Lass mich dein Feuer spüren
und geschlafen hatte.
Bis das Flugzeug zu schlingern anfing.
Bis sie es Tanner erlaubt hatte, sie zu küssen.
Sie hatte es ihm erlaubt? So ein Unsinn! Sie hatte gewollt, dass er sie küsste. Und jetzt wünschte sie sich sogar mehr als alles andere, dass er sich zu ihr beugte, sie in die Arme nahm und nicht aufhörte, sie zu küssen, bis sie bei den Swansons angekommen waren.
Abby schluckte mühsam. Das Beruhigungsmittel hatte sie nicht so sehr betäubt, dass sie sich nicht an die Sanftheit seiner Lippen erinnern könnte und daran, wie er ihren Mund so wundervoll mit der Zungenspitze liebkost hatte. Und dass sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach ihm gesehnt hatte. Aber der Kuss war ein unvorsichtiger Schritt von ihnen gewesen. Auf jeden Fall musste Tanner der Meinung sein, denn er war derjenige, der den Kuss unterbrochen hatte. Jetzt, nach ihrem spektakulären Auftritt in der Süßwarenfabrik der Swansons, lag Tanner wahrscheinlich nichts ferner, als bei ihr einen neuen Annäherungsversuch zu starten.
Und wer könnte ihm das schon verübeln? Sie hatte sich gerade völlig blamiert.
Abby hatte noch ein wenig unter dem Einfluss des Beruhigungsmittels gestanden, als sie vor zwei Stunden in der Fabrik angekommen waren, und so hatte sie bei der Führung, die Frank Swanson für Tanner und sie organisiert hatte, eine schlechte Imitation von Stan Laurel abgegeben. Kaum hatten sie die Schokoladenabteilung betreten, war sie über einen Karton gestolpert und kopfüber in einen Zuber mit Schokoladenmousse gefallen.
Erneut errötete sie heftig, als sie daran dachte, wie Tanner ihr aufgeholfen hatte. Ihre Hände und die Vorderseite ihres Pullovers waren voller süß riechender Mousse gewesen. Die Situation war nur wenig dadurch gerettet worden, dass Mr Swanson ihr mitfühlend versichert hatte, solche Dinge kämen ab und zu vor mit Süßigkeiten.
“Sie haben doch sicher schon vom Ruf der Wildnis gehört, nicht wahr?”, hatte er mit einem kleinen Lachen gesagt. “Nun, das hier ist der Ruf der Schokolade.”
Frank Swanson war ein kleiner, stämmiger Mann mit graumeliertem Bart, einem ansteckenden Lächeln und gutmütigen Augen. Einen freundlicheren, netteren Mann als ihn konnte es gar nicht geben. Hätte sie ihren Schülern nicht schon einen neuen Kursraum für ihren Unterricht versprochen, hätte sie sofort ein Taxi gerufen und wäre umgehend zum Flughafen zurückgefahren.
“Brauchst du ein Handtuch?”, fragte Tanner sie nun. “Du siehst immer noch ein wenig klebrig aus.”
“Nein danke.”
“Bist du sicher?”
Er hatte sein mit Schokolade verschmiertes Jackett ausgezogen und sich gründlich die Hände gewaschen. Jetzt saß er entspannt da und sah so makellos und gelassen aus wie immer. Aber sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten und wusste daher nicht, ob er nicht doch noch ärgerlich auf sie war. Wahrscheinlich war er es.
“Was ich jetzt gut gebrauchen könnte ist einer dieser Rückenkratzer für meinen ganzen Körper”, sagte sie mit einem schiefen Lächeln. “Ich glaube, ich bin allergisch gegen Zucker. Zumindest bei äußerlicher Anwendung.”
Er lächelte trocken. “Sehr witzig, Abby.”
Sie zuckte resigniert die Achseln. “Es tut mir leid, okay? Wie oft muss ich es noch sagen?”
“Ich werde es dich wissen lassen.”
“Dabei ist eigentlich alles deine Schuld, Tanner.”
Er hob amüsiert die Augenbrauen. “Und wieso? Ich habe dich jedenfalls nicht in den Zuber gestoßen.”
“Du hast mich gezwungen, mit dir zu kommen.”
“Nein, nicht gezwungen.” Er schüttelte lachend den Kopf. “Versuch einfach nur, dich für den Rest des Wochenendes von Bottichen mit süßem, klebrigem Zeug fern zu halten.”
Sie verdrehte die Augen. “Ich werde versuchen, die perfekte Chefgattin zu sein. Eine stille, affektierte, ihren Mann abgöttisch liebende Jasagerin.”
Stille herrschte in der Limousine, und Abby fragte sich, ob sie sich wieder entschuldigen sollte. Aber wozu denn überhaupt? Er mochte sie ja sowieso nicht. Der Kuss war ein Irrtum gewesen.
Tanner runzelte die Stirn. “Wir wissen beide, wie wenig diese Beschreibung auf dich zutrifft, Abby. Außerdem wünsche ich mir meine Frau gar nicht so.”
Erstaunt sah sie ihn an. “Und wie wünschst du dir deine Frau?”
Selbst ganz verblüfft über seine Worte, zögerte Tanner mit der Antwort. “Gar keine Frau zu haben, wäre das Ideal”, erwiderte er knapp und wandte den Blick ab. Meine Frau? Was in aller Welt hatte ihn dazu
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