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Lasse

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Titel: Lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Frankreich weder mit Agnes noch mit einem anderen Mädchen im Bett gelandet war. Die Filmproduktion promotete uns trotzdem als Paar, was mir ausnahmsweise mal ganz recht war, weil es andere Mädchen auf Abstand hielt. Auch Agnes schien der Schein wichtiger zu sein als eine echte Beziehung und so trennten wir uns fast liebevoll nach dem Premierenrummel.
    Nur eine Sache war mir in der ganzen Zeit nicht gelungen. Ich hatte Moon nicht vergessen. Und wollte es auch nicht. Sie war wie ein Symbol. Für mein besseres ICH, ein Leitstern, der mich die letzten Monate immer wieder daran erinnert hatte, was sein könnte. Und wie es sich anfühlen musste. Moon würde älter werden und ich würde warten. In der Zwischenzeit hatte ich genug mit mir selber zu tun.
    Drei Wochen später hatte mein Vater seinen Film abgedreht und war wieder in Hamburg. Ich wollte ihn treffen und verabredete mich mit ihm. Dadurch, dass mein Vater Regisseur war und viel unterwegs und wir anderen alle Schauspieler waren, kam er mir manchmal isoliert in der Familie vor. Jetzt, wo ich mich stärker für die Regiearbeit interessierte und auch wieder angefangen hatte, eigene kleine Filme mit zwei alten Freunden aus Hamburg zu drehen, war er mir näher als Ole und meine Mutter. Ich hatte sogar meinen YouTube-Kanal wiederbelebt und ein paar eigene Videos hochgeladen. Wir trafen uns in einem Fischrestaurant im Spanischen Viertel in Hamburg.
    »Kein Bier? Auch kein Wein?«, fragte mein Vater erstaunt.
    »Nein, Wasser reicht.«
    Der Kellner verschwand mit der Bestellung. Mein Vater sah mich aufmerksam an. »Wie ist es mit Gerion? Belastet dich der Streit nicht?«
    Wie immer kam er schnell zur Sache.
    »Natürlich. Aber das müssen die beiden klären, ich halte mich da erst mal raus.«
    »Und wie? Gerion ist dein bester Freund und Ole dein Bruder. Die wollen dich als Zeugen vernehmen, was wirst du sagen?«
    Ich hatte das alles mehr oder weniger verdrängt und hoffte immer noch auf eine außergerichtliche Einigung.
    »Keine Ahnung. Ole hat angefangen.« Ich sagte es zum ersten Mal in dieser Klarheit. Meiner Mutter gegenüber hatte ich das noch nicht getan.
    Mein Vater seufzte. »Sie haben immer schon Probleme miteinander gehabt. Wirst du gegen Ole aussagen?«
    »Muss ich das?«
    »Ich denke eigentlich nicht, du bist verwandt mit Ole, also befangen. Aber wenn sie ihn verurteilen ... da war ja auch noch die Sache mit den Presseleuten. Er macht sich das wohl nicht klar, es kann sein, dass er eine Haftstrafe bekommt.«
    Ich wollte eigentlich nicht die ganze Zeit über Ole reden, auch wenn ich mir Sorgen machte. Ich schwieg und kaute an dem Brot, das der Kellner gebracht hatte und mein Vater verstand.
    »Okay, nun zu dir. Ich würde mich freuen, wenn du ein Regiepraktikum bei mir machst. Kommenden Sommer drehe ich wieder einen Schwedenkrimi. Und wie war das mit dem Schnitt? Hast du Lust, Anfang Mai dabei zu sein? Oder hast du eigene Projekte? Irgendeinen Dreh?«
    »Nein, nichts.«
    »Der Film, den du auf YouTube gestellt, hat mir übrigens gefallen.« Er lächelte. »Guter Schauspieler.«
    »Die anderen wollen immer, dass ich schauspielere. Ich bin gar nicht so scharf darauf.«
    »Nun, es gibt viele Schauspieler, die in ihren Filmen spielen und gleichzeitig Regie führen ...«
    Der Kellner brachte ein Thunfischsteak für meinen Vater und eine Pizza mit Scampi für mich. Zur Pizza fehlte mir das Bier, aber ich wollte wenigstens ein Jahr ohne Alkohol auskommen und ich war erst bei sechs Monaten.
    »Inga hat auch von einem schönen Independent-Projekt erzählt. Heimweh . Oder willst du nicht mit Gerion drehen?«
    »Gerion macht da mit? Die Hauptrolle?«
    »Weiß ich nicht, sie hat nur davon erzählt. Ich meine, diese Projekte sind gut, weil sie klein und übersichtlich sind. Du kannst schauspielern und gleichzeitig etwas über das Filme machen lernen.«
    Dass Gerion mitspielte wäre ein Anreiz gewesen. Ich wollte mich mit ihm vertragen, diesen ganzen Streit hinter mir lassen. Aber Krista war eine andere Sache. Ich überlegte, ob ich meinen Vater von ihr erzählen konnte.
    »Da ist noch ein Mädchen besetzt, wir waren kurz zusammen, ich habe nicht unbedingt Lust, sie wieder zu treffen.
    Mein Vater nickte und konzentrierte sich auf sein Fischsteak. Dann sah er auf. »Nie daran gedacht, mal länger mit einem Mädchen zusammen zu bleiben? Ich meine, ich verstehe dich und Ole schon, ihr genießt eure Freiheit. Das habe ich in eurem Alter auch gemacht. Ihr solltet das den Mädchen

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