Lass nur dein Herz entscheiden
Hause, natürlich. Sonntagmorgen im Bett Zeitung lesen, zusammen aufwachen, Spaziergänge …“
„Nicht, Jay.“
„Warum nicht?“ Er trank den Rest seines Cocktails. „Es ist die Wahrheit. Und wenn ich meiner Frau so etwas nicht sagen kann, wem dann?“
„Deiner aktuellen Freundin?“, schlug Miriam vor, nur um zu sehen, wie er reagierte.
„Ich habe keine Freundin.“ Jays Lächeln verriet, dass er wusste, was sie bezweckte. „Ich bin verheiratet, erinnerst du dich?“
„Nicht ich habe das vergessen.“
Der Weinkellner kam mit der Flasche, die Jay bestellt hatte. Nachdem Jay den Rotwein gekostet hatte, schenkte ihnen der Kellner ein und ließ sie wieder allein.
Miriam hatte die Zeit genutzt, um sich zu ermahnen, dass sie Jay nicht zeigen durfte, wie er ihr noch immer unter die Haut ging. Sie musste reserviert und gelassen bleiben, es war ihr einziger Schutz gegen seinen scharfen Verstand und seinen Charme.
„Entspann dich, Miriam.“
Schon wurde ihr Entschluss auf eine harte Probe gestellt. Errötend erwiderte sie: „Ich bin entspannt.“
Im nächsten Moment griff Jay über den Tisch und nahm ihre Hand. Sanft streichelte er sie, und ein angenehmes Prickeln breitete sich auf ihrem Arm aus. Miriam zwang sich, völlig reglos dazusitzen.
„So zarte, seidenweiche Haut“, flüsterte Jay.
Du hast kein Recht mehr, mich zu berühren, wollte Miriam ihn zurechtweisen. Er hatte letztes Jahr zu Weihnachten darauf verzichtet. Aber sie bekam die Worte nicht heraus. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Während sich das Schweigen ausbreitete, sah Jay sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen forschend an. Irgendwie gelang es Miriam, sich seinem Blick zu entziehen. Ihre Hand ließ Jay jedoch nicht los. Noch immer konnte Miriam nichts sagen. Seine Berührung beschwor so viele Erinnerungen herauf, die sie zehn Monate lang verdrängt hatte.
„Sprich mit mir“, murmelte er heiser. „Wir müssen miteinander reden. Früher konnten wir uns alles sagen.“
In diesem Moment verlor Miriam fast die Beherrschung. Was fiel ihm eigentlich ein, sie daran zu erinnern, wie es zwischen ihnen gewesen war? Sie hatten jeden Gedanken, jedes Problem miteinander geteilt und manchmal die halbe Nacht geredet. Jay war ihr Fels in der Brandung gewesen, und Miriam hatte ihn dafür bewundert.
Was es umso schwerer gemacht hatte, sich damit abzufinden, dass ihr Idol auch nur ein Mensch war.
Sie entzog ihm die Hand. „Ich weiß nicht, was du von mir willst, Jay. Was auch immer es ist, es hat keinen Zweck. Es war mir ernst damit, dass es aus ist.“
„Ich glaube das nicht.“ Ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden, lehnte sich Jay wieder zurück. „Ich werde es niemals glauben.“
„Ob du es glaubst oder nicht, spielt keine Rolle.“ Ihre Stimme klang ruhig, obwohl Miriam innerlich vor Qual verging. Es fühlte sich an, als wäre der Schmerz noch genauso heftig wie an jenem Abend, als sie ihn mit Belinda erwischt hatte.
Es war verrückt gewesen, sich auf dieses Abendessen mit Jay einzulassen. Sie hätte gleich den Anwalt einschalten sollen. Durch ihre Arbeit wusste Miriam, dass kaum etwas die Mühlen der Justiz aufhalten konnte, wenn sie erst einmal in Gang gesetzt waren. Unter Bergen von Akten und der Fachsprache der Rechtsanwälte gingen alle Gefühle verloren. Mit kalten, nüchternen Worten wurde das Zusammenleben zweier Menschen seziert und aufgelöst.
„Soll diese gehässige Frau tatsächlich erreichen, was sie bezweckt hat? Begreifst du denn nicht, dass sie sich die ganze Zeit nur zwischen uns drängen wollte?“
„Natürlich begreife ich das“, erwiderte Miriam scharf. Das war ihr von Anfang klar gewesen. Aber dass Belinda ihn im Visier gehabt hatte, entschuldigte nicht, was Jay getan hatte.
„Willst du sie gewinnen lassen?“
„Dies ist kein Spiel, Jay.“
„Verdammt richtig, ist es nicht.“ Er wurde nicht laut, hörte sich aber fuchsteufelswild an.
„Ich bin froh, dass wir uns in diesem Punkt einig sind“, gab Miriam angespannt zurück. Einen Moment lang dachte sie, Jay würde aufstehen und sie aus dem Restaurant zerren. Dann sah sie, wie er seine Wut unter Kontrolle bekam. Langsam kehrte der unnahbare Gesichtsausdruck zurück. Jays erstaunliche Willenskraft war entmutigend.
Als er wieder etwas sagte, klang seine Stimme ruhig. „Ich liebe dich. Liebst du mich noch?“
Starr blickte Miriam ihn an. Das war das Letzte, was sie erwartet hatte.
„Tust du es, Miriam?“
Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte,
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