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Lass es bloss nicht Liebe sein

Lass es bloss nicht Liebe sein

Titel: Lass es bloss nicht Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipa Fioretti
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Panik die Sprache, William wirkte indes ganz gelassen und souverän. Nach einem spitzen Aufschrei schloss sie vorsichtshalber die Augen.
    » Es sieht schlimmer aus, als es ist. Du musst den Blickkontakt mit den anderen Fahrern vermeiden und einfach losfahren– die lassen dich schon rein. Alles eine Frage des geschickten Timings.«
    Als sie ihre Übelkeit halbwegs im Griff hatte, blinzelte sie zaghaft. Und bemerkte die großen Hinweistafeln, die die Autostrada ausschilderten.
    » Wir verlassen Rom?«
    Er nickte.
    » Was ist mit meinen Sachen?«
    » Sind im Kofferraum.«
    Sie kurvten eben durch einen viel befahrenen Kreisverkehr.
    » Hält er sich irgendwo in der Nähe von Rom auf?«
    Er schüttelte den Kopf, blinkte, scherte aus dem Kreisverkehr aus. Nach einem weiteren Stück Landstraße reihte er sich in eine der Autoschlangen vor den Mauthäuschen ein für die Autobahnen nach Norden. FIRENZE stand in weißen Lettern auf blauem Grund darüber.
    » Florenz? Wir fahren nach Florenz?«
    » Nein, nach Lucca. Das liegt westlich von Florenz. Robbie befindet sich in einem Bauernhaus in den Bergen über der Stadt.«
    Lily blieb die Spucke weg. Sie fixierte William verständnislos. Nach einem kurzen Blick zu ihr drückte er aufs Gas, und sie brausten über die Autostrada.
    » Ist er dort in Sicherheit?«
    » Erst mal ja.«
    » Was heißt das?«
    » Das heißt, dass die Leute, die deinen Laden geschrottet und versucht haben, in unser Apartment einzubrechen, mit ihm verhandeln wollen. Und ich möchte gern vorher dort sein.«
    Lily schluckte, ihr Mund war mit einem Mal staubtrocken.
    » Wie lange brauchen wir, bis wir da sind?«, wollte sie wissen.
    » Drei, maximal vier Stunden.«
    Lily betrachtete die Landschaft, die draußen am Autofenster vorüberflog, leuchtend rote Mohnfelder, malerische Dörfer, eingebettet in sanfte Hügellandschaften. Ein Tunnel jagte den nächsten, sie überholten Schwerlaster aus Deutschland, Finnland, Spanien.
    Ihre Schläfen pochten, Panikwellen fluteten dumpf durch ihren Kopf. Sie hatte sich auf eine kleine Auszeit von ihrer neurotischen Beziehung mit Robbie gefreut, von dem Stress mit der Buchhandlung und ihrer Einsamkeit. Ehrlich gesagt hatte sie auf einen romantischen Urlaubsflirt mit William gehofft.
    Vermutlich handelte William richtig, indem er sie zum Bleiben nötigte. Eine klärende Aussprache mit Robbie ließ sich so oder so nicht vermeiden. Auch wenn sie dann den Spiegel ihres gemeinsamen Lebens vors Gesicht gehalten bekäme.
    Die Aussicht war schrecklich.
    William hielt an einer Raststätte, wo sie Erfrischungen kaufen und die Toilette benutzen konnten. Er stellte den Motor aus, neigte sich zu Lily, drehte ihr Gesicht behutsam zu sich.
    » Dir geht es nicht so gut, hm?«, erkundigte er sich weich.
    Sie zog den Kopf weg und antwortete gepresst: » Mir ist bloß heiß. Es war verflucht heiß in der Schlange zu den Vatikanischen Museen, das ist alles.«
    William glitt aus dem Wagen, öffnete ihr die Beifahrertür. Er fasste ihre Hand, sie ließ sich von ihm mitziehen, über den Asphalt und die Stufen zu dem belebten Autogrill hinauf. Er senkte seinen Blick in ihren, strich ihr eine Strähne aus der Stirn.
    » Am besten, wir treffen uns wieder hier«, schlug er vor. » Ich bin in einer Minute zurück. Besorg uns schon mal eine Flasche Wasser. Hier hast du Geld.«
    Lily ging in den Laden und taumelte wie eine Schlafwandlerin an den Regalen vorbei. Ihr war, als könnte sie jeden Augenblick zusammenbrechen und der Länge nach hinschlagen. Die Leute starrten, alle starrten sie unverhohlen an. Zusätzlich zu dem Mineralwasser nahm sie eine Flasche Gin aus einem der Regale, bezahlte und schlenderte damit zurück zum Auto.
    Sie glitt auf den Beifahrersitz, öffnete den Verschluss und nahm einen langen Schluck. Der Gin floss warm durch ihre Kehle, und sie entspannte sich zunehmend. Robbie hatte ihr damals das Leben gerettet. Sie setzte die Flasche abermals an ihre Lippen, wieder und wieder.
    Auf einmal wurde die Wagentür aufgerissen– es fehlte nicht viel, und Lily wäre seitwärts auf den Asphalt gekippt.

17
    William schnappte sich die Flasche und legte sie auf den Asphalt, wo sie langsam wegrollte. Er schob Lily zurück auf das Polster, schwang sich auf den Fahrersitz, bog wieder auf die Autostrada ein und drückte aufs Gas. Er fuhr, was der Wagen hergab. Seine Fingerknöchel, die das Lenkrad umklammerten, traten weiß hervor. Lily hatte eine Mordsfahne und dämmerte im Vollrausch vor sich

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