Lass nur dein Herz entscheiden
dachte, wir hätten einen angenehmen Nachmittag verbracht?“
„Haben wir.“
„Verdammt, Miriam!“ Verärgert seufzte Jay. „Ich habe den ganzen Tag versucht, es dir nett zu machen, und trotzdem stimmt offenbar irgendetwas nicht.“
Sie hätte sich ohrfeigen können, weil sie ihre Gefühle nicht besser verborgen hatte. „Es ist alles in Ordnung, wirklich.“
Der Parkplatz des Pubs war ziemlich voll. Schräg hinter ihnen wartete der Fahrer einer Limousine darauf, dass die Lücke frei würde.
„Fahren wir?“, fragte Miriam.
„Erst wenn du mir sagst, warum du so ein Gesicht gemacht hast.“
Nach kurzem Zögern entschied sich Miriam für die halbe Wahrheit. Die weniger demütigende Hälfte. „Dieser Nachmittag hat mich daran erinnert, wie es früher war, bevor wir uns getrennt haben.“
„Gut. Dann habe ich erreicht, was ich wollte.“ Völlig gelassen blickte Jay ihr in die Augen. „Und ich habe nicht vor, mich dafür zu entschuldigen.“
Bestürzt starrte Miriam ihn an. Dass er knallhart sein konnte, wusste sie. Nur war er noch nie mit ihr so umgegangen. Herausfordernd hob sie das Kinn. „Das erwarte ich auch nicht von dir. Nicht vom großartigen Jay Carter, der niemals unrecht hat.“
„Wie jeder andere Mensch mache auch ich Fehler. Einen der größten habe ich vor zehn Monaten gemacht. Ich hätte dich an jenem Abend nach Hause holen und mit dir schlafen sollen, bis du nicht mehr daran gezweifelt hättest, dass du die einzige Frau in meinem Leben bist.“
Hitze breitete sich in ihr aus. „Der Fahrer hinter uns wird ungeduldig“, versuchte sie, vom Thema abzulenken.
„Lass ihn.“ Jay lächelte spöttisch über sie.
Ihr brannte das Gesicht vor Verlegenheit.
„Du bist eine der wenigen Frauen, die noch erröten.“ Jay ließ den Motor an, fuhr vom Parkplatz und bog auf die Straße ab. „Das ist so unglaublich sexy.“
„Rot werden? Wohl kaum“, erwiderte Miriam mit einem zweifelnden Lachen.
„Aber andererseits finde ich alles an dir unglaublich sexy“, sprach Jay weiter, als hätte sie nichts gesagt. „Deine zarte Haut, deine Sommersprossen …“
„Jay, bitte.“
„Träumst du auch davon, wie wir uns in unserem großen Bett bis zur Morgendämmerung geliebt haben? Weißt du noch, wie wir uns gegenseitig verwöhnt haben? Wir waren berauscht vom Glück der Liebe. Denkst du an diese Zeiten, Miriam?“
„Nein“, log sie.
„Ich tue es. Ständig, besonders nachts. Und kalt duschen hilft überhaupt nicht. Nichts hilft.“ Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft.
Ein angenehmes Prickeln breitete sich auf ihrem Arm aus. Schnell entzog sie sich ihm. „Nicht“, protestierte Miriam scharf. „Nicht, wenn du fährst.“
Jay hatte den Blick nicht von der Straße genommen und tat es auch jetzt nicht. „Und wenn ich nicht fahre, was dann?“, fragte er belustigt. „Nein, antworte nicht. Ich darf dich anschauen, aber nicht anfassen, richtig?“
„Ich habe die Regeln nicht aufgestellt.“ Sofort bereute Miriam die Worte. Sie verrieten zu viel.
„Stimmt“, meinte Jay nachdenklich. „Und warum nicht? Könnte es sein, dass du mich ebenso begehrst, wie ich dich begehre?“
„Nur in deinen Träumen“, stieß sie hervor.
„Oh, wenn wir mit unseren Träumen weitermachen, haben wir eine völlig neue Situation“, erwiderte er trocken. „Meine gehören eindeutig in die Kategorie ‚nicht jugendfrei‘. Wie ist es mit deinen?“
Schon der bloße Gedanke an ihre Träume ließ sie erröten. Auf keinen Fall würde sie ihm davon erzählen.
„Ich träume selten etwas, was das Erinnern lohnt.“
„Ich weiß immer, wann du lügst.“
„Die Liste deiner Fähigkeiten ist erstaunlich“, lobte Miriam sarkastisch, „aber in diesem Fall reines Wunschdenken.“
Langsam schüttelte Jay den Kopf. „Ich glaube nicht.“
„Du kennst mich überhaupt nicht, oder du hättest gewusst, dass ich eine dritte Person in unserer Ehe nicht tolerieren würde.“ Deprimiert wandte Miriam den Blick von Jay ab.
„In unserer Ehe hat immer eine dritte Person mitgemischt.“
Die Dunkelheit brach schnell herein, Licht schimmerte in den Fenstern der Häuser, an denen sie vorbeifuhren. Durch die behagliche Szene außerhalb des Autos wurde Miriam irgendwie noch trauriger. Sie sah wieder Jay an. „Was soll das heißen?“
„Von Anfang an ist der Geist deines Vaters da gewesen. Ich war nur zu blind, um es eher zu merken.“
„Mein Vater hat absolut nichts mit uns zu tun! Er war schon lange tot, als ich
Weitere Kostenlose Bücher