Lass mich dein Feuer spüren
sie sich näher kamen. Das Meer, die Blätter, der Wind, sie schienen sich verschworen zu haben, um eine unwirkliche Atmosphäre zu schaffen.
“Möchtest du den Ring zurückhaben?”
Er lächelte. “Nein, behalte ihn ruhig noch.”
Sie nickte. “Gut.”
Sie gingen bis zur Haustür. Zwischen ihnen herrschte verlegenes Schweigen.
“Ich muss sagen, ich werde froh sein, wenn alles vorbei ist”, sagte Abby und schloss die Eingangstür auf. “Ich hasse es zu lügen.”
“Mein Stil ist es auch nicht, aber ich fürchte, in diesem Fall ist es ein notwendiges Übel.”
“Könntest du diese Fabrik nicht über einen anderen Weg bekommen, Tanner? Zeig Frank Swanson einfach, wer du wirklich bist.”
Er blickte in ihre grünen Augen und dachte, wie leicht ein Mann sich in ihnen verlieren könnte. “Nein. Ich habe nicht den Wunsch, irgendjemandem zu zeigen, wer ich bin.”
“Aber wenn er nun herausfindet, dass wir gar nicht verheiratet sind …”
“Das wird er nicht. Sobald die Tinte auf dem Kaufvertrag trocken ist, sind wir geschieden.”
Abby sah ihn ernst an. “Du sagst das so leichthin, als ob die Ehe bedeutungslos sei.”
“Für mich ist sie das auch”, entgegnete Tanner knapp. Er würde ihr nicht seine Meinung über die Ehe auseinandersetzen. Das war seine Sache, und da Abby McGradys Eltern immer noch verheiratet waren und sich womöglich sogar noch liebten, würde sie ihn sowieso nicht verstehen.
“Ich hole dich morgen um sieben ab. Unser Flug geht sehr früh. Gute Nacht, Abby.”
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er zu seinem Wagen. Die Ehe war eine Scharade, genau wie der heutige Tag und das kommende Wochenende. Wenn es nach ihm ging – und das tat es für gewöhnlich –, dann würde er immer Single bleiben. Er stieg in seinen Wagen und ließ den Motor an. Heute würde er in seinem Penthouse in der Stadt schlafen.
Wenn er überhaupt schlafen konnte, solange der Duft von Abbys Parfüm in seinen Sachen hing …
4. KAPITEL
“Wir müssten in einer Stunde ankommen, Mr Tanner”, flüsterte die Stewardess.
Tanner nickte nur, um Abby nicht zu stören, die fest schlafend ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Sie war so erschöpft gewesen, als er sie heute Morgen abgeholt hatte, dass er ihr so viel Ruhe wie möglich gönnen wollte. Es stand ihnen ein anstrengendes Wochenende bevor, und wenn sie ihr Spielchen durchhalten wollten, mussten sie in guter Form sein.
Abby hatte kein Wort gesagt über die Art, wie sie sich gestern Nacht getrennt hatten, und er war froh darüber. Er hatte kein Interesse daran, ein so heikles Thema wie die Ehe zu vertiefen oder eine Diskussion über sein Geschäftsgebaren zu beginnen. Verdammt, wenn Abby in seiner Nähe war, wusste er nicht mehr genau, wofür er sich interessierte und was er wollte.
Er war an Frauen wie sie einfach nicht gewöhnt. Sie war nicht, was er erwartet hatte. Und er musste sich eingestehen, dass der gestrige Abend mit ihr etwas Besonderes gewesen war. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hatte er sich wirklich gut unterhalten, und das hatte kaum etwas mit den Kerzen oder den Blumen oder der Eisparty zu tun gehabt.
Er sah zu ihr.
Nach dem Start hatten sie ein paar Worte gewechselt, und dann hatte sie ihn gefragt, ob sie ein kleines Nickerchen halten könne. Seitdem schlief sie.
Wann hatte er eine Frau jemals auf diese Weise im Arm gehalten? Er strich ihr eine Locke roten Haars aus dem Gesicht. Und noch interessanter – wann hatte er eine Frau jemals so halten wollen und hatte es sogar genossen?
Sie sah aus wie ein Engel in ihrem Angorapullover und der cremefarbenen Hose. Eine kleine Nervensäge von Engel, dachte er lächelnd und erinnerte sich an die wütenden Blicke, die sie ihm im Gemeindezentrum zugeworfen hatte. Sie hatte Feuer in sich, so viel war klar. Er holte tief Luft. Was würde er darum geben, dieses Feuer einmal hautnah zu spüren.
Der Duft ihres Shampoos drang ihm in die Nase. Apfel. Sie schien wirklich eine Vorliebe für Äpfel zu haben. Vielleicht würde er ihr einen kleinen Baum für den Balkon schenken, wenn die ganze Sache vorbei war.
Plötzlich sackte das Flugzeug etwas ab, und instinktiv zog er Abby dichter an sich. Die Stimme des Piloten kam durch den Lautsprecher. “Tut mir leid, Mr Tanner. Wir sind in Luftturbulenzen geraten. Sollte sich eigentlich in ein paar Minuten geben.”
Noch während er sprach, gewann das Flugzeug wieder an Höhe, sackte im nächsten Augenblick aber wieder ab.
Abby setzte sich
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