie wieder mit ihr reden konnte und dass sie in nur wenigen Tagen unter einen Grabhügel gebettet die ewige Ruhe finden würde. Wie würden nur Jil und Lil reagieren, wenn sie wüssten, dass ihre Mutter nicht mehr lebte und dass sie, quasi eine Fremde, sich hier, wenn auch unfreiwillig, eingenistet hat? Sie würden sie hassen, dessen war sich Sarah durchaus bewusst.
Mit einem unsicheren „bin mal weg“ verließ Ron am nächsten Morgen brummig das Haus. Seine Praxis durfte wieder einmal den stressigen Wochenend- Notdienst abhalten. Sarahs gemurmeltes „wünsch dir einen schönen Tag“ bekam er schon gar nicht mehr mit. Fahrig saß sie mit den Zwillingen am Küchentisch. Es gab am heutigen Tag ja noch so viel für sie zu tun. Irgendwo war sie doch erleichtert, als die beiden sich auf den Weg zu ihrer Freundin begaben.
»Passt auf euch auf«, rief sie den beiden gänzlich gegen ihren Willen hinterher. »Ich glaube ich würde es nicht überleben, wenn euch etwas passieren würde .«
»Aber Mama, was soll das ?« Schon waren die Zwillinge an ihrer Seite und umarmten sie herzlich.
»Ist schon gut, ich glaube ich habe heute meinen sentimentalen Tag «, lächelte Sarah unter Tränen. »Stört euch nicht an meiner momentanen Gemütslage. Ab und zu habe ich das nun mal.« Nicht wirklich beruhigt machten sich die Mädchen auf den Weg.
Etwa eine halb e Stunde später verließ auch Sarah das Haus. Bevor sie sich auf den Weg zum Friedhof begab, wollte sie zuerst ihrer Wohnung einen kurzen Besuch abstatten. Sie hoffte inbrünstig, dass sie von keinem der sie näher kannte gesehen wurde …
In ihrem Zuhause angekommen , begab sie sich zuerst ins Schlafzimmer. Mit zitternden Händen öffnete sie den Kleiderschrank und nahm ein wunderschönes weißes, spitzenbesetztes Kleid heraus. Dieses Kleid soll Lara auf ihrer Reise in die Ewigkeit tragen, sie würde engelgleich darin aussehen. Danach nahm sie noch ihren schwarzen Trenchcoat, sowie eine schwarze Hose und eine schlichte schwarze Bluse aus dem Schrank und packte alles fein säuberlich in eine Reisetasche ein. Zum guten Schluss begab sie sich noch kurz ins Wohnzimmer, ging zum Schrank, öffnete eine der Schubladen und entnahm daraus ein Bündel Geldscheine. Nur gut, dass sie ab und zu auch zuhause etwas Geld zurückgelegt hatte, somit stand sie doch nicht ganz mittellos da. Ja, das würde mit Sicherheit für den Kauf einer Grabstelle reichen. Schmerzlich ließ sie ihre Blicke durchs Zimmer schweifen, danach verließ sie mit schwerem Herzen ihr geliebtes Zuhause.
Auf dem Friedhof angekommen, ließ sie sich vom Friedhofswärter einige freie Grabstätten zeigen. Nach einigem hin und her entschloss sie sich für ein sonniges Plätzchen direkt an der Friedhofsmauer. Hier wird es Lara gewiss gefallen …
Sarah vereinbarte mit dem Mann, dass sobald ihre Schwester nach hier gebracht wäre, sollte man sie benachrichtigen. Sie würde so schnell wie möglich hier sein. In der Zwischenzeit sollte sich doch bitte jemand
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