Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
Vom Netzwerk:
Sofort stürmten die Ereignisse wieder auf sie ein. Sie ging zur Toilette und von dort in die Küche. William saß auf der Couch, einen Bleistift in der Hand, und starrte stirnrunzelnd auf seinen Skizzenblock.
    » Was machen Sie denn noch hier?«, rutschte es ihr verblüfft heraus.
    » Ich passe auf, dass Sie keine Dummheiten machen.«
    Sie setzte sich zu ihm auf das Sofa. » Sie meinen, das Gas abdrehen und meinen Kopf aus der Backröhre ziehen oder so?«
    » Ja, so was in der Art.«
    Lily schloss die Augen und lehnte den Kopf nach hinten. » Sie sind echt ein Schatz, William«, seufzte sie. » Ihre Mom kann stolz auf Sie sein. Wie kamen Sie eigentlich zu dem Namen William?«
    Er grinste breit und zeichnete weiter. » Reine Verlegenheitslösung. Meine Eltern gaben mir den Namen Ilja Alexeiwitsch. Aber wer will schon freiwillig so heißen?«
    Sie saßen eine lange Weile stumm da, dann sagte er: » Eine Tasse Tee?«
    » Mmh, ja, die könnte ich jetzt vertragen«, erwiderte Lily.
    Sie beobachtete, wie er Tassen auf den Tisch stellte, seine Bewegungen ruhig und fließend. Er schwenkte zu ihr, bemerkte, dass sie ihn fixierte, und fragte: » Haben Sie jemanden, den Sie anrufen oder wo Sie erst mal bleiben können? Irgendwen, der Ihnen ein bisschen unter die Arme greifen kann?«
    » Sebastian, denke ich. Aber nein, ich möchte meine Freunde da nicht mit reinziehen. Ich habe keine Familie, außer einer Schwester, und ich will kein Mitleid.«
    » Mitleid?«
    » Ja, exakt, ich will kein Mitleid. Wenn Robbie das getan hat, werde ich ihn finden. Und dann bringe ich ihn eher um, als vor allen Leuten mein Unglück breitzutreten.«
    » Ein starker Spruch.«
    » Ich hab ein Dach über dem Kopf, und ich hab Otto, ich komm schon klar.« Sie nötigte sich ein Lächeln ab.
    William stellte einen Teller mit getoastetem Brot auf den Tisch.
    » Nach welcher Marmelade wäre Ihnen jetzt?«, erkundigte er sich.
    » Irgendwas Dunkles, Würziges. Nehmen Sie das Pflaumenmus.«
    » Wo steht Ottos Futter?«
    Sobald er seinen Namen hörte, hob Otto den Kopf. Ich? Die sprechen über mich?
    » Unter der Spüle.«
    Er bückte sich und zog einen Sack Trockenfutter aus dem Schrank. Otto sah es und seufzte.
    William schüttelte den Kopf. » Scheint ihm nicht sonderlich zu schmecken, das Zeug.«
    » Pech für ihn. Ich weiß, er frisst lieber Schnitzel mit fettiger Sauce und Kartoffelpüree, aber das ist gar nicht gut für ihn.«
    Sie aß den Toast und trank ihren Tee und fühlte sich eine Spur besser. » Was schreiben Sie da?«, wollte sie wissen und fixierte vielmeinend sein Notizbuch. » Machen Sie sich Notizen wegen der Geschichte?«
    » Ich schreibe nicht, ich zeichne. Zeichnen empfinde ich als entspannend.«
    » Autodidakt?«
    » Das schon, aber ich zeichne nicht aus der Fantasie, sondern Gegenstände des täglichen Lebens. Form und Linie, so was in der Art«, erklärte er. » Da ich viel fliege und mir im Flugzeug vom Lesen übel wird, zeichne ich lieber: die Rückseite des Sitzes vor mir, das Essenstablett, den Gang und dergleichen. Die Perspektive richtig hinzukriegen ist für mich eine echte Herausforderung.«
    Sie hätte sich seinen Skizzenblock gern mal angeschaut, er rückte ihn jedoch nicht heraus. Ob auf den anderen Seiten auch die eine oder andere erotische Zeichnung war?, wirbelte es Lily spontan durch den Kopf.
    » Sie kochen Tee, Sie zeichnen, Sie bringen bestimmt auch den Müll raus, ohne dass man Sie auf Knien darum bitten muss. Mrs. Isyanov kann sich glücklich schätzen.«
    » Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass ich verheiratet bin?«
    Sie zuckte mit den Schultern. Er griff abermals zu Bleistift und Skizzenblock. » Wissen Sie, ich hab ihn schon dreimal verlassen«, bekannte sie. Sie schloss die Augen, lauschte auf das Geräusch des Bleistifts, der beruhigend leise über das Papier schabte. » Das erste Mal bin ich einfach weg– keine Diskussion, nichts.«
    » Wo sind Sie denn hin?«
    » Zu meiner Schwester im Northern Territory. Sie ist mit einem Typen verheiratet, den sie an der Uni kennen gelernt hat. Ihr Mann ist heute ein einflussreicher Viehbaron und ganz dick im Geschäft. Robbie machte mich dort ausfindig und überredete mich, zu ihm zurückzukommen. Sie können sich vorstellen, dass dazu nicht viel Überredungsgeschick gehörte. Ich konnte gar nicht schnell genug aus diesem espressolosen Kuhkaff wegkommen. Die beiden anderen Male… mmh… tja… er hat mich halt immer gefunden.«
    » Warum verließen Sie ihn?«
    Lily

Weitere Kostenlose Bücher