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Lass dich lieben - Lucy

Titel: Lass dich lieben - Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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bemühte, die kümmerlichen Reste ihres Stolzes zu retten, beschwor sie neues Unheil herauf.
    »Der Tagesbeginn?« wiederholte er grimmig.
    Sie zuckte zusammen. »So hast du es genannt.« Besänftigend fuhr sie fort: »Ich bin überzeugt, du bist ein fabelhafter Liebhaber, wenn du nicht an die Arbeit denken musst.«
    »Und du dachtest… Das war’s?« Er war außer sich.
    Lucy war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. »Ich muss mich jetzt für die Arbeit zurechtmachen.« Sie wandte sich zur Tür. Wenn sie erst den Flur erreicht hatte, könnte sie sich im Waschraum am Ende des Gangs verstecken.
    »Rühr dich nicht von der Stelle!« schrie er.
    Sie blieb stehen und warf ihm einen flehenden Blick zu. »Ich muss gehen.«
    »Na schön«, räumte er rau ein. »Aber bilde dir nicht ein, dass wir schon fertig sind.«
    Zitternd lief sie den Korridor entlang.
    Die Erkenntnis, dass James nun glauben musste, sie hätte lediglich seine Qualitäten als Liebhaber testen wollen, war zutiefst demütigend. So war sie nicht, war sie nie gewesen. In dem Bemühen, Buffy aus seinem Leben zu verdrängen, hatte sie möglicherweise einen nicht wieder gutzumachenden Schaden angerichtet.
    Und die intensive, unbeschreibliche, ekstatische Freude zerstört, die sie bei James empfunden hatte. Stöhnend schloss sie die Tür hinter sich und verriegelte sie. Sie lehnte den Kopf dagegen und wünschte, sie könnte sterben. Nein, sie wünschte, sie wäre gestorben, bevor James diese schrecklichen Worte geäußert hatte. Er hatte ihr einen Vorgeschmack vom Himmel verschafft, und sie hatte jegliche Chance ruiniert, diese Wonnen noch einmal erleben zu dürfen.
    Die Hölle kann nicht schlimmer sein, dachte sie resigniert. Wie sollte sie James wieder gegenübertreten? Wie? Sie wollte so gern etwas Besonderes für ihn sein, etwas Einzigartiges. Sie wollte nicht den Rest ihres Lebens allein verbringen, und ihr Herz sagte ihr, dass James Hancock der Einzige war, der die Leere besser als jeder andere ausfüllen könnte. Aber jetzt… Vermutlich wollte er sie nicht einmal mehr als seine Sekretärin.
    Leider konnte sie sich nicht ewig im Waschraum verbergen. Aber bilde dir nicht ein, dass wir schon fertig sind! Falls sie nicht wieder auftauchte, würde er vielleicht kommen und gegen die Tür hämmern. Noch mehr Schande!
    Lucy war den Tränen nahe. Lediglich aus Furcht, ihre neuen Kontaktlinsen zu verlieren, wahrte sie die Fassung. All die Mühe, die sie auf sich genommen hatte, um sein Interesse zu wecken und zu halten… Das hatte sie mit einem selbst zerstörerischen Ausbruch verletzten Stolzes und glühender Eifersucht zunichte gemacht.
    Was war so schlimm daran, wenn er glaubte, die intime Episode sei nicht mehr als ein fabelhafter Tagesanfang?
    Auf jeden Fall war es ein Anfang gewesen, oder? Ein Anfang, aus dem sie vielleicht hätte mehr machen können.
    Warum hatte sie Buffy Tanner ins Spiel bringen müssen?
    Lucy betrachtete ihre von Küssen geröteten Lippen im Spiegel über dem Waschbecken und dachte an die wilde Leidenschaft, die zwischen ihr und James aufgeflammt war. Eine gegenseitige Leidenschaft.
    Aber bilde dir nicht ein, dass wir schon fertig sind!
    Vielleicht hast du noch eine Chance, flüsterte eine innere Stimme hoffnungsvoll. Falls sie das Missverständnis aufklären und ihre wahren Gefühle offenbaren könnte… Instinktiv schreckte sie davor zurück, sich ihm schutzlos auszuliefern. Am besten ergründete sie zuvor seine Stimmung, bevor sie sich kopfüber in die nächste Katastrophe stürzte. Und das bedeutete, sich James zu stellen.
    Lucy atmete ein paar Mal tief durch. Sie bürstete sich so lange das Haar, bis das Zittern ihrer Hände sich gelegt hatte und sie neuen Lippenstift auftragen konnte. Nur Mut, sagte sie sich entschlossen. Nachdem sie sich wieder hergerichtet hatte, gab es keinen Grund mehr, länger im Waschraum zu verweilen. Unnötiges Warten dürfte James’ Laune kaum verbessern.
    Der Weg zurück durch den Flur glich dem Gang zur Guillotine. Ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen. Eingedenk der blanken Mordlust in James’ Augen wünschte sie sich fast eine schwarze Kapuze über dem Kopf. Dann würde sie wenigstens nicht mit ansehen müssen, wie er sie aus seinem Leben verbannte.
    Entgegen ihrer Vermutung war er nicht mehr im Vorzimmer. Er hatte den Tatort verlassen. Vielleicht hatte er beschlossen, den Vorfall zu vergessen und sich der Arbeit zu widmen. Ein schlauer Schachzug, um sie nachhaltig an ihre

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