Larson, Glen A & Thurston, Robert - Galactica 03 - Die Gräber von Kobol
überprüfen. Wenn du gelandet bist – das heißt, falls du landen solltest, los, zieh die Kiste endlich hoch –, wenn du gelandet bist, dann warte auf mich vor der Decontam-Kammer. In Ordnung?«
»In Ordnung, Boomer.«
Irgendwie schaffte es Jolly, seine Viper aufzusetzen. Für einen Anfänger wäre es eine gute Landung gewesen, aber es war weit von dem entfernt, was Jolly normalerweise zustande brachte.
Alles, was Boomer tun konnte, war, sich auf seine eigene Landung zu konzentrieren. Als er die Viper auf dem Landedeck zum Stehen gebracht hatte, fühlte er sich einen Moment lang zu schwach, um aus dem Cockpit zu steigen. Ein Mitglied des Bodenpersonals näherte sich, um ihm beim Aussteigen zu helfen, aber Boomer winkte ab und kletterte mit unsicheren Schritten auf den Boden.
Jolly wartete in der Decontam-Kammer auf ihn. Er sah genauso aus, wie sich Boomer fühlte. Seine normalerweise roten Backen waren leichenblaß, und unter seinen Augen lagen schwere schwarze Ringe.
»Glaubst du, wir haben uns auf dem Asteroiden was eingefangen, Boomer?«
»Vielleicht. Aber dafür gibt es schließlich die Dekontamination. Wenn wir uns auf dem Asteroiden infiziert haben, dann werden wir es hier wieder los.«
Die Organismen im Körper von Boomer und Jolly vermehrten sich immer weiter. Die Dekontamination störte sie keineswegs. Diese war dazu bestimmt, den Menschen bekannte Krankheiten abzutöten und hatte keine Wirkung auf unbekannte Organismen.
Ihre Durchleuchtungsschirme entdeckten die fremden Wesen nicht einmal. Die Organismen merkten gleichermaßen nichts von dem Vorgang der Dekontamination. Sie gingen weiter ihrer Lieblingsbeschäftigung nach, nämlich sich zu teilen und ihren Wirtskörper zu zerstören.
Boomer redete sich ein, daß er sich wohler fühlte, als er aus der Decontam-Kammer kam. Er versuchte, seine Stimme gelassen klingen zu lassen, als er dem Commander über Telecom von der Entdeckung auf dem Asteroiden berichtete.
»Ein cylonischer Stützpunkt?« fragte der Commander.
»Gut versteckt, aber er ist da.«
»Vielen Dank, Lieutenant. Die Flotte ist Ihnen wie immer sehr dankbar. Ich werde die nötige Kursänderung veranlassen.«
»Jawohl, Sir.«
Als das Bild des Commanders verschwunden war, wußte Boomer, daß er zufrieden sein sollte, wenn nicht sogar glücklich. Er war soeben von Adama gelobt worden – und das war ein guter Grund, glücklich zu sein. Aber es wollte keine Freude aufkommen. Er wollte sich nur noch in seine Koje legen, sich die Bettdecke über den Kopf ziehen und warten, bis ein Offizier kam und ihn aus dem Bett warf. Aber das konnte er Apollo nicht antun. Er mußte zumindest einen Toast auf den zukünftigen Ehemann trinken. Dann kam erst das Bett.
Der Organismus in Boomer teilte sich immer weiter, überschwemmte den Körper seines Wirtes mit seinen Duplikaten und wartete, bis sich ihm ein weiteres Opfer bot. Die Lebewesen, mit denen Boomer in Kontakt kommen würde, reichten sicherlich aus, um den Organismus zufriedenzustellen – wenn er so etwas wie Zufriedenheit gekannt hätte.
Boomer versuchte, das Lied, das die anderen Piloten sangen, mitzusingen, aber seine Stimme versagte. Er bekam keine einzige Note heraus. Das bedeutete nicht viel. Er war noch nie ein guter Sänger gewesen. Die tiefen Töne hatte er nie richtig getroffen, und die hohen Noten zitterten wie ein Kadett vor seiner ersten Landung.
Eigentlich würde er am liebsten einen Toast ausbringen, aber auf wen? Apollo und Starbuck steckten immer noch in der Decontam-Kammer, obwohl sie jeden Augenblick eintreffen mußten. Er mußte sich etwas anderes einfallen lassen. Ein Toast auf die gesamte Flotte vielleicht, oder auf die Freiheit der Piloten im ganzen Universum. Eine Freiheit, die durch die sinnlosen Beschlüsse des Rates der Zwölf eingeschränkt wurde. Vielleicht sollte er gleich einen Toast auf den Rat ausbringen – das wäre wenigstens sarkastisch. Auf die zwölf Greise und ihre bewaffneten Affen, die sie zu Wachen gemacht hatten. Aber das war zu stark, besonders, nachdem Colonel Tigh angeordnet hatte, daß man im Augenblick die Beschlüsse des Rates ohne Widerspruch hinnehmen sollte. Vielleicht ein einfaches ›Auf das Leben‹. Ja.
Er stand auf und setzte sich sofort wieder. Er hatte nicht gedacht, daß sein Körper so schwach war.
Obwohl es genug Nahrung für den Organismus gab, verlangte er nach mehr. Sonst würde er verhungern müssen – und zusammen mit seinem Wirt sterben.
Boomer
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