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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niccolò Ammaniti
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hatte.
    »Ich habe Ihr Buch gelesen. Ein bisschen in Eile, im Flugzeug, ich entschuldige mich dafür …«
    Fabrizio entwich ein ersticktes »Und?«. Er war kurz davor, das Urteil des Nobelpreisträgers zu hören. Des wichtigsten Schriftstellers der Welt. Desjenigen, der die besten Rezensionen der letzten zehn Jahre bekommen hatte. Ein Teil seines Hirns fragte sich, ob er es wirklich hören wollte.
    Er fand es bestimmt furchtbar.
    »Es hat mir gefallen. Sehr.«
    Fabrizio Ciba spürte, wie ein wohliges Gefühl durch seinen Körper strömte. Ein ähnliches Gefühl, wie es Drogenabhängige empfinden, wenn sie sich Heroin guter Qualität spritzen. Eine Art wohltuende Wärme, die über den Nacken kribbelte, den Unterkiefer entlangkroch, seine Augenlider schloss, zwischen Zahnfleisch und Zähne floss, durch die Luftröhre nach unten ging, heiß und angenehm wie Wick VapoRub vom Brustbein über die Rippen zum Rücken ausstrahlte und von einem Wirbel zum nächsten bis zum Becken hüpfte. Der Schließmuskel zuckte, während seine Armhärchen sich aufstellten. Es war wie eine warme Dusche, ohne dass man nass wurde. Besser. Eine Massage, ohne berührt zu werden. Während dieser physiologischen Reaktion, die ungefähr fünf Sekunden dauerte, war Fabrizio blind und taub, und als er endlich in die Realität zurückkehrte, hörte er Sawhney sprechen.
    »… Orte, Umstände und Personen wissen nichts von der Kraft, die sie hinwegfegt. Meinen Sie nicht auch?«
    »Ja, natürlich«, antwortete er. Er hatte kein Wort gehört. »Danke. Ich freue mich sehr.«
    »Sie verstehen es, den Leser anzusprechen, die besten Saiten seiner Empfindungen zum Klingen zu bringen. Ich würde gern etwas Längeres von Ihnen lesen.«
    »Die Löwengrube ist das Umfangreichste, was ich bisher geschrieben habe. Vor Kurzem« – in Wirklichkeit waren es ungefähr fünf Jahre – »habe ich einen weiteren Roman geschrieben, Nestors Traum, aber der ist auch ziemlich schmal.«
    »Wieso trauen Sie sich nicht mehr zu? Die Ausdrucksmittel dazu haben Sie jedenfalls. Sie brauchen keine Angst zu haben. Lassen Sie sich gehen. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, bremsen Sie sich nicht, lassen Sie sich vom Erzählfluss mitreißen.«
    Fabrizio musste sich zurückhalten, um diesem teuren verehrungswürdigen Alten nicht um den Hals zu fallen. Wie wahr und richtig es war, was er sagte. Er wusste, dass er DEN GROSSEN ROMAN schreiben konnte. Oder besser: DEN GROSSEN ITALIENISCHEN ROMAN, etwas in der Art von Die Verlobten, den RomSean, den die Kritiker in der zeitgenössischen Literatur vermissten. Nach diversen Versuchen arbeitete er seit einer Weile an der einer sardischen Familiesaga, vom 16.Jahrhundert bis heute. Ein ehrgeiziges Projekt, das aber entschieden mehr Power hatte als der Gattopardo oder Die Vizekönige.
    Beinah hätte er Sawhney davon erzählt, doch eine Art von Scham hielt ihn zurück. Er fühlte sich verpflichtet, die Komplimente zu erwidern, und begann, irgendetwas zu erfinden: »Ich möchte Ihnen auf jeden Fall noch sagen, dass mich Ihr Buch buchstäblich begeistert hat. Was für ein außergewöhnlich organisches Buch und die Handlung ist so dicht. Wie machen Sie das? Was ist Ihr Geheimnis? Es steckt eine dramatische Energie darin, die mich über Wochen erschüttert hat. Der Leser ist nicht nur aufgerufen, sich mit dem Gewissen und der Unschuld dieser starken weiblichen Figuren auseinanderzusetzen, sondern wird durch ihre Geschichte, wie soll ich sagen … Ja, der Leser kann nicht umhin, seinen Blick von den Seiten des Buchs auf die eigene Realität zu richten.«
    »Danke«, sagte der Inder. »Wie schön, sich gegenseitig Komplimente zu machen.«
    Die beiden Schriftsteller brachen in Lachen aus.

9 Der Führer der Bestien saß am Küchentisch und aß einen Teller Lasagne, die in einem Teich aufgewärmter Bechamelsauce schwamm. Ihm war übel, aber er musste so tun, als hätte er noch nicht zu Abend gegessen.
    Serena stützte die Füße auf die Spülmaschine und lackierte sich die Zehennägel. Wie immer hatte sie mit dem Essen nicht auf ihn gewartet. Im Fernseher lief Wer wird Millionär?, Saverios Lieblingssendung, nach Misteri auf Rai Tre. Doch mit seinen Gedanken war der Führer der Bestien ganz woanders. Er musste immer wieder an das Telefongespräch mit Kurtz Minetti denken.
    Super, ich bin einfach Spitze. Er wischte sich mit der Serviette den Mund ab. Wie war das noch, was habe ich zu ihm gesagt? Nein. Ich bin nicht interessiert. Welcher andere Satanist

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