Lass mich dein Feuer spüren
abrupt auf. “Was ist passiert?”, fragte sie mit unüberhörbarer Panik in der Stimme.
“Nur eine kleine Turbulenz. Mach dir keine Sorgen.”
Das Flugzeug ruckte zur Seite.
“Oh mein Gott”, sagte Abby ängstlich. “Wir stürzen ab.”
“Sieh mich an, Abby.”
“Was?”
“Sieh mich an.”
Mit erschrocken aufgerissenen Augen tat sie es und sagte: “Das weißt du noch nicht über mich. Ich habe fürchterliche Angst vorm Fliegen. Oder vielmehr, ich habe Angst vorm Abstürzen.” Sie sprach leicht undeutlich, ihr Blick war ein wenig glasig.
Tanner musterte sie eindringlich. “Hast du etwas genommen?”
Sie nickte. “Mein Arzt sagte, ich solle es kurz vor dem Abflug nehmen.”
Wieder sackte das Flugzeug in ein Luftloch. Abby schnappte nach Luft und schloss die Augen. “Wir stürzen ab!”
Tanner umarmte sie fester. “Alles ist okay”, flüsterte er sanft und strich ihr über den Rücken. “Es wird gleich aufhören.”
Sie zitterte unkontrolliert und presste ihre Fingernägel in seine Arme.
“Abby, nichts wird dir geschehen, solange ich bei dir bin, okay? Sieh mich nur an.”
Langsam öffnete sie die Augen und nickte zaghaft. Sie nahm keine Sekunde den Blick von ihm, als ob er ihre letzte Rettung sei. Eine Weile blieben sie so, und Tanner spürte, dass etwas Seltsames mit ihm geschah – etwas, das er nicht kannte und sich auch nicht eingestehen wollte. Kurz darauf ließ das Schlingern des Flugzeugs nach, aber Abby löste sich nicht aus seinen Armen.
“Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll”, sagte sie.
Sie sah aus wie ein verletzliches junges Mädchen, das getröstet und geküsst werden wollte. Diesen Gefallen konnte er ebenso wenig ihr wie sich verweigern. So beugte er sich zu ihr und gab ihr einen zarten Kuss.
Er hörte sie hastig den Atem einziehen und musste selbst ein Aufstöhnen unterdrücken. Ihre Lippen waren warm und weich, so wie er es sich vorgestellt hatte. Und er wollte mehr. Er fragte sich, ob sie sich jetzt von ihm zurückziehen würde, was er ihr nicht verdenken könnte. Doch stattdessen packte sie ihn am Kragen und zog ihn näher.
Er schlug jede Vernunft in den Wind und drückte wieder und wieder sanfte Küsse auf ihren Mund. Als sie dann die Lippen öffnete, wurde sein Verlangen immer drängender.
“Tanner”, flüsterte sie, und ein heißer Schauer durchfuhr ihn.
Vielleicht lag es an der Sehnsucht in ihrer Stimme, vielleicht einfach nur daran, dass es so wundervoll war, sie in den Armen zu halten, als gehöre sie dorthin. Vielleicht war es auch, weil sie etwas geschluckt hatte und nicht klar denken konnte, dass er sie trotzdem losließ.
“Du musst ein wenig schlafen.” Und ich muss unbedingt Abstand zwischen uns bringen, bevor ich vergesse, dass das hier eine Geschäftsreise ist, sagte er sich und fluchte innerlich.
Sie sah ihn fragend an. Der leidenschaftliche Ausdruck in ihren Augen war Verwirrung gewichen. Dann senkte sie den Blick und nickte. “Gut, Tanner.” Sie umklammerte ihr Kissen, wandte sich von ihm ab und lehnte sich ans Fenster.
Widerwillig nahm er den Blick von ihr und öffnete seinen Aktenkoffer. Arbeit war die beste Ablenkung für einen Mann. Aber wenn er sich jetzt auch nur eine Sekunde auf seine Arbeit konzentrieren könnte, wäre das ein Wunder. Er glaubte immer noch, ihre warmen weichen Lippen zu spüren, und er wollte immer noch mehr. Er würde aber nicht mehr bekommen. Er hatte sich für einen Moment hinreißen lassen, aber er wollte ihr gegenüber fair bleiben. Hatte er ihr nicht versprochen, ihren Kontakt auf harmloses Händchenhalten zu beschränken? Und dann benahm er sich wie ein Schuft, während Abby sogar ein Beruhigungsmittel genommen hatte, damit sie ihn begleiten konnte.
Obwohl er wusste, dass das keine gute Idee war, sah er verstohlen zu ihr hinüber. Sie sah so sanft und süß aus, wie sie, die Hand unter der Wange, dasaß. Aber er gespürt, dass sie zu großer Leidenschaft fähig war.
Himmel, er benahm sich wie ein Esel! Seinem Stil entsprachen erfahrene, weltgewandte Frauen ohne den Wunsch nach Heim und Herd. Ihm stand nicht der Sinn nach hilflosen, unschuldigen Mädchen.
Er stieß einen leisen Fluch aus. Bis auf eine ärgerliche Ausnahme, wie es schien.
Ich traue keinem Arzt mehr, schwor sich Abby und sah aus dem Fenster der Limousine, die sie zum Haus der Swansons bringen sollte. Mit medikamentöser Hilfe war sie heute Morgen so entspannt gewesen, dass sie fast sofort nach dem Start des Flugzeugs eingenickt war
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