Lassie bei den Rangers - Schneestürme
Erst vorigen Winter hat er eine
ganze Gesellschaft quer durchs Gebirge geführt und zurück: hundertzwanzig
Fahrzeuge und fast zweihundert Insassen aus mehr als fünf Staaten. Ja, Parris
versteht sich aufs Organisieren!“
Und aufs
Wildern knurrte Corey in sich hinein. Hätte ein solcher Mann ihm wirklich etwas
nützen können? Nun, die Frage war müßig: Bestimmt hegte der Mann nun einen
heftigen Groll auf alle Ranger! Und auf Lassie! Lassen Sie ihm nur Zeit, bis er
sich ein bißchen abgeregt hat“, meinte der Sheriff. „Brad ist nämlich an sich
kein übler Bursche! In ein paar Tagen werde ich mal mit ihm reden. Vielleicht
macht er dann doch noch mit.“
Corey
nickte, war jedoch nicht davon überzeugt.
Am nächsten
Morgen, als die Sonnenstrahlen den grimmigsten Frost ein wenig bändigten, hielt
Corey etwa zehn Kilometer unterhalb des Wasserfalls. Während er seine
Ausrüstung sorgfältig überprüfte, drängte sich Lassie winselnd an ihn. Sie
konnte es gar nicht abwarten, bis sie nun gleich aus dem Jeep in den Motorschlitten
umsteigen würden.
Vor den
beiden wuchsen die Gipfel empor, zwischen denen die Straße ins Crystal Basin
führte. Der Schnee auf der Fahrbahn war von zahlreichen Schlitten
niedergepreßt; zu beiden Seiten aber dehnten sich unberührte Schneefelder, aus denen
die Spitzen der Büsche hervorragten.
Das Land war
Privatbesitz, deshalb hatte man es umzäunt. Doch jetzt im Winter verschwanden
die Zäune unter dem Schnee, und so bot sich dem Auge eine unversehrte Wildnis
dar. Jubelnd lenkte Corey seinen Schlitten mehrmals von der Straße ab in den
hohen Schnee und vergnügte sich an den stiebenden weißen Wolken. Endlich aber
wurde es Lassie zu dumm! Laut bellend beschwerte sie sich darüber, immer wieder
in wallende Kälte gehüllt zu werden.
Sechs
Sommerhäuschen lagen am Fuße des Wildcat-Falls; einige waren recht ansehnliche
Bauwerke. Langsam fuhr Corey um die kleine Ansiedlung herum. Alles schien in
bester Ordnung zu sein.
Nachdem er
auf der Straße einen knappen Kilometer weitergefahren war, traten die
Steilhänge der Berge ganz dicht an die Straße heran. Pete hatte ihn
ausdrücklich vor einer Stelle gewarnt, die von den Schlittenfahrern gefürchtet
wurde. Doch leider erkannte Corey sie zu spät!
Hier war auf
der Straße ein etwa ein Meter breiter Streifen vom Wind frei geweht worden,
während sich an der Innenseite der gestaute Schnee haushoch türmte. Die Spuren
der vorher hier gefahrenen Schlitten führten ziemlich dicht neben dem freien
Streifen dahin. Auch Corey folgte der Spur, jedoch zeigte sich schnell, daß der
Boden hier vereist war. So war es kein Wunder, daß der schwere Motorschlitten
nach außen zu rutschen begann — auf den Steilhang zu! Verzweifelt riß Corey das
Steuer herum. Der Schlitten glitt zur Seite.
Einen
winzigen Augenblick lang starrte Corey wie gebannt fast senkrecht auf unten
stehende Baumkronen hinunter. Dort unten, dreißig Meter tiefer, floß der
Crystal Creek. Doch im allerletzten Augenblick blieb die Zugmaschine am Rande
hängen; die Spitze der Vorderkufe ragte ins Nichts, ebenso wie Coreys linker
Ellbogen!
Doch
sogleich war er wieder flott. Und zum Glück erwies sich die gefährliche Strecke
als nur kurz. Bald fuhr der Schlitten wieder sicher über ausgefahrene
Fahrspuren.
Corey hielt
an und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Plötzlich zuckte er zusammen. Wo
war nur Lassie? Während des heftigen Rückens und Kurvens mußte sie
hinausgefallen oder hinausgesprungen sein!
Corey sprang
aus dem Sitz und wollte zurückrennen.
Doch da
erblickte er die Hündin: Noch bevor der Schlitten an den Rand rutschte, war sie
hinausgesprungen! Nun kämpfte sie sich verzweifelt aus der hohen Schneewand an
der Innenseite der Kurve hervor.
Kaum hatte
sie es geschafft, rutschte sie auf der gefrorenen Straße auf Corey zu und
schüttelte sich energisch den Schnee aus dem Fell.
„Am liebsten
wäre ich auch hinausgesprungen“, lachte Corey, während er ihr den Hals klopfte.
Er schaute
zurück. Nun erkannte er, daß sich unter einer ganz dünnen Schneedecke dickes
Eis gebildet hatte. Er nickte: Beim nächsten Mal würde er diese gefährliche
Stelle wiedererkennen.
Sie fuhren
weiter und erreichten bald das Ende der Schlucht. Vor ihnen weitete sich das
Tal, und durch die Lücken der rupdum wachsenden Bäume erblickte Corey
beschneite Hänge, die den Talkessel, Crystal Basin, umsäumten. Der Weg führte
vorbei an mehreren verfallenen Gebäuden und an einer
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