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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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mit vergossenem Bier getränkt war.
    In der Bar: Samuel Adams, Guiness, Kilkenny. Und – obwohl französisches Bier nicht dem Stil des Lokals entsprach – Pelforth in allen Geschmacksrichtungen: brune, blonde, ambrée.
    Die Gäste waren recht unterschiedlich. In der Ecke links neben der Tür zum Fenster hin saßen immer alte Männer – mit Bartstoppeln, fettigem Haar und hohem Alkoholpegel. Die alte Bevölkerung von Söder. Aus der Zeit vor der Sanierung des Stadtteils. Am Tisch in der Mitte vor der Bar saßen ganz normale Leute, Mütter und Väter, Freunde und Arbeitskollegen. Tranken Bier, chillten, redeten über dies und das. Und ganz hinten bei der digitalen Jukebox saßen die trendigen Typen, die hippen Leute. Hägerström hatte über die Jahre hinweg die Veränderung ihres Kleiderstils verfolgt, aber nie ausmachen können, dass sie sich im Verhältnis zu anderen abhoben. Sie trugen beigefarbene Chinos, weiße Sneakers und die Männer einen Vollbart. Die Mädels trugen Hüte und Tattoos. Die Mode auf Söder konnte offenbar jeweils nur in eine Richtung gehen, genau wie bei seinem eigenen Bruder und seinen Freunden – sie wirkten wie geklont.
     
    Zwei Stunden später verließ er das Lokal.
    Die Hauswände um ihn herum drehten sich. Seine Zähne waren rot gefärbt. Sein Gaumen schmeckte nach Wein. Es war halb eins.
    Der Barmann war gerade dabei, die Tische festzuketten, die draußen standen. Er schob die künstlichen Gewächse im Pub an die Wand und wandte sich Hägerström zu. »Soll ich ein Taxi rufen?«
    Hägerström schüttelte den Kopf. Er hatte noch nicht vor, nach Hause zu gehen. Er wollte ficken.
    Die Side Track Bar lag direkt neben dem Half Way Inn.
    Vor dem Eingang standen die Leute nicht Schlange.
    Ein Türsteher nickte ihm zu, ließ ihn hinein.
    Das Erdgeschoss war winzig. Er stieg die Stufen hinunter. Oberhalb der Treppe hing eine bunte Fahne. Hägerström hielt sich am Treppengeländer fest. Lehnte sich zurück, um das Gleichgewicht zu halten. Die Treppe schwankte, und Hägerström schwankte ebenfalls. Nahm langsam eine Stufe nach der anderen.
    Ein großer Raum. Kronleuchter an der Decke und Kerzen auf den Tischen. Überall standen Tische mit karierten Tischdecken, an denen Essensgäste saßen. Es herrschte ein hoher Geräuschpegel. Keiner nahm Notiz von ihm.
    Er ging weiter.
    Unten war die Beleuchtung dezenter. Vor ihm lag ein langer Bartresen.
    Sie spielten ABBA .
    Die Decke war niedrig. Über der Bar drehte sich langsam eine Discokugel. Rotes Scheinwerferlicht wurde reflektiert und tauchte den Raum in tausend winzige rote Lichtpunkte. Weiter hinten erblickte er einen weiteren Raum und eine Tanzfläche mit schwarzen Wänden.
    Direkt vor ihm standen dicht gedrängt Männer. Männer in Leinenhemden. Männer in Bluejeans mit Schmuck. Hägerström schaute zu Boden. Der Fußboden bestand aus grünen Mosaikplatten. Er sah auf seine Füße hinunter. Das Mosaik hatte die Farben eines Regenbogens. Jemand berührte ihn an der Schulter. Er schaute auf. Begegnete einem hellen Augenpaar.
    »Bist du kurzsichtig?« Der Typ lächelte.
    Hägerström lächelte ebenfalls. »Nein, ich wollte lediglich Aufmerksamkeit erregen.«
    »Ist dir gelungen.«
    Der Typ hatte einen kahlrasierten Schädel und trug einen Bart. Er legte Hägerström einen Arm auf den Rücken. Führte ihn weiter in den Raum hinein.
    Hägerströms Rückgrat sendete Signale aus. Starke Synapsen. Sie verursachten ihm ein Kribbeln im ganzen Körper.
    Sie spielten Lou Reed.
Said, hey baby. Take a walk on the wild side. And the coloured girls go doo do doo do doo do do doo
.
    Hägerström folgte dem Mann mit dem Bart auf die Tanzfläche.
    Die Kristallkugel drehte sich langsam.
    Doo do doo do doo do do doo.
     
    Es war halb drei. Hägerström und der Mann mit dem Bart taumelten auf die Straße hinaus.
    Hägerström hörte eine Stimme: »Hej?«
    Er drehte sich um. Schärfte seinen Blick.
    Es war einer der Freunde seines Bruders, Fredric Adlercreutz, der in einem dunklen Mantel und einem Smoking darunter auf der Straße stand.
    Hägerström erwiderte seinen Gruß. »Und was machst
du
hier?« Sobald er auf Söder zu sprechen kam, ahmte er den Tonfall seines Bruders nach.
    Fredric fragte: »Was meinst du?«
    »Ich meine, auf Söder, was sonst?«
    »Ich war auf einem Herrenabend.« Fredric schaute weg. Er wusste offenbar nicht recht, wie er damit umgehen sollte, dass Hägerström mit einem Mann Händchen hielt. Höflich wie immer.
    Ein Taxi fuhr an den

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