Lass dich lieben - Lucy
kennen?«
»Lucy ist meine Sekretärin.«
» Die Sekretärin?« Erstaunt betrachtete seine Mutter Lucy von Kopf bis Fuß und zog skeptisch die Brauen hoch.
»Der doppelte Gin kommt sofort«, versuchte er sie abzulenken. Er hatte nämlich keine Lust, Lucys wundersame Wandlung zu erklären.
»Sind Sie schon lange die Sekretärin meines Sohnes, Lucy?« fragte Zoe mit unverhohlener Neugier.
»Seit ungefähr acht Monaten«, lautete die ungerührte Antwort.
»Nun, ich muss gestehen, James hat Sie mir völlig anders beschrieben.«
»Im Gegenteil«, warf er ein. »Ich sagte, meine Sekretärin sei die vernünftigste Frau, die ich je getroffen hätte, und sie ist es noch immer.«
James gab einen Spritzer Limonensaft in die Drinks und trug die Gläser zu den beiden Frauen. Er nutzte die Gelegenheit, die Lage zu bereinigen, da Lucy sonst womöglich auf den Gedanken verfiel, weitere Intimitäten mit ihm seien unklug und sie sei ohne ihn besser dran.
»Was ich dir allerdings nicht erzählt habe, weil ich es selbst erst vor kurzem erkannt habe«, fuhr er an seine Mutter gewandt fort, wobei er jedoch Lucys Blick suchte, »ist, dass sie außerdem die erotischste Frau ist, der ich je begegnet bin.«
Lucys Misstrauen war förmlich mit Händen greifbar. »Jemals?«
Sie war clever, ungemein entzückend und unbeschreiblich erregend in ihrem Drang, sich jeder Herausforderung sofort zu stellen. »Jemals«, bestätigte er nachdrücklich.
»Hast du nicht die schöne Buffy vergessen?« konterte sie.
»Buffy ist nicht einmal mehr begehrenswert.« Das war die reine Wahrheit.
»Du scheinst recht wankelmütig zu sein, was deine Neigungen angeht.«
»Oberflächliche Ablenkungen. Seit geraumer Zeit verspüre ich nur noch ein dauerhaftes Verlangen in mir. Ich habe jedoch erst am Freitag entdeckt, dass es auf Gegenseitigkeit beruht.« Das konnte sie unmöglich leugnen. »Wie bei allem, was du tust, Lucy, hast du auch in diesem Punkt dein Licht gründlich unter den Scheffel gestellt.«
Sie errötete. Noch etwas, das sie nicht unter Kontrolle hatte, wie James erfreut bemerkte. Er fragte sich unwillkürlich, ob sie wohl am ganzen Körper errötete. Immerhin war es ein Zeichen von Verletzlichkeit, und nichts würde ihn daran hindern, diese Schwäche weiter zu erforschen.
Seine Mutter räusperte sich. »Diese Unterhaltung…«
»Ist notwendig.« Er sah sie vorwurfsvoll an. »Als du auf der Galerie erschienen bist, dachte Lucy, ich hätte einen Harem.«
»Ich?« Lachend tätschelte sie Lucys Arm. »Meine Liebe! Welch schmeichelhaftes Kompliment, mich für eine von James’ Freundinnen zu halten.«
»Er tendiert dazu, sie ziemlich rasch zu wechseln«, stichelte Lucy.
»Vielleicht nur, weil sie sich ihm an den Hals werfen«, meinte seine Mutter amüsiert. »Wie ich sehe, tun Sie das nicht. Sehr vernünftig.«
»Nun, ich schätze, das können Sie wohl am besten beurteilen, Mrs. Hancock.« Lucy warf ihm einen viel sagenden Blick zu.
»Schließlich leben Sie schon lange genug mit ihm zusammen.« Allmählich dämmerte James, dass er bislang gar nichts gewonnen hatte. Lucys fortgesetzte Wachsamkeit und die Anspielung auf die Wohngemeinschaft mit seiner Mutter verrieten, dass sie die Situation noch immer irritierte. Ihre Handtasche hing zwar an der Garderobe, befand sich aber nach wie vor in Reichweite, und obwohl er Lucy ein Glas in die Hand gedrückt hatte, konnte sie es jederzeit rasch abstellen…
»Wollen wir die Drinks nicht auf der Veranda nehmen?« schlug er vor, um sie von den Autoschlüsseln fortzulocken.
»Gute Idee! Die frische Luft wird die Erinnerungen an die Seuche vertreiben«, stimmte seine Mutter zu, nahm Lucys Arm und schob sie hinaus. »Und bitte nennen Sie mich Zoe, Liebes. Hancock ist nämlich mein Mädchenname. Ich habe James’ Vater nie geheiratet, wissen Sie.«
James verwünschte die Redseligkeit seiner Mutter, mit der sie jedem mitteilte, dass er ein uneheliches Kind war. Offenbar gefiel sie sich in der Rolle der tapferen allein erziehenden Mutter, doch er fühlte sich regelmäßig herabgesetzt, weil sein Erzeuger ihn nicht genug gemocht hatte, um bei der Familie zu bleiben.
»Verzeihung. Das wusste ich nicht.« Lucy klang verlegen.
»Es hätte einfach nicht funktioniert«, fuhr seine Mutter munter fort. »Ein kurzes, heftiges Feuer in unserem Leben, aber keine dauerhafte Leidenschaft. Ich habe erst geheiratet, als ich meinen wunderbaren Hugh kennen lernte, James war damals schon fünfzehn.«
Und so
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