Lass mich dein Feuer spüren
wirkte wie poliert, nirgendwo gab es auch nur den Hauch von Staub. Alles war perfekt – genau wie der Besitzer.
Tanner setzte sich hinters Steuer und warf Abby einen Blick zu. “Sie können mich nicht weiter Sir nennen.” Er ließ den Motor an, der wie eine Katze schnurrte. “Ich denke, es wäre besser, wenn Sie mich ab jetzt Tanner nennen, sozusagen zur Übung.” Er lachte. “Und natürlich müssen wir aufhören, uns zu siezen.”
“Aber sollte ich Sie nicht … dich nicht mit dem Vornamen ansprechen?”
“Keiner spricht mich mit meinem Vornamen an.”
Ungläubig sah sie ihn an. Er hatte sich angeschnallt und den ersten Gang eingelegt, fuhr aber noch nicht los, sondern erwiderte ihren Blick mit einem amüsierten Lächeln. “Die nächsten paar Tage bist du nicht meine Angestellte, Abby. Frank Swanson soll einen ganz anderen Eindruck von unserer Beziehung bekommen. Warum nennst du mich nicht einfach Tanner?” Sein Lächeln vertiefte sich. “Oder wenn dich eine plötzliche Anwandlung von Tapferkeit überkommt, Liebling oder Liebster.”
Sie errötete und erklärte missbilligend: “Entschuldigen Sie, aber ich finde, es ist sehr wichtig, dass wir nicht vergessen, dass ich sehr wohl Ihre Angestellte bin, Sir … Tanner.”
“Sir Tanner.” Er gab vor, ihren Ausrutscher ernsthaft zu bedenken. “Das gefällt mir.”
Abby verdrehte die Augen und lachte. Tanner grinste und fuhr los.
Mehrere Minuten schwiegen sie, aber als er auf den Highway abbog, kam Tanner zur Sache. “Wenn wir bei mir zu Hause sind, wirst du ein wenig aufgehübscht. Dafür sind zwei Stunden veranschlagt. Danach treffen wir uns zum Dinner, um uns besser kennenzulernen. Ich denke, wir geben uns am besten als frisch verheiratet aus und dass wir es geheim halten wollen. Die Presse zeigt großes Interesse an meinem Familienstand, also werde ich den Swansons sagen, dass wir durchgebrannt seien.”
Er nahm sich kaum Zeit, Luft zu holen. “Die Gespräche werden sich an diesem Wochenende wohl größtenteils um Geschäfte drehen, aber du kannst dich natürlich jederzeit einklinken …”
Während er ihr die Einzelheiten erklärte, wurde Abby immer wieder abgelenkt. Sie konnte nichts dagegen tun, aber das Muskelspiel seiner Schenkel, wenn Tanner einen anderen Gang einlegte, war einfach zu faszinierend.
Sie wusste, dass sie sich zusammenreißen und der Erläuterung des Protokolls für die nächsten Tage ihre ganze Aufmerksamkeit schenken sollte, aber nichts davon interessierte sie wirklich. Deshalb fragte sie schließlich nach etwas, das ihr schon ein paarmal durch den Kopf gegangen war.
“Wer genau ist Frank Swanson eigentlich?”
“Hast du schon mal von
Swanson Sweets
gehört?”
“Machst du Witze?” Sie lachte. “Ich habe immer mindestens eine Packung Pfefferminztäfelchen und eine Schachtel mit Kirschen in Zartbitterschokolade in meinem Kühlschrank.”
Sie hat ein nettes Lachen, dachte Tanner und sah sie kurz an. Aber es war vor allem dieses strahlende Lächeln – ein Lächeln, das nicht nur ihre Lippen umspielte, sondern auch ihre Augen erreichte –, das ihn jeden Gedanken ans Geschäft vergessen ließ. Er würde auf der Hut sein müssen.
Als sie vom Highway auf die Küstenstraße abbogen, ließ Tanner das Fenster herunter und atmete tief die salzhaltige Meeresluft ein.
“Du musst ja ganz wild auf Süßigkeiten sein”, sagte Abby.
Er schüttelte den Kopf. “Ich rühr das Zeug nie an.”
“Warum willst du die Fabrik dann kaufen?”
Er lachte.
Auch Abby öffnete ihr Fenster. “Na schön, es ist vielleicht die naivste Frage, die du je gehört hast, aber ich würde es wirklich gern wissen.”
“Weil es ein vorteilhafter Deal ist”, gab er zurück. Das war seine Standardantwort. Würde Abby ihm noch weitere Fragen dazu stellen?
Aber Abby sagte eine ganze Weile nichts. Stattdessen sah sie aus dem Fenster aufs Meer. “Du wohnst in Malibu?”
“Erstaunt dich das?”
“Ich hätte eher auf Beverly Hills getippt.”
“Und wieso?”
“Weil du mir wie jemand vorkommst, der gern in der Nähe der Stadt lebt, wo viel los ist und wo all die hübschen …”, sie unterbrach sich und wurde rot, “… Sehenswürdigkeiten sind.”
Er musste lachen. Selbst die Leute, die schon ewig in Los Angeles lebten, machten Witze über den Mangel an Sehenswürdigkeiten in ihrer Stadt.
Abby unternahm einen neuen Versuch. “Vielleicht solltest du mir ein wenig von dir erzählen, damit ich nicht raten muss. Erzähl mir von deiner
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