Lass mich dein Feuer spüren
räusperte sich. “Hast du gestern Abend nicht etwas von einer Liste von Bedingungen erwähnt?”
Abby nickte langsam. “Es ist nicht direkt eine Liste. Ich denke nur, dass wir versuchen sollten, so respektvoll wie möglich zueinander zu sein. Ich weiß, dass die Situation ein gewisses Maß an Berührungen vorschreibt. Ein bisschen Händchenhalten und ab und zu ein Kuss sind also in Ordnung.”
“Einverstanden”, sagte Tanner sofort und überlegte, wohin er sie bei diesen Gelegenheiten küssen durfte. “Sonst noch was?”
“Ja.” Sie lächelte. “Ich behalte mir das Recht vor, je nach Bedarf weitere Bedingungen hinzuzufügen.”
Einen Moment lang sahen sie sich schweigend an, bis Abby in Gelächter ausbrach und Tanner einfiel. Die Spannung zwischen ihnen ließ zu seiner tiefen Erleichterung nach.
“Ich kann es kaum erwarten, mal wieder in Minnesota zu sein.”
“Du kennst Minnesota?”, fragte er.
“Meine Tante lebte am Lake Minnetonka, und es gefiel mir dort sehr. Besonders jetzt im frühen Herbst ist es wunderschön. Mit den Bäumen, deren Laub in allen möglichen Rot- und Gelbtönen gefärbt ist, sieht es aus wie ein Kunstwerk. Findest du nicht?” Sie nahm einen Schluck Wasser.
Tanner sah, wie der Ring seiner Großmutter an Abbys Finger aufblitzte.
“Bedauerlicherweise kenne ich nur den Flugplatz von Minnesota”, murmelte er.
“Oh, wie schade. In Minnesota haben sie die besten Äpfel, die es gibt. Sehr knackig und weder zu süß noch zu sauer.” Abby sah mit glänzenden Augen aus dem Fenster. “Ich wünschte, ich hätte einen Apfelbaum. Aber du hast ja meinen Balkon gesehen. Der ist natürlich viel zu klein dafür.”
Verdammt noch mal, ihr Parfüm brachte ihn langsam, aber sicher um den Verstand. Und ihr zarter Hals, der wie dafür geschaffen schien, dass man ihn küsste …
Komm zu dir, Tanner, wies er sich scharf zurecht. Abby McGrady ist eine Frau zum Heiraten und außerdem deine Angestellte. Eine Kombination, die für ihn absolut nicht infrage kam.
Seine Haushälterin brachte das Dessert und ging lächelnd wieder hinaus. Crème brulée. Tanner sah auf, um Abbys Reaktion zu beobachten, aber sie hatte den Blick gesenkt.
“Stimmt etwas nicht?”
“Nein. Alles in Ordnung.”
“Abby.”
Abby sah verlegen auf. “Okay.” Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. “Um die Wahrheit zu sagen, ich bin nicht so der Typ für superfeine Desserts.”
Er lächelte und flüsterte zurück: “Ich glaube, im Kühlschrank ist Eis.”
“Das klingt schon besser.” Sie stand auf und reichte ihm die Hand. “Ich habe eine tolle Idee …”
Etwas später hatte Tanner sein Jackett ausgezogen und stand vor einem großen Eisbecher. Er hatte auf Abbys Bitte hin der Haushälterin den Rest des Abends freigegeben, und Abby hatte die ganze Küche auf den Kopf gestellt, bis sie fündig geworden war, und Bananenstücke, Schokoladensoße, zerkrümelte Kekse, Marshmallows und Himbeermarmelade auf mehrere Schalen verteilt.
Tanner war aufgeregt wie ein Schuljunge, der gerade das Klingeln des Eismannes gehört hatte.
“Okay.” Abby steckte ihm eine Serviette in den gestärkten Kragen und sich eine in den Ausschnitt ihres Kleids. “Lass uns zulangen.”
“Wir haben keine Nüsse.”
Abby wies auf eine kleine Schale. “Aber wir haben Schokoladensoße.” Sie sah ihn vielsagend an. “Immerhin musst du lernen, Schokolade zu mögen.”
“Ja?”
“Aber natürlich. Es ist dein neues Familienunternehmen.”
“Richtig”, sagte Tanner, aber seine Augen sagten etwas ganz anderes, etwas, das Abby nicht deuten konnte.
Doch sie drängte ihn nicht, das zu klären. Stattdessen träufelte sie etwas Schokoladensoße über sein Eis und lachte über seine entrüstete Miene. Mit offensichtlichem Genuss löffelten sie dann beide ihr Eis.
Als Tanner fertig war, leckte er sich die Lippen. “Das war das tollste Dinner seit Langem.” Er lächelte sie an und schaute ihr in die Augen. “Danke für die gute Idee.”
Ist das der Blick, mit dem er eine Frau ansieht, bevor er sie küsst, dachte Abby. Ihr wurden die Knie weich, und hastig fing sie an, die Küche aufzuräumen. Wie sollte sie nur ein ganzes Wochenende mit dieser Stimme, diesen Augen, diesem Lächeln überleben?
Das Meer war bei Nacht von geheimnisvoller Schönheit. Die Luft roch salzig, die leise Brise beruhigte Abby. Tanner sah geradeaus auf die Straße, während er Abby nach Hause fuhr, sodass sie ihn in aller Ruhe betrachten konnte.
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