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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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’s klassischem goldfarbenen Mascara, mindestens fünf Lancôme Juicy Tubes und dem neuen Alarmsender.
    Lollo trug einen kurzen Rock mit Volant und ein eng anliegendes Top, das sie bei Marc Jacobs in Paris im Schlussverkauf erstanden hatte. Ihr Push-up schob ihre Brüste noch stärker als sonst nach oben. Sie hätte eher einen Push-down benötigt.
    Die Wärme, der Partylärm und all die vielversprechenden Gerüche waren wie eine Mauer aus Glanz und Gloria. Sie stürzten sich ins Gedränge. Überall blondierte Bräute, primitive Busenmodels mit D-Cup und Männer in Anzügen.
    Ihr Ziel war es, möglichst schnell auf jemanden zu treffen, den sie kannten, oder von jemandem angesprochen zu werden. Sie wollten es vermeiden, wie die Idioten herumzustehen und darauf zu warten, dass etwas passierte. Denn auszusehen, als wäre man allein, war ein absolutes Tabu.
    Sie kamen in die Küche – einen Riesenraum mit bestimmt hundert Quadratmetern. In der einen Hälfte des Raums war eine Bar aufgebaut. Die Wände waren mit Smirnoff-Reklame zugepflastert: Jetset-Carl hatte den Dreh raus, Sponsoren aufzutun. Aus Sturecompagniet angeheuerte Barkeeper mixten am laufenden Band Drinks mit dem Wodka aus der Werbung als Hauptzutat und schenkten Taittinger aus. In den Ecken: riesige Lautsprecher, aus denen Schlager dröhnten. Von der Decke strahlten jede Menge Spots, und außerdem hingen dort zwei Kristallkronleuchter, die so groß waren wie Motorräder. Das Licht wurde von den Glasprismen reflektiert wie von den Discokugeln in den Bars, in denen Jetset-Carl als Chef fungierte.
    Natalie schaute stur geradeaus. All ihre Freundinnen machten es genauso: Sie setzten eine Art Tunnelblick auf. Auf der Straße: zielgerichtete Schritte, den Blick auf einen Punkt in der Ferne gerichtet, keine Kopfbewegung, außer um möglicherweise zu verhindern, angefahren zu werden. In der Kneipe: Man stand da und wartete vor der Damentoilette auf seine Freundin, ohne irgendwelche Blicke zu erwidern – zu signalisieren, dass man Interesse an den anderen zeigte, galt als Schwäche.
    Im Gewimmel herrschte eine Mischung aus B- und C-Promis. Sie erblickte die verschiedensten Gäste. Rebecka Simonsson, Björn af Kleen, September, einen der Skarsgårdbrüder, Blondinbella, Kissie und um die zehn weitere Blogbräute; Henrik Lundström und Sofi Fahrman flanierten vorbei.
    Mittendrin konnte sie Björn Ranelid ausmachen.
    Natalie vermisste Paris. Sie sehnte sich zurück nach der Zeit vor dem Attentat auf Papa.
    Lollo hatte Augen wie Lady Gaga, ohne dass sie im Laufe des Abends auch nur eine Nase gezogen hätte. Tat ihr Bestes, um ihre teilnahmslose Miene beizubehalten. Eins war klar: keiner durfte ihr ansehen, wie beeindruckt sie war.
    Etwas entfernt stand der Gastgeber selbst im rosafarbenen Smoking.
    Lollo kniff Natalie unauffällig in den Arm. »Siehst du? Da hinten steht Jetset-Carl. Shit, wie süß er aussieht.«
    Natalie verzichtete auf eine Antwort. Der Hausherr hatte sie offenbar erkannt. Er kam auf sie zu. Schaute ihr in die Augen. Mit einem Blick, der relativ echt wirkte. Dann setzte er ein Grinsen auf, das eklig aussah.
    »Natalie, wie schön, dass du kommen konntest. Wie geht es dir denn eigentlich?«
    »Ist schon okay. Und wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s super. Einfach wunderbar, dass hier alles fertig ist. Es hat mindestens anderthalb Jahre gedauert. Aber es ist schön geworden, oder?«
    Er klang jetzt ernster: »Aber ich verstehe, wie es für dich sein muss. Du musst dich schrecklich fühlen. Deswegen bin ich ja so froh, dass du kommen konntest.«
    Natalie wusste nicht, was sie antworten sollte. Auf ihren Vater hatte man ein Attentat verübt, und sie war hier und feierte. Sie kam sich wie ein Idiot vor.
    »Ist schon okay.« Sie wandte sich Louise zu. »Das ist übrigens meine Freundin Lollo Guldhake.«
    Louises Lächeln war nicht echt, sondern glich eher einer Grimasse, von der sie annahm, dass es wie ein Lächeln aussah. Aber gegenüber Jetset-Carl schien es zu funktionieren. Er küsste sie auf die Wange.
    »Hej, Lollo, wie schön, dich hier zu sehen. Ich hoffe, du amüsierst dich gut.« Dann beugte er sich vor und flüsterte Louise etwas ins Ohr. Natalie dachte: Das könnte ein ganz besonderer Moment für Lollo Guldhake werden.
     
    Später. Sie ging in den Eingangsbereich hinaus, suchte nach ihrem Shearling-Mantel, lächelte dem Türsteher zu und nahm die Treppe nach oben.
    Die Dachterrasse sah aus wie ein Wald aus Metallpilzen; es handelte sich um

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