Laras Ebenbild (German Edition)
sterben« schleuderte Jil ihr hasserfüllt ins Gesicht. »Sie hatten es nämlich auf Papa und unser Haus abgesehen .«
»Wie kannst du nur so etwas sagen ?«, fragte Sarah entsetzt.
»Weil es die Wahrheit ist«, entgegnete Lil gehässig. »Mama stand ihnen im Weg und deshalb musste sie sterben. Sie sind eine Mörderin .«
»Und aus diesem Grund haben sie auch ihr Baby verloren«, setzte Jil noch eine weitere Gemeinheit obendrauf. »Das Beste wäre, wenn es auch sie erwischen würde, dann wäre Mamas Tod zumindest ge rächt.« Hasserfüllt spie sie haargenau vor Sarahs Füße. Danach suchten sie eilig das Weite.
Fa ssungslos über so viel Hass, den man ihr entgegengeschleudert hatte, vollkommen am Boden zerstört, begab sie sich wieder in die Wohnung. Ohne groß nachzudenken nahm sie einen Stift und einen Block in die Hand und begann zu schreiben …
Unterdessen hatte ein längeres Gespräch zwischen Carlos Martinez und Arne Brandners stattgefunden. So schonend wie nur möglich hatte Carlos seinem Boss beigebracht, dass Sarah lebte. Zuerst reagierte Arne Brandners ja ablehnend auf Carlos Mitteilung, da er sich von Sarahs Verhalten verraten und getäuscht fühlte, aber nach dem er die ganze Tragik dieser Geschichte erfahren hatte, war er doch nachdenklich, aber auch einsichtig geworden. Sarah wollte helfen und geriet dabei in eine mehr als nur tragisch zu nennende Verwicklung. An ihm sollte es gewiss nicht liegen, um Sarahs Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Selbstverständlich konnte sie so schnell wie nur möglich wieder bei „ARBRA-MODA“ mit der Arbeit beginnen. Da diese sinnvolle Tätigkeit sie sicher von ihrem Leid ablenken würde und außerdem würde ihre Kreativität dem doch angeschlagenen Unternehmen mehr als nur gut tun. Somit wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Immer und immer wieder versuchte Carlos Sarah telefonisch zu erreichen, da er ihr die erfreuliche Nachricht unbedingt sofort mitteilen wollte. Zu seinem Bedauern nahm sie weder via Festnetz noch über Handy das Gespräch entgegen. Irgendwann wurde Carlos doch unruhig. Entschlossen machte er sich auf den Weg …
Das erste was Carlos beim Betreten der Wohnung auffiel, war das engbeschriebene weiße Blatt, das auf dem Wohnzimmertisch lag. Augenblicklich überfiel ihn so etwas wie ein schlechtes Omen. Ohne lange zu überlegen griff seine Hand danach. Schon beim Lesen des ersten Satzes wurden seine Pupillen vor Panik immer größer.
»Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte er entsetzt , als er mit dem Lesen zu Ende war. »Sarah«, rief er völlig von der Rolle hysterisch aus. »Wo bist du?« So schnell er konnte lief er ins Schlafzimmer. Nichts! Sie war nicht hier. Eilig lief er weiter zum Badezimmer riss die Tür auf und erschrak …
»Was ha st du nur getan«, erschüttert blickte er auf die in der Badewanne liegende, leblose, blutüberströmte Gestalt. Umsichtig zog er sein Handy aus der Hosentasche.
»Hier spricht Carlos Martinez«, sprach er, nachdem sich eine Frau vom Rettungswesen gemeldet hatte, hektisch ins Handy. »Schicken sie bitte einen Notarzt in die Blumenstraße 19, meine Bekannte hat sich die Pulsadern aufgeschnitten.«
Sofort als er das Gespräch beendet hatte , zog er sein blütenweißes Hemd aus und riss es in einzelne Teile. So gut es ihm möglich war, band er damit Sarahs blutende Wunden ab. Danach hob er sie aus der Badewanne und trug sie ins Schlafzimmer. Dort packte er sie in eine wärmende Wolldecke ein. Mit angehaltenem Atem suchte seine Hand nach ihrem Puls, der ihm doch sehr schwach vorkam. Carlos hoffte inständig, dass er nicht zu spät gekommen war. Noch einmal Sarahs Beisetzung miterleben zu müssen, das würde dann doch über seine Kräfte hinausgehen …
Während in einer Klinik die Ärzte um Sarahs Leben kämpften, bekam Ronald Küster von zwei Herren einen Besuch abgestattet.
»Kripo, wir hätten gerne Doktor Küster gesprochen.« Frau Meier bekam vor Schreck beinahe einen Herzinfarkt. Verstört blickte sie auf die beiden Männer und dann wieder auf ihre Dienstausweise. Was war nur in letzter Zeit hier los, fragte sie sich angespannt, mit Sicherheit durfte sie gleich, zumindest was den Rest des heutigen Nachmittags betraf, noch sämtliche anstehende Termine känzeln. Wenn das so weiterginge, dann konnte sie sich schon bald nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen.
» Wenn sie bitte so freundlich wären«, wurde sie nochmals ungeduldig aufgefordert.
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