Lass mich deine Liebe spueren_Zwei Maenner fuer die Herzogin
sehr gut daran. Es war nach unserer Hochzeit, kurz bevor wir Rosemeade verließen. Da fragte er mich, wo Sie geblieben wären. Ich erwiderte, daß Sie in Ihr Zimmer gegangen seien und daß ich befürchtete, Sie würden über unsere Heirat vielleicht nie hinweggkommen. Als ich das sagte, hat er gelächelt... Eins dieser ganz besonderen Lächeln, bei denen man immer das Gefühl hatte, unbedingt zurücklächeln zu müssen. Und wissen Sie, was er gesagt hat?«
Die Herzogin rührte sich nicht.
»Er sagte, daß es schon sehr viel mehr bedürfe, um seine Großmutter aufs Krankenlager zu werfen. Seine Großmutter würde sogar Napoleon den Fehdehandschuh hinwerfen, und wenn sie mit ihm fertig wäre, würde der Sie kniefällig um Verzeihung dafür bitten, uns mit Krieg überzogen zu haben. Genau das hat er zu mir...«
Die Augen der Herzogin schlossen sich, und Alexandras Herz setzte einen Schlag aus. Aber einen Moment später rollten ihr zwei Tränen über die bleichen Wangen. Tränen sind ein gutes Zeichen, dachte Alexandra und fuhr energisch fort: »Er wußte, wie mutig, stark und... loyal Sie sind. Einer Bemerkung von ihm entnahm ich, daß er Frauen für nicht besonders loyal hielt — mit Ausnahme von Ihnen.«
Die Herzogin öffnete die Augen und sah Alexandra schmerzerfüllt und zweifelnd an.
Alexandra berührte mit der Hand sanft die Wange von Jordans Großmutter. »Das ist die Wahrheit«, fuhr sie beharrlich fort, obwohl sie bemerkte, wie ihre Selbstbeherrschung ins Wanken geriet. »Er war sich Ihrer Loyalität ihm gegenüber so sicher, daß er meinte, obwohl Sie unsere Heirat zutiefst ablehnten, würden Sie doch jedermann persönlich auspeitschen, der es wage, mich herabzusetzen - weil ich seinen Namen trage.«
Die hellen Augen füllten sich mit Tränen. Sie strömten über die blassen Wangen, liefen über Alexandras Finger. Ein paar Minuten später schluchzte die Herzogin und sah Alexandra flehend an. »Hat Hawthorne das wirklich gesagt? Das mit Napoleon?«
Alexandra nickte und versuchte zu lächeln, aber die nächsten Worte der Herzogin ließen sie in Tränen ausbrechen: »Ich habe ihn sogar noch mehr geliebt als meine Söhne«, sagte sie, mit den Tränen kämpfend. Sie streckte die Arme aus und zog das weinende Mädchen fest an sich. »Alexandra«, schluchzte sie verzweifelt, »ich... ich habe ihm nie gesagt, daß ich ihn liebe. Und nun ist es zu spät.«
Gegen acht Uhr am nächsten Abend verließ Alexandra die Herzogin, die in einen erholsamen Schlaf gefallen war, und ging hinunter in den Blauen Salon. In dem verzweifelten Bemühen, sich von ihrem Verlust abzulenken, griff sie zu einem Buch.
Wenig später erschien Ramsey, räusperte sich und kündigte einen Besucher an: »Seine Gnaden, der Herzog von Hawthorne...«
Mit einem Freudenschrei auf den Lippen sprang Alex auf und lief zur Tür. Ramsey trat einen Schritt zur Seite, und Alexandra erstarrte. Anthony Townsende kam auf sie zu. Anthony Townsende war jetzt der Herzog von Hawthorne.
Irrationaler und unkontrollierbarer Zorn stieg in Alexandra auf. Wie konnte es dieser Mann wagen, sich nach so unanständig kurzer Zeit Jordans Titel anzueignen? Anthony Townsende profitierte von dieser Tragödie, erkannte sie. Vielleicht war er sogar insgeheim froh darüber...
Anthony blieb abrupt stehen und starrte in Alexandras zorniges, schneeweißes Gesicht. »Sie irren sich, Alexandra«, sagte er ruhig. »Ich würde alles darum geben, ihn durch die Tür treten zu sehen. Hätte ich gewußt, daß Ramsey mich auf diese Weise anmeldet, hätte ich ihn gebeten, das nicht zu tun.«
Angesichts der Aufrichtigkeit in seiner ruhigen Stimme und der Trauer in seinen Augen erlosch Alexandras Zorn so schnell wie er aufgeflammt war. Zu ehrlich, um ihre Gedanken zu verleugnen, sagte sie bedauernd: »Bitte verzeihen Sie mir, Euer Gnaden.«
»Tony«, korrigierte er und streckte ihr die Hand entgegen. »Wie geht es meiner Großmutter?«
»Sie schläft jetzt, aber es geht ihr von Tag zu Tag ein wenig besser.«
»Von Ramsey weiß ich, daß Sie ihr ein großer Trost und Halt waren. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar.«
»Sie war sehr tapfer, und sie kann sehr gut auf sich selbst achten.«
»Und Sie?« fragte er, trat an einen Tisch und goß sich ein Glas Sherry ein. »Achten Sie auf sich selbst? Sie sehen furchtbar aus.«
Ein Hauch ihrer alten Spottlust erleuchtete flüchtig ihre Augen. »Sie haben ein kurzes Gedächtnis, Euer Gnaden. Ich habe nie anders als unscheinbar
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