Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Toilettenartikel vom Ankleidetisch geräumt waren. Mit dem eigenartigen Gefühl im falschen Raum zu sein, drehte sie sich langsam um In diesem Moment öffnete sich die Tür, und ihre Zofe stieß einen erstickten Schrei aus.
Bevor Alexandra sie davon abhalten konnte, machte die Zofe auf dem Absatz kehrt und lief den Korridor entlang zur Galerie. »Ihre Gnaden ist wieder da!« rief sie über die Brüstung hinweg Higgins unten in der Halle zu.
Damit wäre mein Traum ausgeträumt, mit Filbert und Penrose das Haus verlassen zu können, ohne zuvor Jordan zu begegnen, dachte Alexandra mit einem Anflug von Furcht. Sie hatte zwar nicht fest damit gerechnet, einer Konfrontation zu entgehen, aber es zumindest zu hoffen gewagt. »Marie«, rief sie der Zofe nach, die bereits die Treppe hinabeilte, um die frohe Botschaft weiter zu verbreiten. »Wo ist der Herzog? Ich möchte ihm meine Anwesenheit selbst mitteilen.«
»Im Arbeitszimmer, Euer Gnaden.«
In der festen Überzeugung, daß Jordan seinen ganzen Zorn auf sie entladen würde, sobald er ihrer ansichtig wurde, betrat Alexandra das Arbeitszimmer und schloß sorgsam die Tür hinter sich. »Ich nehme an, du willst mich sprechen?«
Jordan fuhr herum. Unbändiger Zorn und namenlose Erleichterung wetteiferten in ihm, als er sie vor sich sah, erholt und frisch vom Schlaf, während er kein Auge zugetan hatte.
»Wo zum Teufel bist du gewesen?« wollte er wissen und kam schnell auf sie zu. »Erinnere mich dar an,dich nie wieder beim Wort zu nehmen«, fügte er ätzend ironisch hinzu.
Alexandra widerstand dem Impuls, vor ihm zurückzuweichen. »Ich habe mein Wort gehalten, Mylord. Ich kam direkt nach Hause und begab mich sofort zu Bett.«
»Lüg mich nicht an!« An seiner Wange begann ein Muskel zu zucken.
»Ich habe im Gouvernantenzimmer geschlafen«, klärte sie ihn höflich auf. »Schließlich hattest du mir nicht befohlen, in meinem Bett zu schlafen.«
Schiere Mordlust machte sich in Jordan breit, wurde aber fast sofort von dem Verlangen ersetzt, sie in die Arme zu reißen und mit ihr gemeinsam über ihre List schallend zu lachen. Dann fiel ihm ein, daß sie die ganze Nacht unter dem Dach seelenruhig geschlafen hatte, während er qualvolle Stunden der Ungewißheit verbracht und einen Whisky nach dem anderen in sich hineingeschüttet hatte. »Sag mir nur eins«, fragte er gereizt, »warst du das eigentlich schon immer?«
»Was?«
»Eine Unruhestifterin.«
»Was meinst du damit?«
»Das will ich dir sagen«, begann er, ging einen weiteren Schritt auf sie zu, und diesmal trat sie sichernd zurück. »In den letzten zwölf Stunden habe ich meine Freunde im White’s rüde vor den Kopf gestoßen. Ich wurde vor aller Augen in einem Ballsaal in einen Streit verwickelt, Ein Diener hat mich übel geschimpft und absichtlich unter den Tisch getrunken. Ich mußte eine Lektion meiner Großmutter über mich ergehen lassen, die sich zum ersten Mal in Ihrem Leben so weit vergaß, daß sie regelrecht schrie!
Weißt du eigentlich«, schloß er düster, während AIex große Mühe hatte, ein leises Lächeln zu unterdrücken, »daß ich ein verhältnismäßig ruhiges, geordnetes Leben geführt habe, bevor ich dir begegnet bin? Doch seither brauche ich mich nur kurz umzudrehen und schon...«
Er brach ab, denn Higgins kam mit fliegenden Rockschößen in den Raum geeilt. »Euer Gnaden«, keuchte er, »draußen steht ein Constable, der darauf beharrt, Sie oder Ihre Gnaden persönlich zu sprechen.«
Mit einem Blick, der sie nachdrücklich aufforderte, sich nicht von der Stelle zu rühren, verließ Jordan schnell das Arbeitszimmer. Zwei Minuten später war er wieder da, mit einem unbeschreiblichen Ausdruck der Verblüffung auf dem gebräunten Gesicht.
»Ist... ist irgend etwas geschehen?« fragte sie, da er offensichtlich keine Worte fand.
»Eigentlich nichts Besonderes«, meinte er endlich. »Wenn man bedenkt, daß derartige Ereignisse im Zusammenleben mit dir an der Tagesordnung zu sein scheinen.«
»Aber irgend etwas ist doch offenbar geschehen«, beharrte sie.
»Dein getreuer alter Butler wurde gerade im Gewahrsam eines Constable nach Hause gebracht.«
»Penrose?« entfuhr es Alex entsetzt.
»Genau der.«
»Aber... aber was hat er denn getan?«
»Er wurde gestern in der Bond Street dabei ertappt, als er meine Uhr verkaufen wollte.« Damit hob er die Hand und zeigte ihr die goldene Taschenuhr ihres Großvaters.
»Bigamieversuch, Diebstahl und Beteiligung am Glücksspiel«, zählte
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