Lass es endlich Liebe sein
der sprichwörtliche Schwall kalten Wassers auf sein Lustzentrum. Der Sprinkler im Nachbargarten hätte es nicht besser hinbekommen können. „Natürlich, das hätte ich mir denken können.“ Ihm war ja nicht entgangen, dass sie versucht hatte, Einfluss auf ihn zu nehmen. Doch nie hätte er vermutet, dass andere Sarah dazu benutzen könnten, auf ihn einzuwirken. Irgendwer hatte erkannt, dass Sarah die Schwachstelle in seiner Rüstung war, und das konnte er nicht dulden.
Er trat dichter an sie heran. „Du kannst dir das sparen, Sarah. Ich bin fest davon überzeugt, dass meine Mutter aufgrund der Bedingungen in der Fabrik krank geworden ist. Und selbst, wenn Worth nichts von diesen Problemen gewusst hat, steht doch fest, dass er meine Eltern entlassen hat, als Hannah schwanger geworden war.“
Denn laut der Betriebsverordnung waren Techtelmechtel zwischen den Angestellten verboten gewesen. Daraufhin waren Hannah und Bob gefeuert worden und erwarteten zu allem Überfluss noch ein Baby. Von diesem finanziellen Rückschlag hatten sie sich nie richtig erholt. Später, als seine Mutter gemerkt hatte, dass sie krank wurde, hatte sie aus Kostengründen die Termine beim Arzt immer weiter aufgeschoben – bis es zu spät gewesen war und sie an der heimtückischen Lungenkrankheit gestorben war.
Ein Wagen fuhr in die Einfahrt des Nachbargrundstücks, und Rafe unterdrückte eine wütende Bemerkung. Er presste die Lippen zusammen und sprach eine stille Drohung gegen Ronald Worth und all diejenigen aus, die Sarah heute Abend auf ihn angesetzt hatten. „Sarah, auch wenn ich dich begehre, ich lasse mich von nichts und niemandem von meinem Ziel abbringen.“
Heftig atmete sie ein. „Soll das heißen, du glaubst, dass ich dich deswegen verführen will?“
Der Gedanke war ihm nicht gekommen – bis jetzt jedenfalls. Allerdings war Sarah so sehr verärgert, dass er den Verdacht gleich wieder fallen ließ. „Nein, ich glaube nur, dass manche Menschen ausnutzen wollen, dass ich mich zu dir hingezogen fühle.“
Eine Weile knabberte sie auf ihrer Unterlippe herum, bevor sie schließlich antwortete. „Ich hätte sowieso mit dir darüber gesprochen. Es hat einfach keinen Sinn, wie du dich verhältst und was du machst. Ich bin völlig verwirrt. Auf der einen Seite bist du mir so vertraut, auf der anderen ein völlig Fremder für mich.“
„Ich bin derselbe Mann wie früher.“
„Manchmal glaube ich das sogar beinahe“, erwiderte sie verärgert. Sie öffnete hastig den Grill, woraufhin ein köstlicher Duft die Luft erfüllte.
„Dann vertrau doch deinem Instinkt“, schlug Rafe vor. Vor allem dann, dachte er, wenn du endlich wieder in meinem Bett landen würdest.
Sarah wendete die Burger und versah sie mit jeweils einer dicken Scheibe Cheddar. Die ganze Zeit über stand sie mit dem Rücken zu Rafe und hantierte sichtlich nervös herum. „Mit Hannah’s Hope scheinst du es ja aufrichtig zu meinen. In der kurzen Zeit seit Gründung deiner Stiftung ist viel Gutes in Vista del Mar bewirkt worden. So vielen Menschen geht es besser. Wohin man auch sieht – fast jeder scheint sich für irgendeinen Kurs einzuschreiben, um seine Schulbildung zu verbessern oder andere Menschen zu unterrichten. Dadurch ist das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer Gemeinde mächtig gewachsen.“
„Und warum ist das ein Problem?“
Mit einem Seufzen ließ sie den schweren Deckel des Grills zufallen. „Wie kann ich – wie kannst du – das bloß unter einen Hut bringen? Auf der einen Seite tust du so viel Gutes, auf der anderen zerstörst du das Leben von Hunderten von Menschen, ohne mit der Wimper zu zucken.“
Sie warf ihm einen vorsichtigen Seitenblick zu – was sehr ungewöhnlich für eine Frau wie Sarah war, die normalerweise kein Blatt vor den Mund nahm. „Gibt es irgendwo da drinnen noch etwas von dem Jungen, in den ich mich damals verliebt habe? Derjenige, der davon geträumt hat, mit seinem Vermögen anderen Menschen zu helfen? Gibt es wenigstens noch ein kleines Stück von ihm?“
War das Hoffnung oder Verachtung, die aus ihren Worten sprach?
Er hatte jedenfalls nicht vor, mit ihr über seine Geschäftspraktiken zu streiten. Er war bestimmt nicht mit Anfang dreißig zu einem der vierhundert reichsten Amerikaner geworden, um sich jetzt dafür zu rechtfertigen, wie er das geschafft hatte. Heute Abend war er für etwas völlig anderes hier. „Es gibt einen Weg, das herauszufinden.“
Mit wachsamem Gesichtsausdruck sah sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher