Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
Vierergespann die Auffahrt hinunter, eskortiert von sechs livrierten Reitern.
Jordan, der ihr gegenüber Platz genommen hatte, streckte die langen Beine aus, schlug die Knöchel übereinander und blickte schweigend aus dem Fenster.
»Das Hochzeitskleid deiner Mutter ist wunderschön«, sagte sie leise. »Ich befürchtete schon, es könnte Schaden nehmen, aber es ist nichts passiert.«
Er warf einen Blick in ihre Richtung. »Du hättest dir keine Sorgen zu machen brauchen«, erklärte er gelassen. »Ich bin mir sicher, daß du dieses Symbols der Keuschheit sehr viel würdiger warst als sie, als sie es trug.«
»Oh«, machte Alexandra und wurde sich bewußt, daß sie gerade mit einem Kompliment bedacht worden war.
Als er keinerlei Versuch unternahm, die Unterhaltung mit ihr fortzusetzen, kam Alexandra zu dem Schluß, daß er sich offenbar mit einem schwerwiegenden Problem herumschlug, und schwieg gleichfalls. Sie blickte aus dem Fenster und erfreute sich an der blühenden Landschaft.
Gegen drei Uhr nachmittags hielten sie schließlich vor einem großen efeuumsponnenen Gasthof, um zu essen. Offensichtlich war einer der Reiter vorausgeschickt worden, denn als sie die Kutsche verließen, wurden sie vom Wirt und seiner Frau begrüßt und in einen behaglichen Nebenraum geführt, in dem bereits ein köstliches Mahl auf sie wartete.
»Du hattest Hunger«, merkte ihr Mann später an, als sie ihr Besteck niederlegte und befriedigt aufseufzte.
»Ich war halb verhungert«, stimmte Alexandra zu. »Mein Magen ist an die Essenszeiten nicht gewöhnt, die auf Rosemeade üblich sind. Abends um zehn Uhr lag ich früher meist schon im Bett.«
»Wir werden gegen acht Uhr in dem Ort eintreffen, wo wir übernachten, also brauchst du nicht wieder so lange auf deine nächste Mahlzeit zu warten«, meinte er höflich.
Als er noch in Ruhe seinen Wein austrinken wollte, fragte Alexandra: »Hättest du etwas dagegen, wenn ich draußen auf dich warte? Ich würde gern noch einen kleinen Spaziergang machen, bevor ich wieder die Kutsche besteige.«
»Gut. In ein paar Minuten komme ich nach.«
Alexandra schlenderte hinaus und genoß unter den wachsamen Blicken des Kutschers den Sonnenschein. Als ihre Pferde wieder eingespannt wurden, bemerkte Alexandra plötzlich einen kleinen Jungen, der in einer Ecke am Zaun kauerte. Neugierig lief sie hinüber und sah, daß er sich mit einem Wurf junger, langhaariger Hunde unterhielt.
»Sind die niedlich!« rief sie aus. Die Köpfe und Vorderpfoten der Welpen waren weiß, ihre Hinterpfoten braun.
»Wollen Sie einen kaufen?« erkundigte sich der Junge eifrig. »Sie können sich einen aussuchen. Ich mache Ihnen einen guten Preis. Sie sind ganz reinrassig.«
»Was für eine Rasse ist das denn?« fragte Alexandra und lachte entzückt auf, als einer der weißbraunen Fellbälle auf sie zugestolpert kam, seine winzigen Zähne in den Saum ihres Kostüms schlug und daran zerrte.
»Gute Englische Schäferhunde«, erwiderte der Junge, während sich Alexandra zu dem Welpen an ihrem Kleidersaum hinunterbeugte. »Sie sind ungemein klug.«
In dem Moment, als ihre Hände das dichte seidige Fell berührte, war es um Alexandra geschehen. Vor langer Zeit hatte sie einen Collie besessen, aber nach dem Tod ihres Vaters waren Nahrungsmittel bei ihnen zu knapp gewesen, um sie an ein Tier zu verschwenden, daher hatte sie ihn Mary Ellens Bruder geschenkt. Sie hob den Welpen hoch und hielt ihn in Augenhöhe, während seine winzigen Beine durch die Luft zappelten und eine winzige rosa Zunge begeistert an ihrer Hand leckte. Sie hielt den kleinen Hund noch immer und plauderte mit seinem Besitzer über seine Vorzüge, als ihr Mann hinter sie trat. »Es ist Zeit zum Aufbruch«, sagte er.
Es wäre Alexandra nie in den Sinn gekommen, ihren Mann darum zu bitten, den Hund behalten zu dürfen, aber als sie ihn anblickte, stand der unausgesprochene Wunsch in ihren Augen. »Ich hatte einmal einen Collie«, sagte sie. »Vor langer Zeit.«
»So?« meinte er nichtssagend.
Alexandra nickte, setzte den Welpen auf den Boden, streichelte ihn und lächelte den Jungen an. »Ich wünsche dir, daß du für alle bald neue Besitzer findest.«
Wenig später kletterte sie in die Kutsche, und nachdem er dem Kutscher einige Anweisungen gegeben hatte, setzte sich Jordan wieder ihr gegenüber. Sie fuhren los.
»Hier scheint die Straße aber sehr viel unebener zu sein als im Norden«, bemerkte Alexandra eine Stunde später nervös, als die Kutsche
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