Lass dich unter Sternen lieben: Wo Träume wahr werden (German Edition)
die Augen und betrachtete sich skeptisch im Spiegel. Keine Frage, sie hatte das Richtige getan.
Oder?
Seufzend stützte sie sich aufs Waschbecken und beugte sich zum Spiegel vor. Sie musste mit jemandem darüber sprechen. Sie musste zu Merrilee.
Nach dem Duschen trocknete sie ihre Haare und nahm sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann schlüpfte sie in ein Strandkleid und zog ein T-Shirt darüber. Das war nicht gerade Haute Couture, aber wozu sollte sie sich schick machen, wenn sie nur ins Verwaltungsgebäude wollte?
Außerdem war es ein klein wenig wie ein zusätzliches Abenteuer, sich so lässig zu kleiden. In Dallas würde niemand sie in etwas anderem als in tadelloser Kleidung erleben. Daher tat diese kleine Moderebellion gut. So wie eine Affäre mit Michael gut tun würde. Sie runzelte die Stirn und versuchte die eigensinnige leise Stimme in ihr zu ignorieren.
Entschlossen schlüpfte sie in ein Paar Turnschuhe, warf Schlüssel und Notizblock in ihre Tragetasche und machte sich auf den Weg.
Merrilees Büro befand sich in einem kleinen Gebäude hinter dem Restaurant. Es war schlicht, bot jedoch einen Blick auf den Ozean, bei dem Grundstücksmaklern das Wasser im Munde zusammenlaufen würde.
Zögernd trat sie durch die Glastüren in den luftigen Empfangsbereich, in dem sich niemand befand. Nur sie und eine dösende gelbe Katze auf einem Aktenschrank.
„Hallo?” Ihre Stimme hallte durch das Büro. „Ist hier jemand?”
Keine Antwort. Dann hörte sie das unverkennbare Klickklack von hohen Absätzen auf dem Gehsteig. Im nächsten Moment sah Kyra Danielle, Merrilees Assistentin, auf die Tür zueilen, ihr Klemmbrett vor sich haltend.
„Kyra!”, rief sie, als sie von ihrem Klemmbrett aufsah. „Schön, Sie zu sehen. Es gibt doch kein Problem, oder?”
„Nein. Doch. Ich meine, nicht direkt.” Kyra kaute auf ihrer Unterlippe und versuchte sich daran zu erinnern, weshalb sie Merrilee so dringend sprechen wollte.
Danielle legte das Klemmbrett auf den Tresen und schenkte Kyra ihre ganze Aufmerksamkeit. „Möchten Sie darüber reden? Manchmal brauchen die Gäste ein oder zwei Tage, um sich an den Urlaub bei Fantasies, Inc. zu gewöhnen. Die Mitarbeiter sind stets zu einem Gespräch bereit.”
„Eigentlich hätte ich gern mit Merrilee geredet”, gestand Kyra und hoffte, damit Danielles Gefühle nicht zu verletzen.
„Das verstehe ich vollkommen, nur ist sie gerade nicht da.” Danielle deutete auf ihr elegantes Geschäftskostüm. „Glauben Sie mir, so laufe ich auf der Insel normalerweise nicht herum. Aber wir haben heute ein Meeting mit einem potenziellen neuen Lieferanten. Merrilee ist gestern Abend mit dem Boot hinübergefahren, und ich treffe sie heute Morgen.”
„Oh. Na ja, es kann warten.” Außerdem war sie sich nicht einmal sicher, was sie überhaupt wollte. Die Bestätigung, dass Michael ihr Fantasie-Mann war? Die Zustimmung zu einer wilden Affäre?
Was das betraf – wusste Merrilee womöglich längst, dass Kyra ihre Chance vermasselt hatte? Dass sie nicht nach dem Unerwarteten gegriffen hatte?
„Kyra?”
Sie zuckte die Schultern und fuhr fort: „Ich frage mich, wie viel Merrilee von den Vorgängen auf der Insel weiß.”
Danielle lächelte und antwortete ausweichend: „Sie weiß genau, wie man diesen Ort zu einem der romantischsten Plätze auf der Erde macht.”
Das war es wirklich, und Kyra seufzte. Romantik – das war wohl etwas, was sie nur hier erleben würde. Harold respektierte und begehrte sie, aber in ihrer Beziehung gab es keine romantischen Gesten, keine zärtlichen Worte, die sie dahinschmelzen ließen.
Die Wahrheit war, dass sie diese Dinge gar nicht wollte. Zu einer Romanze gehörten zwei, und obwohl sie Harold ihrerseits respektierte und ihn sogar auf freundschaftliche Art liebte, konnte sie sich solche romantischen Dinge mit ihm nicht vorstellen.
Mit Michael jedoch … nun, mit ihm war so etwas durchaus vorstellbar.
Sie erschrak. Dieser Mann hatte es geschafft, ihr unter die Haut zu gehen. Damit hatte sie nicht gerechnet, zumindest nicht, als sie noch in ihrem schicken Büro in Dallas gesessen und diesen Urlaub geplant hatte. Sie erschauerte. Nein, damit hatte sie absolut nicht gerechnet.
Danielle fragte: „Möchten Sie mit mir reden? Oder Merrilee eine Nachricht hinterlassen?”
„Eine Nachricht?” Kyra runzelte die Stirn. „Nein, danke. Ich werde es schon irgendwie klären.”
Danielle lächelte, ging zu einem der Schränke und nahm ein Handy heraus,
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