Laras Ebenbild (German Edition)
teilte Ron den Zwillingen mit, die völlig verängstigt in Lil’s Zimmer saßen.
»Wo fährst du hin Papa? Können wir denn nicht mitkommen ?«
»Habe etwas Wichtiges zu erledigen. Macht euch keine Sorgen, bin bald wieder zurück .«
»Geht es um Mama? Hast du etwas von ihr gehört?«
»Nicht wirklich, mir kam nur so ein Gedanke und diesem werde ich nun nachgehen .« Die beiden Mädchen schauten ihrem Vater nur verstört hinterher. Mit dem Verschwinden ihrer Mutter, war urplötzlich ihre heile Welt zusammengebrochen.
»Ich habe Angst, dass P apa, genau wie Mama nicht mehr zurückkommen wird«, schluchzte Jil jämmerlich.
»Papa kommt bestimmt gleich wieder«, versuchte Lil sie zu trösten. »Aber ob wir Mama jemals wiedersehen werden, da bin ich mir wirklich nicht so sicher.«
»Ob sie sich wieder gestritten haben?«, weinte Jil. »Vielleicht ist Mama ja aus diesem Grund abgehauen.«
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Lil mit versagender Stimme. »Ich weiß nur eines, die wirklich schöne Zeit, die wir mit Mama und Papa seit ein paar Monaten hatten, wird es ab sofort nicht mehr geben .« Traurig nahm sie ihre heftig schluchzende Schwester in den Arm. Sie wünschte, sie könnte ihrem Kummer genau wie Jil einfach so freien Lauf lassen, da der unsichtbare Reif der sich um ihr wehes Herz gelegt hatte, sie beinahe erdrückte.
Unterdessen war Ron vor der besagten Adresse angekommen. Nach dem er seinen Wagen geparkt hatte, stieg er schwerfällig aus. Seine schmerzerfüllten Augen blickten kritisch an der Fassade des hohen Wohnblocks hoch. Hier also wohnte, eventuell würde auch wohnt passen«, spottete er, »Laras mysteriöses Double.«
Schon huschten seine Augen über die beleuchtete Klingelanlage, an einem gewissen Namen blieb sein Blick wie erstarrt haften. Das konnte doch nicht wahr sein. Schwarz auf weiß konnte er diesen, ihm mittlerweile schon verhassten Namen lesen, der über ihn und seine Familie unsagbares Unglück brachte …
Ron wollte schon den Klingelknopf betätigen, als ihm unerwartet die Eingangstür geöffnet wurde. Eine alte Dame, die mit ihrem Hund Gassi ging, ließ ihn mit einem freundlichen Lächeln ins Innere des Hauses eintreten.
Auf Beinen , so schwer wie Blei, lief er bis in das dritte Stockwerk hoch. Seiner Meinung nach, müsste sich die Wohnung von Sarah Leiting auf dieser Etage befinden.
Suchend lief er nun auf dem langen Flur entlang. Ja, und dann hatte er das , nach dem er suchte, auch schon gefunden.
Mit wildklopfen dem Herzen starrte er auf das Namensschild, das ihn, so kam es ihm jedenfalls vor, höhnisch angrinste.
»Soll ich oder soll ich nicht ?« fragte er sich verzweifelt. »Könnte doch gut möglich sein, dass der Nachmieter vergessen hatte das Namensschild auszuwechseln. Schon fragte er sich, ob er so etwas vergessen würde. Natürlich lautete Rons Antwort, nein. »Aber was wäre, wenn er in Kürze, trotz seiner Zweifel, die unumstößliche Wahrheit erfahren würde? Würde er sie verkraften? Oder würde er an ihr zugrunde gehen?« Ron war am Schwanken, eventuell wäre es das Vernünftigste, die doch makabre Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
Er war schon am Gehen, als er sich endlich einen Ruck gab. Er war kein Feigling, war auch noch nie einer gewesen. Er würde der Wahrheit ins Auge sehen, ganz gleich auch wie sie lauten wird … Energisch ging er wieder zurück.
Noch einmal tief durchatmen, danach ging alles quasi wie von alleine. Ehe er sich versah, konnte er einen sanften Klingelton vernehmen, der vom Wohnungsinnern her, an sein Ohr drang. Ron war schon in der Annahme, dass keiner zu Hause wäre, als sich zu seinem Erstaunen doch noch die Tür öffnete und ein weibliches blondgelocktes Wesen, in einen langen seidenen, nachtblauen Morgenmantel gehüllt, ihn wie eine Erscheinung aus erschrocken blickenden Augen ansah.
»Entschuldigen sie bitte die Störung«, höhnte er , obwohl es ihm in diesem Moment speiübel geworden war. »Spreche ich mit Sarah Leitung oder eventuell mit Lara Küster, die unsere Kinder und mich, vor ein paar Tagen einfach so hat sitzen lassen?«
»Ich bin Sarah Leiting«, entgegnete sie leise.
»Nett, sehr erfreut, endlich lerne ich die Zwillingsschwester meiner Frau kennen«, spottete Ron, der sich wahrhaftig sehr zusammenreißen musste, damit er nicht die Kontrolle über sich verlor. »Wenn sie doch so freundlich wären und Lara Bescheid geben würden, dass ihr Ehemann nach ihr sucht.«
»Lara ist tot«. Verkündete Sarah
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